Kaiserslautern

LE019 Kaiserslautern


Kaiserslautern


Bezeichnung
"Kodenhaus", "Leprosenspital", "Feldsiechenhaus", "Gutleutehaus", "die armen elenden feldsiechen im Koden", "Kotten"

Topographische Lage
An der Stelle der heutigen Apostelkirche vor der "Kernst-" bzw. "Kerschpforte" der Stadtbefestigung. Das Leprosorium war für einen großen vorstädtischen Bezirk namensgebend: Das "Kottenfeld" (1600) lag auf dem "Kottenberg" (1590 und 1600), den man durch die "Kottenhohl" (1743) erreichte. Noch heute heißt dieser Stadtteil "Kotten"

Urkundliche Ersterwähnung
Vermutlich 1348/49; gesichert 1350 durch die Feldsiechenordnung

Kapelle
Eine eigene Kapelle ist nicht belegt; möglicherweise bestand ein Kapellen¬raum. Zum Leprosorium gehörte ein Friedhof. Der Feldsiechensammler betätigte sich auch als Totengräber. Er erhielt für jedes Begräbnis 12 Pfennige

Seelsorge
Trotz fehlender Kapelle wurde den Bewohnern des Leprosoriums die Kommunion ermöglicht. Dies ergibt sich aus der Feldsiechenordnung von ca. 1350. Darin wird dem Feldsiechensammler aufgetragen, zum Kommuniongang ein Handtuch auf die Lade zu legen und Wasser und Wein bereitzustellen. Vor dem Empfang der Sakramente sollte stets ein Hausputz durchgeführt werden. Messen sind nicht dokumentiert, möglicherweise gab es Oratorien, da zum Leprosorium auch ein geweihter Friedhof gehörte. Es konnte auch die Beichte abgenommen werden.

Insassen
1566: Ein Ratsprotokoll enthält einen Antrag zur Aufnahme ins Leprosorium.

Verwaltung
Durch die Stadt. Ein Stadtrat bekleidete das Spend-, Koden- und Betrißenamt (Betrißen = Bettlägrige). Um 1350: Verwaltung vor Ort durch einen Aufseher und einen Schellenknecht, den sogenannten "Sammler"; in der überlieferten Ordnung werden diese angewiesen, das Haus zu warten, die Leprosen zu pflegen und verstorbene Bewohner zu bestatten. 1538 gab es einen Feldsiechenpfleger namens Clos Fischer.

Stiftungen und Schenkungen, Einkünfte und Besitz
Almosen wurden durch einen Schellenknecht gesammelt. Dieser wurde nach der um 1350 datierten Ordnung vom Rat der Stadt ernannt und mußte einen Reliquieneid ablegen. Dreimal pro Woche sammelte er im Stadtgebiet von Haus zu Haus Almosen. Nach jeder Sammeltour durfte er fünf Almosen aussuchen und für sich behalten, zusätzlich von gespendeten Eiern jeweils zwei.

An Sonn- und Feiertagen stellte er eine Schüssel für Almosen auf den Friedhof bei der Kirche. Für seinen Dienst erhielt er einen jährlichen Lohn von sechs Pfund Heller, sowie ein Paar Schuhe oder ersatzweise 5 Schilling Heller. Eine weitere Aufgabe bestand darin, beim Einfangen entlaufener Tiere zu helfen. Demnach besaßen die Leprosen auf ihrem Hof einige Nutztiere, die sie zur Selbstversorgung hielten.

Lepraschau
1461: Ein Barbier mißbrauchte seine Pflicht, lepraverdächtige Personen vor dem städtischen Rat zur Anzeige zu bringen. Er konfrontierte von ihm behan¬delte Personen mit einer falschen Lepradiagnose und ließ sich sein Schweigen anschließend bezahlen. Nach Aufdeckung der Erpressungen erhielt er Leibes- und Ehrenstrafen; so mußte er mit einem Schandhut am Pranger stehen, wurde gebrandmarkt, mit Rutenschlägen aus der Stadt getrieben und verbannt. 1547: Besehung der Kaiserslauterer Bürgerin Anna, Ehefrau des Nicolaus Heutmacher, im städtischen Auftrag durch eine Lepraschaukommission in Speyer; der Lepraschaubrief datiert vom 15. Dezember.

Beteiligt waren der Magister Hubert Stritter, ein Gelehrter und Doktor der Medizin, der Scherer Jakob Kneip, der Siegelführer des Offizials Nikolas Bauer und Johannes Walsburger, der Vertreter der Speyerer Bürgerschaft. Da ein endgültiges Urteil nicht möglich war, wurde die Probandin zum Fest der Apostel Philippus und Jakobus am 1. Mai des nächsten Jahres zu einer erneuten Besehung einbestellt. 1620: Besehung einer Bürgerin durch einen Arzt und einen Bader; bis ein sicheres Untersuchungsergebnis möglich war, mußte sie wie in Quarantäne in einem speziellen Zimmer leben.

Schließung
14. September 1698: Verkauf der Steine des verfallenen Leprosenhauses an Konrad Busch für 1½ Gulden.

- Top -

Literatur


Christmann/Friedel, Kaiserslautern, 530;

Dolch/Münch, Urkundenbuch Kaiserslautern 2, 188f., Nr. 155a.;

Frohn, Aussatz (Rheinland), 72;

Keyser, Städtebuch Rheinland-Pfalz u. Saarland, 175;

Lehmann, Urkundliche Geschichte, 38;

Münch, Lepraexamen, 125-130;

Staerk, Gutleuthäuser, 545;

Zink, Kaiserslautern, 327; schriftliche Mitteilung des Stadtarchivs Kaiserslautern vom 19. Mai 1981.

FaLang translation system by Faboba