Einkaufen und Shoppen

Christian Wille

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Einkaufen und Shoppen gehören zu den am häufigsten grenzüberschreitend ausgeführten Alltagspraktiken, was Affolderbach (2013: 131) folgendermaßen beschreibt: „The Greater Region is characterized by high-levels of cross-border consumption stimulated by regional disparities […], in particular between Luxembourg and its neighboring regions“.

Bevor auf die hier angedeuteten Gründe eingegangen wird, werden die Praktiken des Einkaufens und Shoppens separat vorgestellt, auch wenn diese zum Teil von ähnlichen Faktoren beeinflusst und im Alltag oft nicht trennscharf vollzogen werden.

Ihre analytische Unterscheidung aber hilft grenzüberschreitende Konsumpraktiken im Hinblick auf die pragmatische Versorgung mit Produkten des täglichen Bedarfs (Einkaufen) und im Hinblick auf Freizeit und Erleben (Shoppen) zu thematisieren (vgl. auch Spierings/van der Velde 2013).

Karte: Grenzüberschreitende Alltagspraktiken

Karte: Grenzüberschreitende Alltagspraktiken

Christian Wille, Université du Luxembourg

Am grenzüberschreitenden Einkaufsverhalten der Einwohner der Großregion SaarLorLux zeichnen sich verschiedene Mobilitätsströme ab (vgl. Tab. 2): So wird der grenzüberschreitende Einkauf von den Einwohnern der angrenzenden Länder besonders oft in Luxemburg erledigt, v.a. von den Einwohnern der frankophonen Nachbarregionen (vgl. auch Cavet/Fehlen/Gengler 2006: 56). Umgekehrt wiederum kaufen die Einwohner des Großherzogtums im Vergleich der Teilgebiete am häufigsten in den angrenzenden Ländern ein.

Dabei versorgen sich die in Ostluxemburg wohnenden Befragten bevorzugt in Deutschland, die Befragten aus Südluxemburg in erster Linie in Frankreich und die in Nordluxemburg lebenden Befragten v.a. in Belgien mit Waren des täglichen Bedarfs. Neben ökonomischen Überlegungen spielen dabei soziokulturelle Aspekte eine Rolle, wenn etwa Luxemburger Deutschland zum Einkaufen signifikant präferieren und die ansässigen Ausländer das französischsprachige Frankreich und Belgien signifikant vorziehen (vgl. Wille/Reckinger/Kmec/Hesse 2014).

Tabelle 2: Räumliche Verteilung der Praktik ‚Einkaufen’ (täglicher Bedarf) und ‚Shoppen’ nach Wohnregionen der Befragten in % (Mehrfachnennungen) (Wille/Reckinger/Kmec/Hesse 2014)

Ein nicht unerheblicher Anteil der Bevölkerung der Großregion SaarLorLux erledigt den Einkauf auch im benachbarten Deutschland. Besonders beliebt sind die beiden Bundesländer bei der Luxemburger Wohnbevölkerung, gefolgt von den Einwohnern Lothringens.

Dieser Befund wird von Cavet/Fehlen/Gengler (2006: 55) gestützt, wobei anzunehmen ist, dass die Einwohner Luxemburgs – aufgrund der Einkaufsmöglichkeiten und geographischen Nähe – eher Rheinland-Pfalz und die Einwohner Lothringens – von denen knapp 18.000 Personen als Grenzpendler im Saarland arbeiten (vgl. IBA 2014a: 9) – eher das Bundesland an der Saar aufsuchen. Lediglich 10% der Befragten aus Wallonien fahren auch ins angrenzende Deutschland, wo sie vermutlich überwiegend in Rheinland-Pfalz einkaufen (vgl. auch Cavet/Fehlen/Gengler 2006: 55).

