F.-J. Peterinck

KE099 Manufacture François– Joseph Peterinck

Manufacture François–Joseph Peterinck

1751-1890

B-7500 Tournai
Quai des salines

Porzellan

Teller aus leichtem Porzellan aus Tournai Ende 18. Jh., Manufacture Peterinck, Privatsammlung
Foto: © Christian Thévenin
 

Emile Decker

Die Stadt Tournai hat eine lange Tradition der Keramikerzeugung- Die erste nachgewiesene Fayencerie in der Stadt war die eines gewissen Scorron im Jahr 1670; gegen Ende des Jahrhunderts folgte dann die Manufaktur Simon-Calluez, Beghin.

Letzterer übergab seine Fayencemanufaktur 1704 an seinen Neffen Pierre-Joseph Fauquez, der die Stadt Tournai 1718 verließ, um sich in Saint-Amand-les-Eaux niederzulassen.

1750 stellte ein ehemaliger Ingenieur und Geograph in Lille, François-Joseph Carpentier, einen Antrag auf Einrichtung einer Fayencerie in Tournai; sein Antrag wurde bewilligt, und das Werk entstand am Quai des Salines.

Diese Manufaktur wurde 1751 von François-Joseph Peterinck, einem Franzosen, ehemaligen Militär und Kohlehändler, gekauft und entwickelte sich unter seiner Leitung zu einer der der renommiertesten in Belgien. Peterinck wollte leichtes Porzellan herstellen. Er stellte die Brüder Robert und Gilles Dubois ein, die über großes Know-how in diesem Bereich verfügen.

Teller aus leichtem Porzellan aus Tournai, Hahnenservice, coll. musée d'Histoire et des Arts décoratifs de Tournai
Foto: © Eric Hanse

Das Unternehmen Boch frères in Tournai Mitte des 19. Jh.
Quelle: La Belgique industrielle en 1850

Bereits im ersten Jahr präsentierte Peterinck seine Arbeiten, darunter einen zweistöckigen Kerzenleuchter, Karl von Lothringen. Dieser war von den Fähigkeiten des Unternehmens überzeugt und ließ ihm 1752 den Titel einer Kaiserlichen und königlichen Manufaktur verleihen, wodurch es von bestimmten Auflagen wie Einfuhrzöllen für Rohstoffe und Zollgebühren bei der Warenausfuhr befreit wurde.

Peterinck erhielt außerdem ein 30-jähriges Monopol und die Möglichkeit, ein bestimmtes Markenzeichen zu verwenden; er entschied sich dafür, auf den Gegenständen einen Turm abzubilden. 1756 stellte Peterinck fest, dass die Entwicklung der Leichtporzellanmasse ihn an den Rand des Ruins gebracht hatte; er beschloss, sich mit neuen Geldgebern zusammenzuschließen. Robert Dubois verließ die Manufaktur, um sein Know-how in Chantilly einzubringen.

Peterinck weigerte sich, seinen Geschäftspartnern das Geheimnis der Leichtporzellanmasse anzuvertrauen. 1761 wurde er inhaftiert und kam im Jahr darauf dank des bevollmächtigten Ministers Graf Cobenzl frei, der zu seinem Beschützer und einem seiner bevorzugten Kunden wurde.

Die Zahl der Arbeiter stieg von 43 im Jahr 1752 auf 80 im Jahr 1757 und 1761 auf 100. Michel Duvivier wird 1763 zum künstlerischen Leiter der Manufaktur ernannt. Seine künstlerischen Qualitäten sind groß und er trägt durch seine Arbeiten zur Verbreitung der Bekanntheit der Manufaktur bei. Der Herzog von Orléans bestellte bei der Manufaktur ein Service mit 1 600 Teilen, die mit Vögeln verziert waren, die von Buffon kopiert wurden. Der von 1776 bis 1790 ausgeführte Auftrag wurde nie bezahlt.

1798 beschloss Peterinck, sich zurückzuziehen, und verkaufte die Manufaktur an seine Tochter Amélie, die 1783 den Rechtsanwalt Jean-Maximilien de Bettignies geheiratet hatte. Sie leiteten die Fabrik gemeinsam, doch Jean-Maximilen starb 1802. Sechs Jahre später übertrug seine Frau das Unternehmen an ihre Kinder. Einer der Schwiegersöhne, Jean Baptiste Ragon, übernahm die Leitung.

Diesem gelang es jedoch nicht, die wirtschaftliche Lage, die sich im Laufe der Jahre verschlechtert hatte, wieder ins Lot zu bringen. Im Jahr 1814 erklärte das Handelsgericht den Konkurs und ernannte Charles Lecoq zum Verwalter. Die Aufträge nahmen wieder zu und 1815 kaufte die Familie Bettignies die Manufaktur; ab 1817 leitete Henri de Bettignies die Manufaktur.

Porträt von François Peterinck, coll. musée d'Histoire et des Arts décoratifs de Tournai
Foto: © Eric Hanse

Er versuchte, die Produktionsanlagen zu modernisieren: 1825 ließ er eine 20 PS starke Dampfmaschine installieren, um die Rohstoffe zu zerkleinern und die Töpferscheiben anzutreiben. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts veränderte sich die Porzellanproduktion allmählich; die Masse wurde dicker, die Dekore wurden in Serie mit weniger Sorgfalt hergestellt, und es wurde mehr Wert auf Quantität als auf künstlerische Qualität gelegt. Dennoch werden Aufträge für Gedenkprodukte von örtlichen Vereinen und Gilden erfüllt.

Henri de Bettignies verkauft sein Unternehmen 1850 an die Familie Boch. Hubert Dasseborne wird zum Geschäftsführer ernannt. Er führt in der Produktion industrielle Techniken wie die Übertragung von bedruckten Dekoren ein. Als Dasseborne 1875 starb, blieb Tournai vier Jahre lang ohne Direktor. 1882 wurde Charles Levy ernannt, um die Situation zu verbessern, aber ohne großen Erfolg. Im Juli 1889 wurde die Bilanz deponiert und Überschuldung angezeigt. Die Produktion wurde 1890 endgültig eingestellt. Das Material wurde teilweise von Keramis La Louvière übernommen und ein Teil des Personals wechselte in die Faïencerie de Sarreguemines.

 

Quellen


Pringiers, Baudhuin 1999: Faïence et porcelaine en Belgique 1700-1881.Bruxelles, 208 p.

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