Mittelrheintal

Oberes Mittelrheintal

Eva Mendgen

 

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Burg Gutenfels mit Weinbergen, Kaub
Foto: © Die argelola/Regiofactum

Kulturlandschaft
Seit 2002 genießt das Obere Mittelrheintal den Welterbestatus als Kulturlandschaft. Es reicht auf 65 km von Bingen/Rüdesheim bis Koblenz und erstreckt sich über zwei Bundesländer, Rheinland-Pfalz und Hessen. Es gilt als einzigartiges Beispiel für die gelungene Organisation des Lebens in einem engen Flusstal über mehr als zwei Jahrtausende hinweg.

Zentrum des Weinanbaus
Charakteristisch sind unter anderem die steilen Hanglagen und das milde, fast mediterrane Klima. Die Hänge wurden zur landwirtschaftlichen Nutzung terrassiert, besonders bedeutend ist der Weinanbau, der auf römische Zeiten zurückgeht.

Bacharach war das Zentrum mittelalterlichen Weinhandels, und noch heute befindet sich hier eine der wichtigsten Weinbauregionen Deutschlands.

Handelsweg
Nicht von ungefähr entstand eben hier eine der bedeutendsten Verkehrs- und Handelsrouten Europas. Auf der Strecke zwischen Bingen/Rüdesheim und Koblenz bilden das enge Flusstal und seine steilen Hänge eine Art Nadelöhr. Dieses hatten Händler und andere Reisende zu passieren, wenn sie auf dem schnellsten Weg von Süden nach Norden und umgekehrt von Norden nach Süden gelangen wollten.

Die Städte verdienten an Handel und Transport; Könige und Bischöfe – aber auch Raubritter - erhoben ihre Zölle von den durchreisenden Händlern. Noch heute gibt es an die 40 mittelalterliche Burgen und andere historische Zollstationen.

Rheinromantik
Das Obere Mittelrheintal wurde im 19. Jahrhundert wegen seiner wilden Romantik zu einem bevorzugten Reiseziel der europäischen Künstler und Literaten. Hier entstanden zahlreiche Mythen, besungen wurden der Nibelungenschatz und die Loreley. Der Rhein gehört zu den wichtigsten Flüssen der Welt, er war der Ort regen kulturellen Austauschs zwischen Nordeuropa und dem Mittelmeerraum.

Burg Pfalzgrafenstein (ehemalige Zollstation), Kaub
Foto: © Die argelola/Regiofactum

Blick von der Loreley auf den Rhein
Foto: © Die argelola/Regiofactum

Grenze
Gleichzeitig war der Rhein immer wieder strategische Grenze zwischen Ost und West: Das Obere Mittelrheintal war seit dem 1. Jh. v. Chr. römische Grenzprovinz – die Stadt Koblenz blickt auf eine mehr als 2000jährige Geschichte zurück; die linksrheinische Seite gehörte seit 842 zum Mittleren Reich Karls des Großen, bis ins 12. Jh. hinein war die Region ein Zentrum des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation.

Nach einer langen Friedensperiode vom 14.–16. Jh., für die zahlreiche historische Bauwerke stehen, wurden hier seit dem 17. Jh. die Konflikte zwischen Frankreich und Deutschland bis weit ins 20. Jh. hinein militärisch ausgetragen.

Ausdehnung
Das Welterbe Oberes Mittelrheintal deckt eine Fläche von rund 620 km2 ab, die Kernzone 273 km2. Mehr als 60 Städte und Gemeinden in Rheinland-Pfalz und Hessen gehören zum Welterbe Oberes Mittelrheintal, zu den bekanntesten zählen das linksrheinische Bingen und das rechtsrheinische Rüdesheim mit Weinbergen, Burgen und einer Berühmtheit: der Äbtissin Hildegard von Bingen.

 

Es folgen das mittelalterliche Bacharach und Lorch mit den Fachwerkhäusern, Kaub mit den ehemaligen Schieferbergwerken. Die Landschaft verändert sich auf der Höhe von Oberwesel von Schieferhängen zu Sandstein. Hier befindet sich auch die schmale, gefährliche Rheinpassage mit der Loreley und dem sagenhaften Nibelungenschatz und St. Goarshausen rechtsrheinisch.

Es folgen Boppard mit seinen römischen Wurzeln und das linksrheinische Rhens, wo die deutschen Kaiser nach ihrer Wahl in Frankfurt und ihrer Krönung im Aachener Münster auf dem „Königsstuhl“ inthroniert wurden. 1860 kam die Eisenbahn bei Lahnstein an, hier befindet sich auch die Burg Stolzenfels, die 1835 von den Preußen durch den Baumeister Karl Friedrich Schinkel restauriert worden war.   

Kommunikation / Verwaltung 
Das Obere Mittelrheintal hat durch den Niedergang von Weinbau und Tourismus sowie die verkehrstechnische Übernutzung durch den Frachtverkehr vor allem auf der Schiene, in den letzten Jahrzehnten stark gelitten.

Deutsches Eck, Zusammenfluss von Mosel und Rhein, Koblenz
Foto: © Die argelola/Regiofactum

Schönburg (Oberwesel)
Foto: Piel Media 2006
© Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH

Um die Kräfte für die Wiederaufwertung des Tals zu bündeln und der Ausdehnung und Vielseitigkeit dieses ungewöhnlichen Welterbes gerecht zu werden, wurde der Zweckverband Oberes Mittelrheintal gegründet. Er ist heute der professionelle Ansprechpartner für die UNESCO, aber auch für die beiden am Welterbe beteiligten Bundesländer, die Landkreise und Gemeinden.

Eine Liste der zum Welterbe gehörenden Stätten – Burgen, Orte, Museen, Ausblickspunkte –, Beschreibungen und Fotografien, findet sich auf der vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur Rheinland-Pfalz, Sekretariat für das Welterbe in Rheinland-Pfalz, herausgegebenen Website external link.


Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal
Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal
Wellmicher Straße 25
D-56346 St. Goarshausen

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Quellen


Rhein-Touristik Tal der Loreley (Hrsg) o.J.: Welterbe-Atlas 2007/2008, St. Goarshausen (Broschüre)

Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal 2008: Lichtmasterplan, Handlungsempfehlungen zur Illumination des Welterbes, St. Goarshausen (Broschüre)

Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal 2009: Kulturlandschafts-Entwicklungskonzept St. Goarshausen (Broschüre)

 

Externe Links


ICOMOS: Rhine Valley, ICOMOS Evaluation No. 1066 external link

Oberes Mittelrheintal external link

Welterbe-Liste der UNESCO: Upper Middle Rhine Valley external link

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