Das angrenzende Frankreich nimmt Platz drei der beliebtesten Einkaufsdestinationen ein und steht ähnlich intensiv im Schnittpunkt der Konsumentenströme aus Wallonien und Luxemburg. Für die Einwohner von Rheinland-Pfalz spielt – im Gegensatz zu den Einwohnern des Saarlandes – das angrenzende Frankreich eine nachrangige Rolle bei der Erledigung von Einkäufen. Das angrenzende Belgien schließlich wird mit Ausnahme der Einwohner Luxemburgs äußerst selten zum Einkaufen aufgesucht (vgl. auch Cavet/Fehlen/Gengler 2006: 55).

Werden nun die grenzüberschreitenden Mobilitätsströme im Kontext des freizeitorientierten Shoppens betrachtet, so zeichnen sich ähnliche räumliche Schwerpunkte ab wie bei der Praktik des Einkaufens (vgl. Tab. 2). 68% der Luxemburger Wohnbevölkerung geben an in Deutschland zu shoppen, womit mehr Personen aus dem Großherzogtum im angrenzenden Ausland – vermutlich in Rheinland-Pfalz – shoppen als im Wohnland. Die Präferenz für das grenzüberschreitende Shoppen lässt sich auf Personen mit luxemburgischer Nationalität eingrenzen, ziehen sie im Vergleich zu den im Großherzogtum ansässigen Ausländern doch Deutschland als Shoppingdestination signifikant häufiger vor.

Außerdem gibt nur die Hälfte (50%) der Luxemburger an im Großherzogtum – also im Wohnland – zu shoppen, hingegen trifft dies auf zwei Drittel (60%) der dort ansässigen Ausländer zu (vgl. Wille/Reckinger/Kmec/Hesse 2014). Anzumerken ist ferner, dass insgesamt mehr Befragte in einer Nachbarregion shoppen als dort einkaufen. Dies zeigt, dass grenzüberschreitende Konsumpraktiken nicht ausschließlich kostennutzenorientiert, sondern mindestens gleichermaßen freizeit- und erlebnisorientiert sind.

Diese Unterscheidung lässt sich aufgrund der Datenlage nicht aufrechterhalten, wenn danach gefragt wird, welche Produkte in den angrenzenden Ländern erworben werden. Hinsichtlich grenzüberschreitender Konsumpraktiken im Allgemeinen stellen Cavet/Fehlen/Gengler (2006: 57) bei den Einwohnern der beiden Bundesländer und der frankophonen Teilgebiete ein ähnliches Konsumverhalten fest:

Während sich Saarländer und Rheinland-Pfälzer in den angrenzenden Regionen hauptsächlich mit Lebens- und Genussmitteln versorgen (Lebensmittel, Tabak, Alkohol, Frischwaren, Benzin, Kaffee), kommen bei Lothringern und Wallonen Kleidung, Schuhe, Haus-/Gartenartikel und Kfz-Zubehör dazu.

Luxemburger, so Cavet/Fehlen/Gengler (2006: 58) weiter, kaufen in den Nachbarregionen hauptsächlich Kleidung, Schuhe, Lebensmittel, Haus-/Gartenartikel (v.a. Möbel), Kfz-Zubehör und Unterhaltungsmedien (Bücher, CDs, DVDs). Über die Einwohner Luxemburgs ist außerdem bekannt, dass sie im Jahr 2009 im Schnitt 11% ihrer Haushaltsausgaben im (angrenzenden) Ausland tätigten, was 514 EUR pro Monat bzw. 6.000 EUR pro Jahr entspricht. Dabei handelte es sich v.a. um Ausgaben für Restaurant- und Hotelbesuche (30%), Kleidung und Schuhe (17%), Freizeit und Kultur (13,4%), Einrichtungsgegenstände, Haushaltswaren und Wartungsarbeiten am Haus (12,9%).

