Saarland

Autoindustrie im Saarland

Christoph K. Hahn

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Die Entwicklung der Automobilindustrie im Saarland zwischen 2007 und 2011
Das Saarland gilt als die drittgrößte Automobilregion in Deutschland. Neben dem Ford-Werk in Saarlouis betreibt eine große Zahl an Zulieferunternehmen Produktionswerke im Saarland, etwa im Ford Supplier Park oder in den Regionen Homburg und Saarbrücken.

Allerdings waren die saarländischen Automobilunternehmen in den vergangenen Jahren in besonderem Maße von der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise betroffen. So hatte die Automobilindustrie in den Krisenjahren 2008 und 2009 starke Auftragsrückgänge zu verzeichnen, von denen sie sich nur allmählich wieder erholt hat.

Bis zum Start der Krise im Herbst 2008 konnte die saarländische Automobilindustrie eine überwiegend positive Entwicklung verzeichnen. So nahm beispielsweise die Zahl der Beschäftigten zwischen Januar 2007 und August 2008 um über 1 000 auf fast 24 000 Beschäftigte zu.

 

Karte: Autoindustrie (2011)

 

Autoindustrie (2011)

Christoph K. Hahn, Universität des Saarlandes


Tabelle: Entwicklung der Auftragseingänge in der Automobilindustrie zwischen September und November
Datengrundlage: Statistisches Amt Saarland

Mitgliedsunternehmen im Netzwerk automotive.saarland pro Gemeinde (2011)
Datengrundlage: automotive.saarland       

Ab September 2008 jedoch änderte sich die Situation schlagartig. Die Auftragseingänge sanken innerhalb von zwei Monaten um fast 50 %. Auch wenn eine rückläufige Auftragsentwicklung für jeden Herbst zwischen 2007 und 2010 zu beobachten ist (siehe Tabelle), so ist das Ausmaß im Jahr 2008 dennoch extrem groß.

Die von sinkenden Auftragszahlen betroffenen Unternehmen reagierten auf diese Entwicklungen unter anderem mit der Übernahme des Modells der Kurzarbeit. Ferner wurden auslaufende Mitarbeiterverträge nicht verlängert und in einigen Fällen mussten Teile der Belegschaft entlassen werden.

Die Ergebnisse dieser Maßnahmen zeigen sich beispielsweise bei der Betrachtung der geleisteten Arbeitsstunden pro Quartal (s. Abb.): Während im zweiten Quartal 2008 noch über 9 Millionen Arbeitsstunden registriert wurden, waren es im ersten Quartal 2009 nur noch gut 7 Millionen.

Vor allem dem Modell der Kurzarbeit ist es zu verdanken, dass die Zahl der Beschäftigten trotz des massiven Auftragsrückgangs im Zeitraum August 2008 bis August 2009 nur um 6 % gesunken ist.

Der Blick auf die Abbildungen suggeriert, dass die stärksten Auswirkungen der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise die saarländische Automobilindustrie erst zu Jahresbeginn 2010 getroffen haben.

Dies ist aber nicht der Fall. Vielmehr sind die hohen Rückgänge zwischen dem vierten Quartal 2009 und dem ersten Quartal 2010 auf die Messverfahren der amtlichen Statistik zurückzuführen. Jedes Unternehmen wird dabei für jeweils ein gesamtes Kalenderjahr dem Wirtschaftszweig zugeordnet, indem es in diesem Jahr den Hauptanteil der Umsätze erwirtschaftet.

Als Folge der Krise im zweiten Halbjahr 2008 und im Jahr 2009 hat eine Reihe von saarländischen Automobilunternehmen sein Hauptgeschäftsfeld gewechselt und ist ab 2010 überwiegend im Wirtschaftszweig Maschinenbau aktiv. Es wurden also nicht massenhaft Beschäftigte entlassen, sondern der Großteil der „fehlenden“ Beschäftigten arbeitet nun statistisch betrachtet im Maschinenbau.

Geleistete Arbeitsstunden in der Automobilindustrie Saarland
Datengrundlage: Statistisches Amt Saarland

Beschäftigte in der Automobilindustrie Saarland
Datengrundlage: Statistisches Amt Saarland

Die jüngere Entwicklung der Automobilindustrie seit Ende der Krise ist überwiegend positiv. Viele Unternehmen stellen wieder neues Personal ein und die Umsatzzahlen steigen insbesondere seit Ende 2010 wieder an. Allerdings scheint es zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch verfrüht, die Krise und ihre Folgen als vollkommen überwunden zu beschreiben.

Nach wie vor besteht die Gefahr, dass der Aufwärtstrend etwa durch die anhaltenden Unsicherheiten auf den globalen Währungs- und Finanzmärkten und die wachsende Konkurrenz insbesondere aus Osteuropa und Asien gebremst wird.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wird es wichtig sein, die vielfältigen Kompetenzen der saarländischen Automobilunternehmen zu bündeln und im Zuge einer engen Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen Synergieeffekte auszunutzen.

Idealerweise endet eine derartige Zusammenarbeit nicht an den Landesgrenzen, sondern schließt auch die Nachbarn in der Großregion mit ein (s. Wirtschaftliche Beziehungen innerhalb der Großregion).

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Quellen


Schulz, C. & Dörrenbächer, H.P. (2005): Grenzraum Saarland-Lothringen – Vom Montandreieck zur Automobilregion?- In: Geographische Rundschau, 57 (12): 20-26.

Schulz, C. & Dörrenbächer, H.P. (2007): Automobilregion Saarland.- In: Dörrenbächer, H.P., Kühne, O. & Wagner, J.M. (Hrsg.): 50 Jahre Saarland im Wandel. Saarbrücken: 139-146.

VDA – Verband der Automobilindustrie (2010): Jahresbericht 2010.- Berlin.

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Externe links 


Automotive.saarland  external link

Eurostat – Statistisches Amt der Europäischen Union  external link

Statistisches Amt Saarland (verschiedene Jahre): Statistische Berichte. Verarbeitendes Gewerbe sowie Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden  external link

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