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Öffentliches Gesundheitswesen

 

Ines Krumm

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Strukturen des Gesundheitswesens
Die Portraits des Gesundheitswesens in den einzelnen Teilregionen der Großregion machen zum Teil erhebliche Differenzen deutlich.

Während Luxemburg etwa bei der Zahl der Ärzte je Einwohner am schlechtesten abschneidet und das Saarland am besten, ist es bei den Zahnärzten genau umgekehrt.

Mit teuren Spezialgeräten ist das Saarland am besten ausgestattet, Lothringen und Rheinland-Pfalz dagegen schlechter.

Die jeweiligen Charakteristika werden durch die nationale Gesundheitspolitik und die historische und kulturelle Prägung des Sozialsystems verursacht.

Sowohl aus den sichtbar werdenden Gemeinsamkeiten als auch den Unterschieden können Ansätze zur Zusammenarbeit entstehen.

Karte: Öffentliches Gesundheitswesen

Karte: Öffentliches Gesundheitswesen

Ines Krumm, Universität des Saarlandes

Anzahl der Ärzte, Hausärzte und Zahnärzte, absolut und je 100 000 Einwohner
Quellen: Gesundheitsberichterstattung Saarland 2006, Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz 2008, DRASS/DDASS 2009, Ministère de la Santé 2007, SPF Santé Publique 2007a,b,c

Ärzte
Bereits bei der Dichte der Ärzte gibt es deutliche Unterschiede in den Teilregionen der Großregion:

Die niedrigste Dichte bietet das Großherzogtum Luxemburg, dessen 1 355 Ärzte - davon 426 Allgemeinmediziner - einer Anzahl von 289 Ärzten je 100 000 Einwohner entsprechen.

In Lothringen gibt es 305 Ärzte auf 100 000 Einwohner, die 7 134 Ärzten - davon 3 609 Allgemeinmedizinern - entsprechen. Deutlich mehr Ärzte gibt es in den anderen drei Regionen:

Etwa gleichauf liegt die Ärztedichte in Wallonien und Rheinland-Pfalz mit 371 bzw. 372 Ärzten auf 100 000 Einwohner. Wallonien verfügt über 12 831 Ärzte - davon 5 136 Allgemeinmediziner -, Rheinland-Pfalz über 8 506 Ärzte bzw. 2 703 Allgemeinärzte. Die höchste Ärztedichte findet sich im Saarland mit 382 Ärzten auf 100 000 Einwohner. Es gibt dort 3 990 Ärzte, davon 731 Allgemeinmediziner.

Bemerkenswert ist der z.T. erheblich unterschiedliche Anteil der Allgemeinmediziner an allen Ärzten: Während er in Lothringen 50% ausmacht, sind es in Wallonien 40%, in Rheinland-Pfalz und in Luxemburg 31% und im Saarland sogar nur 18%. 

Zahnärzte
Deutlich anders als bei den Ärzten sieht es beim Vergleich der Dichte der Zahnärzte aus: Die meisten Zahnärzte je 100 000 Einwohner verzeichnet Luxemburg mit 77 bei 362 Zahnärzten insgesamt (2006).

Es folgen Wallonien mit 72 auf 100 000 Einwohner bei 2 484 Zahnärzten insgesamt (2007) und Lothringen mit 64 Zahnärzten je 100 000 Einwohner bei einer absoluten Zahl von 1 488 Zahnärzten (2008).

Die schwächste Versorgung findet sich in Rheinland-Pfalz und dem Saarland mit nur 58 bzw. 55 Zahnärzten je 100 000 Einwohner. Rheinland-Pfalz verfügt über 2 332 Zahnärzte (2007), das Saarland über 572 (2008).

Stationäre Einrichtungen
Die mit Abstand höchste Bettendichte in der Großregion verzeichnet das Saarland, das in seinen 47 stationären Einrichtungen - davon 22 Allgemeinkrankenhäuser - über 9 921 Betten verfügt (2007). Dies entspricht nur 104 Einwohnern je Bett.