The Style Outlets, Zweibrücken, wurde 2001 auf dem Konversionsgelände eines ehemaligen amerikanischen Militärflugplatzes eröffnet. Das Factory-Outlet-Center ist eines der größten in Deutschland und zieht Kunden aus der gesamten Großregion und noch weit darüber hinaus an.
Foto: © NEINVER

Hierbei gaben die ansässigen Ausländer deutlich mehr für Lebensmittel aus und die Luxemburger v.a. für Kleidung, Einrichtungsgegenstände und Restaurant-/Hotelbesuche (vgl. STATEC 2011: 14ff.). Dieser Befund stützt Wille/Reckinger/Kmec/Hesse (2014) in dem obigen Ergebnis, demzufolge die grenzüberschreitenden Konsumpraktiken von Luxemburgern offenbar stärker freizeit- und erlebnisorientiert sind als die der im Großherzogtum ansässigen Ausländer.

Gleichzeitig ist Luxemburg selbst eine beliebte Destination für das grenzüberschreitende Einkaufen und Shoppen, was oben mit dem bemerkenswerten Grenzpendleraufkommen begründet wurde. Jeder der 160.000 Pendler (vgl. IBA 2014a: 9) gab im Jahr 2007 im Großherzogtum im Schnitt 9.076 EUR aus, d.h. 1,22 Milliarden EUR. Dabei handelte es sich um Ausgaben für Produkte des täglichen Bedarfs (37%) (inkl. Kleidung, Haushaltswaren), gefolgt von besonders besteuerten Produkten (30%) (Kraftstoff, Tabak, Alkohol), selteneren bzw. größeren Ausgaben (22%) (Pkw, Reisen) und unvermeidbaren Ausgaben (11%) (Transport, Verpflegung, Bildung, Pkw-Reparatur und -Wartung, Gesundheit) (vgl. Zanardelli/Genevois/Schuller 2012: 49ff.). Die Konsumpraktiken der in Luxemburg beschäftigten Grenzpendler am Arbeitsort konzentrieren sich demnach auf die Versorgung mit Produkten des täglichen Bedarfs und auf Produkte mit besonderer Besteuerung.

Die Möbelfundgrube in Saarbrücken hat einen hohen Anteil von Kunden aus dem benachbarten Lothringen
Foto: Helfer 2016

Schließlich ist auf die Gründe grenzüberschreitender Konsumpraktiken in der Großregion SaarLorLux einzugehen. Dabei kann zwischen vier Motivlagen unterschieden werden, die im Alltag ineinandergreifen. Ein erwartungsgemäß starkes Motiv für das Einkaufen und/oder Shoppen in einer Nachbarregion ist der (1) Preisvorteil, der sich im Vergleich zum Preisniveau der Wohnregion ergibt. Das Argument der Kostenersparnis spielt besonders für die Einwohner Walloniens und Lothringens eine Rolle, weniger für die Einwohner Luxemburgs (vgl. Cavet/Fehlen/Gengler 2006: 59).

Diese Gewichtung erschließt sich angesichts des zwischen den jeweiligen Teilgebieten disparaten Kaufkraftniveaus sowie der Unterschiede im Preisniveau bzw. in der Besteuerung. So erreichen die Haushalte in Luxemburg im Jahr 2011 das höchste Pro-Kopf-Einkommen (29.808 EUR) in der Großregion SaarLorLux, das – hier ungeachtet der Preisbereinigung – zur Erklärung der ausgeprägten grenzüberschreitenden Shoppingaktivitäten herangezogen werden kann.

Die Haushalte in Lothringen (18.013 EUR) und Wallonien (16.998 EUR) hingegen verfügen über das niedrigste Pro-Kopf-Einkommen für Konsum- oder Sparzwecke (vgl. IBA 2014b: 59), weshalb das Argument der Kostenersparnis hier vermutlich stärker durchschlägt.

