Luxemburger Wort

Luxemburger Wort

Patrick Wiermer

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Im Kern der Großregion
Die luxemburgische Zeitungslandschaft weist verglichen mit Deutschland und Frankreich einen wesentlichen Unterschied in den Besitzstrukturen aus. Den Markt dominiert das vom katholischen St.Paul-Verlag herausgegebene "Luxemburger Wort".

Mit einer Auflage von rund 75 000 Exemplaren täglich erreicht die Zeitung rund 47,1 % der Leser in Luxemburg – und das in einem Land, in dem 60 % der Einwohner täglich mindestens eine Zeitung in die Hand nehmen. Zum St. Paul-Verlag gehört mit der Service-Zeitschrift "Télécran" auch die größte Wochenzeitung des Landes.

Seit den Siebziger Jahren versucht die luxemburgische Regierung das Monopol des "Worts" durch eine staatliche Presseförderung ("Aide directe à la presse écrite") abzumildern. Alle Tageszeitungen erhalten unter gewissen Auflagen Fördermittel, womit vor allem kleinere und mittlere Verlage gestützt werden sollen.

Karte: Wahrnehmung der Großregion in den Medien

Wahrnehmung in den Medien

Patrick Wiermer, Saarbrücken

Luxemburger Wort
Quelle: LW

Die Presselandschaft zeichnet sich heute durch eine verhältnismäßig große Vielfalt an Zeitungen (120 Tageszeitungen, davon erscheinen sechs national) und eine sehr hohe Zahl an Journalisten aus. Das "Luxemburger Wort" konnte seine Führungsposition aber weiter halten.

Als nationale Tageszeitung ist das "Luxemburger Wort" vor allem auf Luxemburg und international ausgerichtet. Seit 2005 gibt es allerdings fünf Lokalressorts (Norden, Süden, Osten, Westen, Zentrum), was die Berichterstattung auf lokaler/regionaler Ebene ausgeweitet hat.

Das Luxemburger Wort setzt sich im Wesentlichen aus folgenden Teilen zusammen:

1. Politik und Gesellschaft / International
2. Wirtschaft und Finanzen / Börsennachrichten
3. Sport
4. Stad a Land / Groussregioun / Lokalteile
5. Kultur und Panorama
6. Anzeigen / Immobilien / Stellenmarkt (nichtredaktioneller Inhalt)

Das Luxemburger Wort lieferte 540 Gesamtnennungen über insgesamt 110 Städte und Orte der Großregion. 62 % der Nennungen entfielen auf die Mantelressorts (zweithöchster Wert der Untersuchung), was auf die überregionale Ausrichtung der Zeitung zurückzuführen ist.

Die geografische Verteilung ist aufgrund der hohen Zahl an genannten Orten sowie aufgrund der zentralen Lage Luxemburgs im Untersuchungsraum recht dispers. Dennoch lassen sich zwei Tendenzen ausmachen: Durch die überregionale/internationale Ausrichtung gibt es auf der einen Seite eine Fokussierung auf die städtischen Zentren der Großregion Trier, Metz, Nancy, Arlon, Saarbrücken und Lüttich (zusammen fast 50 % der Meldungen).

Auf der anderen Seite entsteht ein "Nachrichtengürtel", der sich von Thionville über Perl bis nach Trier erstreckt. Hierbei gibt es allerdings größere Unterschiede bei den Anteilen an lokalen und Mantelmeldungen je Ort. Außerdem lieferte die Agglomeration und Wirtschaftszone Thionville im Untersuchungszeitraum bedingt durch die Krise der Stahlindustrie Lothringens besonders viele Meldungen.

Jenseits der lothringischen Zentren Metz, Nancy und Thionville sowie östlich der Landesgrenzen des Saarlandes mit der Pfalz wird fast gar nicht mehr berichtet.