Es folgt das Großherzogtum Luxemburg mit 151 Einwohnern je Bett. In 22 stationären Einrichtungen, davon die Hälfte Allgemeinkrankenhäuser, werden 3 319 Betten angeboten (2009).

Rheinland-Pfalz liegt mit 34 245 Betten (2007) in 183 Einrichtungen - davon 84 Allgemeinkrankenhäuser - im Mittelfeld: Die Bettendichte liegt bei 165 Einwohnern je Bett.

In Wallonien, das über 20 802 Betten (2009) in 113 Einrichtungen - davon 62 Allgemeinkrankenhäuser - verfügt, erreicht eine Bettendichte von 169.

In Lothringen wird mit 179 Einwohnern je Bett die geringste Bettendichte in der Großregion erreicht. Sie ergibt sich aus 16 152 Betten in 125 Einrichtungen, davon 78 Allgemeinkrankenhäusern (2009).

Krankenhausstruktur der Großregion im Vergleich

Zahl der Krankenhäuser, Betten und  Einwohner pro Bett in den Teilregionen
Quellen: Statistische Ämter 2009, DRASS/DDASS 2007, S.C.L 2009, SPF Santé Publique 2009

Auch die Anzahl der Betten je stationäre Einrichtung unterscheidet sich deutlich: Während im Saarland auf ein Krankenhaus o.ä. im Schnitt 211 Betten entfallen, sind es in Rheinland-Pfalz 187, in Wallonien 184, in Luxemburg 151 und in Lothringen nur 129 Betten.

Die größten Krankenhäuser der Großregion sind die Universitätskliniken in Nancy mit 1 677 stationären Betten, in Mainz mit 1 505 und in Homburg/Saar mit 1 275 Betten.

Die beschriebenen Unterschiede bei der Zahl der Krankenhausbetten je Einwohner bzw. je Einrichtung kommen durch den allgemeinen Gesundheitszustand der Bevölkerung, durch die Einwohnerdichte, aber auch durch strukturelle und organisatorische Eigenheiten des Gesundheitswesens zustande.

Dazu zählen etwa die angestrebten Auslastungsquoten, der Anteil ambulanter Behandlungen und die durchschnittliche Verweildauer in den stationären Einrichtungen.

Um die Versorgung in der Fläche effizient zu gestalten, werden unterschiedliche Wege beschritten. In Lothringen gibt es beispielsweise sehr kleine Krankenhäuser mit nur etwa 10 Betten, die an Betreuungseinrichtungen angegliedert sind.

In Rheinland-Pfalz und Wallonien wird auf organisatorische Zusammenschlüsse von Krankenhäusern gesetzt.

Technische Großgeräte
Für die technische Ausstattung im medizinischen Bereich lässt sich die Versorgung mit verschiedenen Spezialgeräten als Indikator verwenden.

Neben den verbreiteten Computertomographen (CT) werden hierzu die aufwendigeren Magnetresonanztomographen (MRT) und die noch teureren Positronenemissionstomographen (PET) herangezogen.

Am besten mit diesen Spezialgeräten ausgestattet ist das Saarland. Hier entfallen 40 112 Einwohner auf ein CT, 94 833 auf ein MRT und 521 584 auf einen der teuren PET. Im Großherzogtum Luxemburg entfallen 70 500 Einwohner auf ein CT, 123 375 auf ein MRT und 494 500 auf ein PET.

In Wallonien kommen 80 390 Einwohner auf ein CT, 119 199 auf ein MRT und 864 194 auf ein PET.

In Lothringen ist die Dichte der CT- und MRT-Geräte am niedrigsten, es kommen 86 573 Einwohner auf ein CT, 155 767 auf ein MRT und 1 168 250 auf ein PET.