Damit im Zusammenhang steht das Preisniveau in den jeweiligen Teilgebieten, das in einer Studie des luxemburgischen Wirtschaftsministeriums untersucht wird. Sie zeigt anhand von 98 Produkten, dass das Preisniveau in Belgien und Luxemburg am höchsten liegt und Frankreich und Deutschland sich unter dem großregionalen Mittel bewegen (vgl. Ministère de l’Economie 2014: 15). Dabei sind im großregionalen Vergleich (a) Lebensmittel in Frankreich am günstigsten (v.a. Kindernahrung und Konditoreiwaren); in Luxemburg und Belgien liegen die Lebensmittelpreise über dem Durchschnitt (v.a. bei Kindernahrung und Fertiggerichten). Auch das Preisniveau für (b) Frischwaren liegt in Luxemburg (v.a. Fleisch- und Wurstwaren) und Belgien (v.a. Joghurt- und Milchprodukte) deutlich über dem großregionalen Mittel.

In Frankreich (außer Fleisch) und Deutschland (v.a. Fleisch) hingegen werden Frischwaren am günstigsten angeboten. Die Preise für (c) Getränke sind besonders hoch in Belgien (v.a. Wein), am niedrigsten in Luxemburg (v.a. alkoholische Getränke). Deutschland liegt zwar im großregionalen Mittel, jedoch fallen die Preise für Wasser hier vergleichsweise hoch aus. Schließlich sind (d) Drogerie-/Hygieneartikel in Luxemburg und Belgien (v.a. jeweils Babybedarf) besonders teuer; in Deutschland können diese Artikel deutlich günstiger eingekauft werden (vgl. ebd.: 15ff.).

Eine weitere Besonderheit ist die relativ niedrige Besteuerung von Kraftstoff, Tabakwaren, Spirituosen und Kaffee in Luxemburg. Für grenzüberschreitende Konsumpraktiken ausschlaggebend ist der sich daraus ergebende günstige Preis für diese Produkte, der zu einer starken Konzentration von Tankstellen mit florierendem Beigeschäft entlang der luxemburgischen Grenze geführt hat. Je nach Herkunftsregion können die Einwohner der Großregion SaarLorLux mit dem Einkauf in Luxemburg zwischen 15 und 20 Cent pro Liter Kraftstoff, zwischen 11 und 13 EUR pro Stange Zigaretten und zwischen 0,90 und 1,90 EUR pro Pfund Kaffee sparen (vgl. Ullrich 2009).

Die Tankstellen, die mit dem Beigeschäft bis zu 50% des Gesamtumsatzes abdecken, haben sich auf die Unterschiede in der Besteuerung und auf die daraus resultierende Nachfrage eingestellt: Neben dem generell großen Angebot von bis zu 180 Tabakwaren bieten die Tankstellen-Shops entlang der Grenze zu Belgien und Frankreich v.a. Spirituosen an; die Tankstellen-Shops entlang der Grenze zu Deutschland warten mit bis zu 200 verschiedenen Kaffeeprodukten auf.

Die im angrenzenden Ausland vorzufindende ‚andere’ (2) Produktpalette – als ein weiterer Grund für grenzüberschreitende Konsumpraktiken – zieht v.a. die Einwohner Luxemburgs an, für die auch die Qualität und der Service eine größere Rolle spielen als für die Einwohner der sonstigen Teilgebiete (vgl. Cavet/Fehlen/Gengler 2006: 59). Letztere führen in einer Interviewserie bei Wille/Reckinger/Kmec/Hesse (2014) die regelmäßig aufgesuchten Supermärkte/Discounter, Großmärkte, Kaufhäuser oder Outlet-Center im Ausland an – darunter auch die bei Evrard/Schulz (2015) kartografierten Einkaufszentren nahe der luxemburgischen Grenze – und die dort gekauften Produkte:

