Utzschneider

KE001 Faïencerie Jacobi, später Utzschneider et Cie


Faïencerie Jacobi, später Utzschneider et Cie

1790 - 2007

F-57200 Sarreguemines

Feinsteingut, Steinzeug, Porzellan

Faïencerie Utzschneider et Cie, Saargemünd, um 1900, coll. Museum Saargemünd
 

Emile Decker

1790, zu Beginn der Französischen Revolution, richteten drei Tabakhändler aus Straßburg, die Brüder Nicolas und Augustin Jacoby sowie Joseph Fabry, in einer Ölmühle in Saargemünd eine kleine Fayencemanufaktur ein.

Zu Beginn beschäftigt die Manufaktur etwa zwanzig Arbeiter und besitzt nur einen einzigen Ofen. Es wird feines Steingut, das sogenannte Cailloutage, hergestellt. Die Besitzer stoßen auf Schwierigkeiten.

Im Jahr 1800 verkaufte Nicolas Jacoby seine Anteile an der Firma an Joseph Fabry und Paul Utzschneider, einen Bayern, der sich in Straßburg niedergelassen hatte.

Letzterer war ein ausgezeichneter Keramiker und führte in Saargemünd Techniken ein, die er auf einer Studienreise in England beobachtet hatte.

Seine Produktion fand auf den nationalen Ausstellungen Beachtung, wo er zahlreiche Goldmedaillen gewann. Sein hartem Stein nachempfundenes Steinzeug, wurde von Kaiser Napoleon I. geschätzt, der 1812 mehrere Vasen in Auftrag gab.

Büste von Utzschneider aus Biskuit-Porzellan (Parian), coll. Museum Saargemünd
Foto : © Christian Thévenin

Vase aus poliertem Steinzeug mit Bronze-Griffen, Empire, Faïencerie de Sarreguemines, coll. Museum Saargemünd
Foto : © Christian Thévenin

1836 zog sich Utzschneider aus der Geschäftsführung zurück, die nun seinem Schwiegersohn Alexandre de Geiger übertragen wurde. Dieser führt das Werk seines Vorgängers fort.

Er führte 1838 eine Annäherung an die Manufaktur Villeroy und Boch durch. Die beiden Unternehmen ziehen es vor, die Märkte aufzuteilen, anstatt miteinander zu konkurrieren.

Die Manufaktur profitiert von bedeutenden Investitionen, es werden zahlreiche Fabrikationsgebäude errichtet: 1855 und 1862 am Stadtrand in Richtung Steinbach, 1869 dann auf der anderen Seite der Saar.

Das Stadtbild ist zu diesem Zeitpunkt stark geprägt durch die Werksgebäude. Die Manufaktur wurde eine der größten Fayencefabriken Europas.

1871, nach dem Frankfurter Vertrag und dem Anschluss Lothringens an Deutschland, verließ Alexandre de Geiger Saargemünd und zog nach Paris.

Die Geschäftsführung wird nun von seinem Sohn Paul übernommen. Um den französischen Markt zu erhalten, gründete dieser Filialen 1877 in Digoin und 1881 in Vitry.

Tafelgeschirr, Dekorationsgegenstände aus "Majolika" und Wandpaneele hatten einen großen kommerziellen Erfolg. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigt das Unternehmen fast 3 000 Arbeiter. Paul de Geiger stirbt 1913.

Im selben Jahr wird Utzschneider et Cie in zwei Unternehmen aufgeteilt: eines auf deutschem Gebiet und das andere in Frankreich.

Nach dem Ende des ersten Weltkriegs im Jahr 1919 wurde das Unternehmen unter dem Namen Sarreguemines - Digoin - Vitry-le-François (SDV) wieder zusammengeführt. Es wurde von den Mitgliedern der Familie Cazal verwaltet.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Fayencefabrik unter Sequester gestellt. 1942 wurde ihre Verwaltung bis 1945 Villeroy und Boch anvertraut.

1979 wurde die Manufaktur von der Gruppe Lunéville - Badonviller - St Clément aufgekauft. Sie gab die Herstellung von Geschirr auf und widmete sich der Fliesenherstellung. Im Jahr 1982 wird sie in Sarreguemines Bâtiment umbenannt.

Wintergarten von Paul de Geiger, Eigentümer der Faïencerie Saargemünd, 1880/82
Foto : © Christian Thévenin 

Marmeladengefäß aus Steingut, Beginn des 19. Jh., Faïencerie Saargemünd, coll. Museum Saargemünd
Foto : © Christian Thévenin 
Statue aus Majolika von Laurent II de Médici, Ende des 19. Jh., Faïencerie Saargemünd, coll. Museum Saargemünd
Foto : © Christian Thévenin 
Vase aus dünnem Porzellan, Mitte des 19. Jh., Faïencerie Saargemünd, coll. Museum Saargemünd
Foto : © Christian Thévenin 
 

 

Quellen


Bolender, Ch.-J. 2004 : Les assiettes imprimées de Sarreguemines, la période Utzschneider 1828 – 1838, Edition SID

Decker, E. 2001 : Sarreguemines au XIXe. La faïencerie Utzschneider 1790-1914. Contribution à une étude des goûts et des styles au XIXe siècle, thèse de doctorat soutenue à l'université de Nancy II, 2001, 2 vol., 523p

Hiegel, C. : Les Faïenceries de Frauenberg et de Sarreguemines, Les Cahiers Lorrains t. 37

Hiegel, H. & C. 1993 : La Faïencerie de Sarreguemines de 1790 à 1838, Sarreguemines, 92 p.

Hiegel, H. & C. 1994 : La Faïencerie de Sarreguemines de 1838 à 1870, Sarreguemines, 167 p.

Hiegel, H. & C. 1996 : La Faïencerie de Sarreguemines de 1870 à 1918, Sarreguemines, édité par l’association des Amis du Musée de Sarreguemines, 126 p., 1977, p. 121-150.

Hiegel, H. & C. 1965 : L’Origine strasbourgeoise de la Faïencerie de Sarreguemines, Revue d’Alsace, t. 103, p. 35-39.

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Externe Links 


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