Das Luxemburger Wort verfügt über einen eigenen Teil zur Großregion
Quelle: LW

Verteilung der Meldungen aus der Großregion nach Themen

Verteilung der Lokalmeldungen
Die genannten Orte lassen sich nach der Verteilung der Lokalmeldungen und deren Anteilen an den Gesamtmeldungen folgendermaßen gruppieren: Die höchsten Werte, lässt man die vielen Einzeltreffer in Wallonien und in Teilen des östlichen Saarlandes beiseite, befinden sich im näheren Grenzgebiet und zwar in allen drei angrenzenden Regionen.

Besonders hohe Prozentsätze gibt es in Aubange, Algrange, zwischen Saarburg und Konz sowie dem Nordsaarland. Bei den absoluten Werten gibt es besonders hohe Ergebnisse für die lokalen Zentren Arlon (9 Meldungen / 28 %), Trier (34 Meldungen / 47,8 %) und Perl (7 Meldungen / 63,6 %).

Auch bei Metz gibt es mit 18 Meldungen absolut gesehen viele Treffer. Diese machen aber nur 28,7 % der Gesamtmeldungen aus. Damit rückt Metz in Richtung eines regionalen Zentrums. 

Die Tendenzen einer Berichterstattung in Richtung des Nordsaarlands und vor allem der Region Trier werden auch bei der Verteilung in den Lokalressorts deutlich: Der "Osten" liefert mit insgesamt 35 Meldungen bei 13 Städten die meisten Beiträge.

Verteilung der "Service"-Meldungen
Insgesamt zeigt das Kartogramm der Verteilung der "Service-Meldungen" eine relativ gleichmäßige und weiträumige Streuung. Die Orte mit den geringsten Prozentsätzen sind vor allem lokale Zentren wie Longwy, Perl, Saarburg und Trier.
In anderen Fällen sind dies Städte wie Florange (keine Meldungen), die durch punktuelle Ereignisse (in diesem Fall die Krise um das Stahlwerk) in den Mittelpunkt der Nachrichten rücken.

Darüber hinaus zeigen auch regionale Bezugsorte wie Saarbrücken, Zweibrücken und die größeren Städte im Norden Walloniens relativ geringe Prozentsätze, da von dort in den meisten Fällen nur von politischen überregionalen Ereignissen (Gipfel der Großregion in Namur) berichtet wird.

Hohe Prozentsätze im "Service"-Bereich haben Orte in großen Teilen Walloniens (Süden, Mitte und Nordosten), im östlichen Saarland und im größten Teil Lothringens (in Richtung Süden ab etwa Metz). Einen absolut hohen Wert haben Metz und Nancy, was vor allem mit der regelmäßigen Berichterstattung über die dortigen Fußballklubs zusammenhängt.

Themenvarianzen
Bei der Themenvarianz lässt sich einen ähnliche Tendenz ausmachen wie bei den Gesamtnennungen. Die größte Themenbreite ist bei den städtischen Zentren der Großregion und bei den Städten des "Nachrichtengürtels" von Fontoy bis Trier sowie in Teilen des Nordsaarlandes auszumachen.

Insgesamt gibt es große Unterschiede bei der Themenvarianz der Städte: Auf der einen Seite gibt es mit Saarbrücken, Thionville (je 7) und Trier (mit 9 Themenfeldern) Orte mit sehr hohen Werten, auf der anderen Seite aber auch die von allen Zeitungen größte Anzahl an Orten mit nur einer Nennung (62).

Dadurch beträgt die durchschnittliche Themenvarianz 1,4 pro Ort, was dem zweitniedrigsten Wert der Untersuchung entspricht. Das "Luxemburger Wort" berichtet also in recht zentralistischer Art über nur einige wenige Nachrichtenzentren. Ein großer Teil der Orte, auch wenn sie sich in der Nähe von größeren Zentren befinden, hat nur punktuelle periphere Bedeutung – auf der Karte wird das durch die vielen Punkte deutlich, die nur einer einzelnen Meldung entsprechen.