Möbel und Küchen, Garten- und Heimwerkerbedarf, Brezeln, Windeln, Pflanzen, Schuhe, Textilien, Wein, Käse, Fisch u.v.m. Von den Einwohnern des Saarlandes wird besonders das Angebot in französischen Großmärkten geschätzt und die dort angebotenen Frischwaren. Dies könnte die große Bedeutung der Produktqualität für den grenzüberschreitenden Einkauf der Einwohner des Saarlandes erklären, die bei Cavet/Fehlen/Gengler (2006: 59) angegeben wird und die Scholz (2011) mit Blick auf Jugendliche thematisiert:

Der IKEA-Möbelmarkt im belgischen Arlon-Sterpenich wurde unmittelbar an der Grenze des Großherzogtums Luxemburg errichtet und wird von den Luxemburgern häufig besucht
Foto: Helfer 2009

Während viele französische Schüler aus den grenznahen Gymnasien „zum Einkaufsbummel“ nach Saarbrücken oder in die Städte Saarlouis und Neunkirchen fahren, üben die französischen Hypermarchés auf deutsche Schüler eine hohe Anziehungskraft aus, „die mit ihrem breiten Sortiment und französischen kulinarischen Spezialitäten häufig das Ziel deutscher Besucher sind“ (Scholz 2011: 175).

Eine weitere Motivlage für grenzüberschreitende Konsumpraktiken ist in der Suche nach (3) Abwechslung und Erlebnissen zu sehen, die – „um mal was Anderes zu erleben“ – mit einem anderen Warenangebot und dem Ausflugscharakter von grenzüberschreitenden Einkaufs-/Shoppingtouren verbunden wird. Einige der Befragten bei Cavet/Fehlen/Gengler (2006: 59) und Wille/Reckinger/Kmec/Hesse (2014) kombinieren den grenzüberschreitenden Einkauf z.B. mit dem Besuch von Freunden und Bekannten, mit Stadtbesichtigungen, mit Spaziergängen oder mit der Möglichkeit „mal Deutsch zu hören und zu sprechen“.

Im Zusammenhang mit dem Kauf von Kraftstoff und Genusswaren in Luxemburg berichten einige Einwohner der Großregion SaarLorLux aus ihrer Kindheit und aktuellen Lebensphase von regelmäßigen Sonntagsausflügen an eine Tankstelle im Großherzogtum (vgl. auch Scholz 2011: 175ff.); oder wie es Ullrich (2009) pointiert formuliert: „Tankausflüge nach Luxemburg [werden] gerne mit Erholung und Freizeitgestaltung kombiniert.“

Der große Tankstellenshop an der Autobahntankstelle Aire de Wasserbillig richtet sich mit seinem umfangreichen Angebot an Tabakwaren und Kaffee insbesondere an deutsche Kunden
Foto: Ullrich 2009

Schließlich spielen eine Reihe (4) praktischer Aspekte für grenzüberschreitende Konsumpraktiken eine Rolle. So ist zunächst an die oben erwähnten Mobilitätsphänomene zu erinnern, wenn Befragte angeben im angrenzenden Ausland einzukaufen, „wenn sie gerade vorbeikommen“ (Wille/Reckinger/Kmec/Hesse 2014) oder „gelegentlich nach der Arbeit“ (Cavet/Fehlen/Gengler 2006: 59).

Die sich also ‚ergebende’ Alltagspraktik verweist auf grenzüberschreitende Mobilitäten im Kontext von Arbeiten und Wohnen, gleichzeitig auf die Großregion SaarLorLux als grenzüberschreitende Lebenswirklichkeit.

Dafür idealtypisch steht die Gruppe der Grenzpendler, für die bestimmte Geschäfte oft ‚auf dem Weg’ liegen und die die meisten Ausgaben – im Fall von Luxemburg – für Produkte des täglichen Bedarfs aufwenden. Dieses Kaufverhalten unterliegt Zanardelli/Genevois/Schuller (2012: 51) zufolge weniger rationalen Kosten-Nutzen-Überlegungen denn vielmehr routinisierten und alltagsrelevanten Konsumgewohnheiten.

Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass die Konsumausgaben der Grenzpendler in Luxemburg mit zunehmender Distanz zwischen Arbeits- und Wohnort abnehmen (vgl. Mathä/Porpiglia/Ziegelmeyer 2014: 4), dass viele Grenzpendler durch das Einkaufen am Arbeitsort Zeit sparen und dass die Geschäfte am Wohnort der Grenzpendler teilweise schon geschlossen sind, wenn sie am Abend nach Hause kommen (vgl. Wille 2012: 301).

Die Öffnungszeiten sind somit ein weiterer praktischer Aspekt – auch für die befragten Einwohner Luxemburgs bei Wille/Reckinger/Kmec/Hesse (2014), die angeben, an Feiertagen die Shoppingmöglichkeiten im angrenzenden Ausland zu nutzen; oder wenn die Confédération Luxembourgeoise du Commerce (CLC) generell feststellt: „Les heures d’ouverture des magasins au Luxembourg [sont] mal adaptées au rythme de vie des personnes“ (STATEC 2011: 15).

Ferner werden vom CLC sprachenbedingte Probleme im Großherzogtum als Grund für grenzüberschreitende Konsumpraktiken genannt: „problèmes de langue qui rendent difficile la communication avec le personnel travaillant dans les magasins“ (STATEC 2011: 15). Da die meisten in Luxemburg beschäftigten Grenzpendler aus Frankreich kommen, wird Französisch immer häufiger als lingua franca zwischen den Sprachgruppen genutzt, die im Großherzogtum arbeiten (vgl. Horner/Weber 2008: 87).

Die Sprachensituation in Luxemburg ist daher von einem verbreiteten Gebrauch des Französischen geprägt, weshalb einige Einwohner Luxemburgs die Nachbarregionen im Ausland vorziehen, um Verkaufs- bzw. Beratungsgespräche z. B. in deutscher Sprache führen zu können (vgl. Wille/Reckinger/Kmec/Hesse 2014). In diesem Zusammenhang ist generell festzuhalten, dass grenzüberschreitende Konsumpraktiken wahrscheinlicher sind, wenn die Sprachen der angrenzenden Teilgebiete beherrscht werden (vgl. Cavet/Fehlen/Gengler 2006: 56).

Insgesamt, so kann resümiert werden, shoppen die Einwohner der Großregion SaarLorLux häufiger in einer angrenzenden Region als sie dort einkaufen. Dies verweist auf eine ausgeprägte Erlebnisorientierung – insbesondere unter Luxemburgern –, wenngleich grenzüberschreitende Konsumpraktiken von vielen Befragten – darunter v.a. Grenzpendler – zum Zweck der Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs ausgeführt werden.

So kaufen die Einwohner der beiden deutschen Bundesländer in erster Linie Lebensmittel und Genusswaren im angrenzenden Ausland, bei den Einwohnern der frankophonen Teilgebiete kommen Haushaltswaren und Textilien dazu und die Einwohner Luxemburgs insgesamt weisen keinen spezifischen Schwerpunkt auf.

Luxemburger Kunden spielen eine zentrale Rolle für den Einzelhandel im nahe gelegenen Trier
Foto: © Tourist Information Trier Stadt & Land e.V. 2006 

Die Gründe für grenzüberschreitende Konsumpraktiken reichen von praktischen Aspekten, Erlebnisorientierung über Produktvielfalt bis zum Preisvorteil, der sich vergleichend und aus dem Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren ergibt. Zwar lassen sich Tendenzen erkennen, in welchen Teilgebieten generell günstiger als in anderen eingekauft bzw. geshoppt werden kann, der Vergleich bestimmter Produkte ist hier aber aufschlussreicher.

So kann es sich z.B. lohnen Lebensmittel und Frischwaren eher in Frankreich, (alkoholische) Getränke, Kraftstoff, Kaffee- und Tabakwaren eher in Luxemburg und Drogerie-/Hygieneartikel eher in Deutschland einzukaufen.