In Rheinland-Pfalz dagegen sind CT mit 66 297 Einwohnern je Gerät und 128 910 Einwohnern je MRT in ähnlicher Dichte vorhanden wie in Luxemburg, es gibt jedoch die mit Abstand wenigsten PET-Geräte in der Großregion: Auf eines der teuren Geräte entfallen hier 2 320 384 Einwohner.

Einwohner je Großgerät
Quellen: Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2009, Gesundheitsberichterstattung Rheinland-Pfalz 2008, DRASS/DDASS 2007, S.C.L. 2009, SPF Santé Publique 2009
 
 

Arbeitsmarkt
Bei der Arbeitsplatzattraktivität im Gesundheitswesen liegt in Großregion ein Gefälle in mehrfacher Hinsicht vor.

An der Universität Nancy werden zwar Mediziner ausgebildet, dennoch kann der Bedarf an Ärzten in Lothringen, insbesondere in ländlichen Gebieten nur schwer gedeckt werden. Zu viele Mediziner verlassen derzeit die Region oder erreichen die Altersgrenze.

Auch im Saarland und in Rheinland-Pfalz wird die Tätigkeit als Hausarzt in Gegenden mit einer dünneren Bevölkerungsdichte unattraktiver. Das Durchschnittsalter der niedergelassenen Ärzte steigt.

Die wallonischen Provinzen Luxemburg und Liège, die an das Großherzogtum Luxemburg grenzen, beklagen eine zunehmende Abwanderung ihrer medizinischen Fachkräfte in das deutlich bessere Bedingungen bietende Nachbarland.

Das Großherzogtum Luxemburg hat keine Probleme, seinen Bedarf an Ärzten zu decken, obwohl dort bisher kein vollständiges Medizinstudium absolviert werden kann. Die dortigen attraktiven Einkommen und Arbeitsbedingungen ziehen genügend ausländische Ärzte und Pflegekräfte an.

Positronenemissionstomograph (PET)
Foto: Siemens

Grenzüberschreitende Kooperationen
Regionalspezifische Eigenheiten können bei grenzüberschreitenden Kooperationen einerseits hinderlich, andererseits aber auch förderlich sein. Unterschiedliche Gesundheits- und Planungssysteme, politische Leitlinien und Kompetenzen der Akteure erschweren oft die Zusammenarbeit.

Schwächen und Stärken in verschiedenen Fachgebieten, Über- und Unterversorgungen und die räumliche Verteilung der Einrichtungen bieten jedoch auch Chancen für eine effektive gemeinsame Nutzung des vorhandenen Potentials.

In alle Instrumente zur Planung des stationären klinischen Angebots, z.B. die Landeskrankenhauspläne in Deutschland oder das Schéma Régional d’Organisation Sanitaire in Lothringen, finden grenzüberschreitende Aspekte inzwischen zunehmend Eingang.

Im Bereich der Notfallversorgung wurde als erstes die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit offensichtlich. Unfallopfer in Grenznähe, die schneller von einem ausländischen Rettungsdienst versorgt werden können und Schwerverletzte, die in einer ausländischen Spezialabteilung besser behandelt werden können, gaben den Ausschlag für die ersten Bemühungen.

Heute können Rettungshubschrauber (Standorte s. Karte) bei Bedarf die Grenzen überqueren und z.B. Patienten mit schweren Verbrennungen aus der ganzen Großregion in eine Spezialklinik für Brandverletzungen in Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) transportieren.

Nach und nach wurden dann die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Patienten auch für planbare Behandlungen die Staatsgrenzen überqueren. Das können Dialysebehandlungen oder komplizierte Operationen sein, für die ein ausländisches Krankenhaus näher oder spezialisierter ist.

Inzwischen gibt es eine große Anzahl an Kooperationen (auf der Karte als Linien dargestellt), die nicht alle gleich stark formalisiert und institutionalisiert sind.

