Belle-vue

KE061 Faïencerie Belle-vue à Toul


Faïencerie Belle-vue à Toul

1758 - 1939

F-54200 Toul
Belle vue

Fayence, Pfeifenton, Feinsteingut

Faïencerie Belle-vue à Toul, emaillierte Fliese, 19. Jh.
Quelle: Histoire de la faïencerie de Toul, Emmanuel Pierrez, archeographe.net
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Emile Decker

1758 gründete der Sieur Lefrançois eine Fayencemanufaktur in Toul, auf Bischofsland, am Ort Belle-vue. Die Fayencemanufaktur wurde 1771 an Charles Bayard, der zuvor in Lunéville gearbeitet hatte, und den Künstler François Boyer verkauft.

Sie erhalten 1773 die Erlaubnis, neben Fayence auch Pfeifenerde herzustellen; außerdem wird ihnen der begehrte Titel Manufacture Royale verliehen. 1780 kauften sie dem Bildhauer Paul Louis Cyfflé Formen für Figuren ab, als dieser sein Unternehmen in Lunéville aufgab. Im Jahr 1789 beschäftigte die Fayencerie in Toul 120 Personen.

Ab 1802 geriet die Manufaktur in Toul in Schwierigkeiten; die Produktion wurde eingestellt. Im Jahr 1806 wird sie versteigert und von Frédéric Botat erworben, der sie im folgenden Jahr an Georges Aubry weiterverkauft. Die Fertigung wird wieder aufgenommen: Es werden moderne Techniken wie die im Transferdruckverfahren hergestellten Dekore eingeführt, aber auch die Produktion von mit Landschaften bemalten Pfeifenerden wird fortgesetzt, die bei den Kunden großen Erfolg haben.

Teller aus Pfeifenton, Toul, Anfang 19. Jh., coll. Christian Leclerc, Emaux d'art de Longwy
Foto: © Christian Thévenin

Marke, Toul, Anfang 19. Jh., coll. Christian Leclerc, Emaux d'art de Longwy
Foto: © Christian Thévenin

Im Jahr 1812 beginnt man mit der Herstellung von Kachelöfen. 1813 besaß die Manufaktur fünf Reverberöfen, dreizehn Drechselstühle, Töpferscheiben und vierzehn Drehscheiben zum Formen.

1839 übernahm Sigisbert Aubry nach dem Tod seines Vaters die Firma, sein Bruder Jean-Baptiste unterstützte ihn, und als er 1860 starb, trat sein Sohn Jules Nicolas Aubry die Nachfolge an. Das Geschäft wurde konsequent zu einem Familienunternehmen.

In den 1870er und 1880er Jahren machte Toul auf Ausstellungen und Wettbewerben durch die Qualität seiner Produktion auf sich aufmerksam. Im Rahmen des durch den Historismus geprägten Zeitgeschmacks, entwickelt die Manufaktur die Herstellung von Fayence in der Art des 18. Jahrhunderts neu, wie es zur gleichen Zeit auch die Manufaktur in Saint-Clément tut. Sie bietet ihren Kunden eine große Auswahl an Vasen und Übertöpfen im Stil von Nevers oder Rouen an.

Viele der Dekorationen wurden von dem Künstler Auguste Majorelle gemalt. Ihm verdanken wir vor allem die Lackdekore auf Steingut, für die er 1864 ein Patent anmeldete: Das Biskuit wird geschliffen, mit trocknendem Öl bestrichen und dann mit mehreren Schichten Grundfarbe überzogen. Nach dem Trocknen wird das Ganze mit feuchtem Bimsstein fein poliert. Dann wird auf den Hintergrund ein gemaltes Motiv gelegt.

Das Unternehmen zögerte nicht, an internationalen Ausstellungen bis in die USA teilzunehmen; 1876 präsentierte es seine Produktion in Philadelphia. 1884 gewann es eine Silbermedaille auf der Exposition de l’Union des Arts décoratifs, wo man seine großen roten oder blauen Vasen, Wintergartensitze und Säulen mit Interesse zur Kenntnis nahm. Die Produktion von Architekturkeramik war durchaus brillant. Einige Dekorationen sind heute noch in einer Brauerei in Toul und im dortigen städtischen Museum zu sehen.

Während des Ersten Weltkriegs erlitt die Manufaktur schwere Schäden. Die Wiederaufnahme des Betriebs in den 1920er Jahren gestaltet sich schwierig. Der Katalog nimmt die Stücke vom Ende des 19. Jahrhunderts wieder auf. 1939 schließt die Manufaktur ihre Pforten.

Teller aus fein bemaltem Pfeifenton, Ende 18./Anfang 19. Jh., Toul, coll. Christian Leclerc, Emaux d'art de Longwy
Foto: © Christian Thévenin

 

Quellen


Ancement, L., Goudard, C. et Noël, M. 1978: Recherches sur la faïencerie Bellevue. Etudes Touloises, fascicule 1, p. 2 à 48.

Janot, J.M., Peiffer, J. et Jacob, A. 1977: Vosges - Longwy - Toul, ABC décor, numéro hors-série, Avril 1977, Paris, 87 p.

Atlanta, High Museum - Nancy, 1990-1991, catalogue de l’exposition : Céramique lorraine-chefs d’œuvre des XVIIIe et XIXe siècles, 1990, 367 p.

Nancy, Musée Historique Lorrain 1997: catalogue de l’exposition Faïences de Lorraine 1720-1840, Nancy, 250 p.

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