Jos. Wouters I.

KE069 Manufacture Joseph Wouters I.


Manufacture Joseph Wouters I.

1738-1836

B-5300 Andenne
Belgrade

Feinsteingut

Teller mit gemaltem Dekor, Anfang des 19. Jh., Manufacture Van de Wardt, Musée communal d'Andenne
Foto: © André Leroy
 

Emile Decker

Manufacture Joseph Wouters I., 1783-1836
Joseph Wouters, geschäftsführender Händler in Andenne und Monopolist für den Abbau von Derle, beschließt, den Ton zu verwenden, mit dem er bis dahin gehandelt hatte. Er schließt sich mit Jean-Christophe Hennisch und Georges Shaw zusammen.

Im Juli 1784 kauft diese Gruppe von Geschäftspartnern Gebäude in Belgrade, einem Vorort von Andenne. 1785 wird eine neue Gesellschaft gegründet, um das Unternehmen zu refinanzieren: Louis Kessel und Jean-Joseph Van de Wardt sind die neuen Investoren.

Im selben Jahr erzielt Wouters erste Achtungserfolge: Von Joseph II., dem Kaiser von Österreich, werden ihm kaiserliche Privilegien verliehen. Die Manufaktur darf nun den Titel "kaiserliche und königliche Fabrik" tragen und beschäftigt über 300 Arbeiter.

Das Steingut, das Wouters herstellt, knüpft an das Steingut aus Septfontaines an, das zu dieser Zeit in Belgien und Holland sehr begehrt war. So übernahm er das Dekor mit Chantilly-Brindille. 1786 wurde die Manufaktur aufgrund von finanziellen und organisatorischen Schwierigkeiten unter Sequester gestellt und Joseph Wouters musste sie verlassen.

Teller mit gemaltem Dekor, 1809, Manufacture Van de Wardt, Musée National de la céramique Sèvres 
Foto: © Christian Thévenin

Manufacture Van de Wardt 1786-1804
Nach dem Misserfolg und dem Weggang von Wouters wird die Manufaktur von seinen ehemaligen Geschäftspartnern übernommen. Van de Wardt leitet sie. Der Künstler Richardot, ein Bildhauer, fertigt Werke von großer Eleganz an.

Die Schwierigkeiten halten an und werden durch die politischen Ereignisse und die Eroberung Belgiens durch die französischen Revolutionstruppen sogar noch verstärkt. 1804 wird das Unternehmen zwischen Van de Wardt und dem Ehepaar Boucquéau-Bosquet aufgeteilt, die Gebäude werden gemeinsam genutzt und die Produktion läuft parallel.

Manufacture Van de Wardt 1804-1815
Van de Wardt setzt seine Tätigkeit im östlichen Teil der von Wouters errichteten Fabrikgebäude fort. Er vertraut das Ganze einem Verwalter an, Mathieu Servais, der auf dem Gelände wohnt.

Teller mit Chantilly-Zweigen (Brindille), um 1810, Manufaktur Mathieu Servais, Andenne, Musée national de céramique Sèvres
Foto: © Christian Thévenin

 

Manufacture Mathieu Servais 1815-1836
1815 beschließt Mathieu Servais, die Manufaktur von Van de Wardt zu kaufen. Er setzte die Herstellung von Steingut bis 1836 fort, als er sie an John Cockerill verkaufte. Dieser setzt die Keramikproduktion nicht fort.

Manufacture Boucqueau–Bosquet 1804-1813
Diese Firma hat ihren Ursprung in der Aufteilung der Manufaktur Van de Wardt et Cie.

Sie übernahm deren Modelle und dekorative Motive: das Kleeblattdekor und mehrfarbige, um die Gegenstände herum verlaufende Friese mit Pflanzenmotiven sind typisch.

Eine gemalte Marke BB ist bekannt. 1813 verkaufte Madame Boucqueau die Fayencerie an einen Unternehmer; der d'Artigues, eine Kristallerie in Vonèche, leitete. Dieser stellte den Franzosen Jacques Fourmy ein, der den Plan hatte, eine neue Art von Porzellan nach eigener Erfindung herzustellen.

Manufacture Fourmy 1813-1822
Jacques Fourmy lässt sich 1813 in einem Teil der ehemaligen Wouters-Manufaktur nieder. Er ist ein Keramiktechniker, der in Frankreich bis dahin von Manufaktur zu Manufaktur zog und sein Wissen anbot: Man findet ihn in Nantes, Lorient, dann in Paris und in der Franche Comté in Migette.

In Paris erhielt er eine Reihe von Auszeichnungen: 1802 eine Silbermedaille, 1803 eine Goldmedaille bei den nationalen Ausstellungen für Kunst und Industrie. Das Institut national des Sciences et des Arts verlieh ihm 1803 eine Goldmedaille. Jacques Fourmy betrachtet sich selbst als Forscher.

Um 1813 schlägt ihm Aymé D'Artigues vor, nach Andenne zu kommen. Fourmy möchte sich selbstständig machen, um solides und hygienisches Porzellan herzustellen, das in allen Gesellschaftsschichten verbreitet werden kann. Im Jahr 1816 beschäftigt er etwa 130 bis 140 Arbeiter. Er exportierte nach Frankreich, Belgien und Holland, aber nach 1815 wurden die Zölle mit Frankreich hinderlich.

1818 meldet er Konkurs an, erhält aber einen Aufschub. Er verlässt Andenne 1822. Im Januar 1823 wird seine Manufaktur versiegelt.

 

Quellen


Genard, Guy 2004: Ressemblances et différences dans les manufactures belgo-luxembourgeoises de terres de pipe des 18 et 19esiècles. Volume I. Les décors „Bouquets“ et „Trèfle“, Liège, 160 p.

Hauregard, Léon 2007: L’extraction de la derle blanche dans le Condroz, dans Série Blanche. La céramique, naissance d’une industrie au cœur de l’Europe, p. 167 à 169, Virton, Sarreguemines

Lemoine, René 1997: La première manufacture de porcelaine d’Andenne (1810-1822), dans Annales du cercle Hutois des sciences et des Beaux-Arts, Tome LI, 122e année

Marien-Dugardin, A.M. 1975: Faïences fines, Musées Royaux d’Art et d’Histoire, Bruxelles, 276 p

Mordant,  Robert 1993: Andenne, Fille de blanche derle, 1993, 140 p.

Mordant,  Robert 1997: La porcelaine d'Andenne et ses marques, Andenne, 140 p.

Mordant,  Robert 1999: La pipe en terre d'Andenne et ses marques, Andenne, 166 p.

Pringiers, Baudhuin 1999: Faïence et porcelaine en Belgique 1700-1881, Bruxelles, 208 p.

Trobec, A. 1980: La céramique andennaise au 19e siècle, Université catholique de Louvain, Mémoire dactylographié

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