Verteilung der Meldungen aus der Großregion nach Ressorts

Geografisch lassen sich diese Einzelmeldungen folgendermaßen gruppieren:

a) In Wallonien: der Südzipfel westlich der lokalen Nachrichtenzentren Arlon und Bastogne sowie im Norden um die größeren Städte Charleroi, Namur und Lüttich verteilt.
b) In Lothringen: westlich und südlich der Achsen Metz-Arlon und Metz-Saarbrücken, wobei Nancy die Ausnahme bildet.
c) Im Saarland / in der Pfalz: in Teilen des östlichen Saarlandes, vor allem aber in der Westpfalz.

Verteilung der "Störungs"-Meldungen
Die "Störungs"-Meldungen, die im Untersuchungszeitraum bei der Analyse des "Luxemburger Wort" vorkamen, verteilen sich grob auf die ganze Großregion. Dennoch drückt sich bei den Prozentsätzen ein gewisser Zentralismus der Zeitung aus. Bei einem Ort wie Trier, der recht stark mit Luxemburg verbunden ist, fällt immerhin jede fünfte Meldung (16 von 71) in den Bereich "Störung". Auch die Tatsache, dass es keinen Ort mit unter 10% "Störungs"-Anteil gibt, ist in diesem Zusammenhang zu sehen.  

Die Orte, von denen ausschließlich im Falle einer Störung berichtet worden ist, befinden sich mit Ausnahme der lothringischen Orte Neufchâteau und Villerupt allesamt in Wallonien, dabei vor allem im Bereich des Südzipfels westlich von Arlon, sowie im Bereich zwischen der luxemburgischen Nordgrenze und Lüttich. Diese Teile Belgiens gehören tendenziell zur Nachrichtenperipherie. 

Des Weiteren findet man hohe Werte im Bereich Thionville sowie in Longwy/Villerupt. Die starke Konzentration von Störungsmeldungen auf den Wirtschaftsstandort Thionville hängt wieder mit der akuten Krise der Stahlindustrie in Lothringen zusammen (Arcelor-Mittal).

Im Falle von Longwy und Villerupt handelt es sich ausschließlich um Störungsmeldungen aus dem Bereich "Verkehrsprobleme", was der Funktion dieser Orte als Verkehrsknotenpunkte im Dreiländereck entspricht.

Verteilung der Meldungen aus der Großregion in den Mantelressorts

Lokale und regionale Zentren

Trier – lokales und regionales Nachrichtenzentrum
Insgesamt liefert Trier 71 Gesamtmeldungen (höchster Gesamtwert der Zeitung), die sich zu gleichen Teilen auf die Mantel- und Lokalressorts verteilen (31 zu 34). Die Meldungen im Mantelteil verteilen sich vor allem auf die Ressorts "Buntes" bzw. "Campus" (9), "Sport" (8) und "Kultur" (5).

Die überregionale Bedeutung Triers für das "Luxemburger Wort" besteht also vor allem in diesen Bereichen und weniger in direkten Verflechtungen ökonomischer und sozialer Art. Auf lokaler Ebene sind die Verflechtungen vielfältiger, die thematische Breite nimmt zu und es kommt auch zu Meldungen in den Themenfeldern "Verkehr", "Soziales/Lokalpolitik", "Produktion" und "Wohnen".

Von 34 Gesamtmeldungen entfallen elf auf die Teilressorts "Stad a Land" und "Region/Grousregion" sowie nochmals zwölf auf das Ressort "Zentrum" bzw. "Lokales Varia", jene Ressorts, die in der Regel für allgemeine lokale Verflechtungen zwischen Luxemburg(Stadt) und Trier stehen. 

Metz – regionales (Sport-)Nachrichtenzentrum
Die lothringische Metropole Metz zeichnet sich durch eine sehr einseitige Berichterstattung aus. 22 von insgesamt 38 Meldungen im Mantel entfallen auf den Sport. Einen Großteil davon machen die regelmäßigen Spielberichte über die Partien des FC Metz aus.