Die hier beispielhaft und nicht erschöpfend dargestellten Kooperationen vermitteln einen Eindruck davon, welches Spektrum dabei abgedeckt wird. Gleichzeitig ist noch eine Reihe von Kooperationsbereichen für zukünftige Projekte denkbar.

Rettungshubschrauber Christoph 10 external link, stationiert am St. Elisabeth-Krankenhaus Wittlich, Rheinland-Pfalz
Foto: © GR-Atlas

 
 
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Quellen


Ministère de la Santé Grand-Duché de Luxemburg (2007): Nombre de médecins en activité, Stand: 30.10.2007

Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Hg.)(2009): Deutsches Krankenhausverzeichnis, Wiesbaden: Statistisches Bundesamt.

Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (2008): Statistisches Jahrbuch Rheinland-Pfalz
2008, Bad Ems: Statistisches Landesamt.

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Externe links 


Centre Lorrain des Technologies de la Santé und Landesarbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung Saarland e.V.: Santé:Gesundheit Saar:Moselle external link

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DRASS/DDASS Lorraine (Direction Régionale des affaires sanitaires et sociales/Direction Départementale des affaires sanitaires et sociales) Le Service Régional des Statistiques et Etudes (2007): Statistique Annuelle des Etablissements de santé 2007. Liste des établissements par n° FINESS external link pdf (Fiches de synthèse des établissements), Stand: 2007 (Zugriff: 04.01.2009)

Gesundheitsberichterstattung Saarland (2006): Indikator 8.8 Ärztinnen/Ärzte und Zahnärztinnen/Zahnärzte in ambulanten Einrichtungen, Saarland im Regionalvergleich external link, Stand: 2006 (Zugriff: 25.09.2009)

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Luftrettungexternal link

Observatoire National de la Démographie des Professions de Santé (ONDPS) 2009: Rapport de l'ONDPS 2006-2007 Région Lorraine. La médecine générale. Les internes en médecine. Les métiers de la périnatalité. Le bloc opératoire. Les métiers de la cancérologie external link pdfJanuar 2009, Paris

Observatoire Transfrontalier de la santé Wallonie-Lorraine-Luxembourg G.E.I.E. "LLS": Coopération sanitaire transfrontalière, LuxLorSan external link (Zugriff: 04.08.2009).

Rettungshubschrauber Christoph 16 external link

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SPF Santé Publique (Service Public Fédéral Santé Publique, Sécurité de la Chaîne Alimentaire et Environnement)(2007c): Le nombre de médecins spécialistes agréés en Belgique au 31/12/2007, par région external link (sur base du lieu de domicile officiel), par province, par spécialité, suivant l’âge et le sexe, Stand: 31.12.2007 (Zugriff: 20.07.2009)

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WEC (Wissenschafts- und Entwicklungscentrum) des EURES-Transfrontalier Saar-Lor-Lux-Rheinland-Pfalz (2007): Grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitssektor in Saar-Lor-Lux-Rheinland-Pfalz. Bericht 2007, Saarbrücken: MKW, Stand: 2007 (Zugriff: 07.01.2009)(auch frz.)

WEC (Wissenschafts- und Entwicklungscentrum) des EURES-Transfrontalier Saar-Lor-Lux-Rheinland-Pfalz (2006): EURES-T Studie: Gesundheitswesen und grenzüberschreitende Beschäftigung in der Großregion, Bestandsaufnahme des Gesundheitssektors in Saar-Lor-Lux-Rheinland-Pfalz, Mai 2006, Saarbrücken: MKW, Stand: Mai 2006 (Zugriff: 19.05.2009) external link pdf

World Health Organisation (WHO) Europe. European Observatory on Health Systems and Policies (Hg.) 2007: Belgium Health System Review, Health Systems in Transition, Bd. 9, Heft 2 external link pdf Stand: 2007, (Zugriff: 03.08.2009).
 

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