In den lokalen Ressorts, die mit 18 Meldungen einen verhältnismäßig geringen Anteil ausmachen, verteilen sich die Nennungen recht ausgeglichen über den räumlich nahen "Süden" und "Osten" sowie über die regional ausgerichteten Lokalressorts "Region/Grousregion" und "Stad a Land".


Nancy – regionales (Sport)-Nachrichtenzentrum

Wie bei Metz entfallen auch bei Nancy die meisten Meldungen auf den Sportteil (15 von 40 Gesamtmeldungen). Auch hier führt die regelmäßige Berichterstattung über einen hochklassigen Fussballklub (AS Nancy) zu häufigen Nennungen. Das führt auch zu vielen Meldungen im Bereich der "Ergebnisse". Auf lokaler Ebene spielt Nancy mit 5 von 40 Gesamtmeldungen kaum noch eine Rolle.

Arlon - kleines regionales und lokales Nachrichtenzentrum
Für die kleine wallonische Stadt Arlon fallen die Meldungen zu fast gleichen Teilen auf die Lokal- und Mantelressorts (9 zu 10).

Den größten Anteil machen allerdings die Meldungen in der Kategorie "Termine und Ergebnisse" aus (13), was vor allem auf Hinweise für Veranstaltungen kleinerer Art sowie auf Sportergebnisse zurückzuführen ist. Auch im Mantelressort machen Sport und Kultur den größten Teil der Berichterstattung aus.

Auf lokaler Ebene findet eine Berichterstattung über Arlon vor allem im Ressort "Stad a Land" statt (6 von 9 Lokalmeldungen), wobei hier auch Themen wie "Soziales/ Lokalpolitik" und "Verkehr" eine Rolle spielen, was auf die Bedeutung von Arlon für die regionale Infrastruktur schließen lässt.

 

Verteilung der Meldungen aus der Großregion in den Lokalressorts

Saarbrücken – kleines regionales Zentrum
Rund 17 (von 24) Meldungen über die Stadt Saarbrücken fallen in die Mantelressorts. Dagegen fallen nur sechs in die Lokalressorts und eine Nennung in die Sparte "Termine und Ergebnisse". Der Schwerpunkt der Berichterstattung über Saarbrücken ist also vornehmlich regionaler Natur.

Die Themenvarianz und die recht gleichmäßige Verteilung innerhalb der Mantelressorts zeigen die recht große Themenbreite, mit der über Saarbrücken berichtet wird. Allerdings zeigt die recht geringe Gesamtzahl der Nennungen, dass Saarbrücken recht selten Teil der Berichterstattung ist.

Vor allem auf lokaler Ebene findet sie nur gelegentlich statt, die örtlichen Verflechtungen mit der Landeshauptstadt sind nur sehr gering. Mit sechs Nennungen im Lokalen ist Saarbrücken auf einer Höhe mit Nancy, dass ja fast ausschließlich mit Sportmeldungen von sich reden macht.
 

Meistgenannte Orte aus der Großregion – Verteilung nach Themen

Perl – lokales Zentrum
Mit sieben von elf Nennungen in den Lokalressorts ist Perl vor allem von lokaler Bedeutung. Allein vier Meldungen lieferte das Ressort "Osten", was repräsentativ für jene luxemburgische Region steht, die Perl räumlich am nächsten liegt.

Die Themenvarianz ist mit fünf Feldern trotz der insgesamt relativ wenigen Nennungen recht hoch. Fast die Hälfte aller Nennungen (fünf von elf) entfällt in den Bereich "Bildung und Erziehung".

Dies ist auf das in Perl ansässige deutsch-luxemburgische Schengen-Lyzeum als Nachrichtenproduzent zurückzuführen, ein deutliches Indiz auch für die Rolle von Institutionen bei der regelmäßigen Berichterstattung über einen Ort.

 
 
Quellen
 
 
Externe Links
Regierung von Luxemburg; Medienübersicht (18.4.2008)  external link pdf

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