Keramik

Die Keramikerzeugung (Überblick)

 

Emile Decker (2012)

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Einführung


Die Karte zeigt die Verteilung der derzeitigen sowie der historischen Standorte der Keramikerzeugung in der Großregion.

Überblick


Bestehend aus vier Einheiten, Regionen oder Staaten, im Herzen Europas gelegen, wird die Großregion seit Langem als ein Territorium mit einer reichen industriellen Vergangenheit von großer Dynamik angesehen. Unter den zahlreichen Aktivitätszweigen gibt es einen, der lange Zeit ein Aushängeschild ihres Könnens war: die Keramik.Der Begriff „Keramik“ umfasst eine gewisse Anzahl an sehr unterschiedlichen Produkten, was ihr Aussehen und ihre Eigenschaften betrifft, alle hergestellt aus gebranntem Ton.

Im Laufe der Zeit haben sich die Herstellungstechniken weiter entwickelt und immer weniger poröse und feinere Ausführungen hervorgebracht. Die Anwendungen dieses Materials haben sich damit beachtlich ausgeweitet.Das Arbeiten mit Ton stellt in dieser Region eine althergebrachte Tradition dar, da die ersten an archäologischen Fundstellen entdeckten Keramiken 7 000 Jahre alt sind. Jahrtausende lang stellten also Töpfer Gegenstände aus gebranntem Ton her.

Karte: Keramikerzeugung

Keramikerzeugung

Emile Decker, Musée de Sarreguemines

Römischer Mosaikboden mit dem Läufer "Polydus", Trier, Mitte 3. Jh
Foto: Th. Zühmer,
© cc Rheinisches Landesmuseum Trier

Zur Römerzeit erreicht die Keramik ein technisch sehr ausgefeiltes Niveau: An verschiedenen Orten finden sich Töpfer zusammen, welche ein attraktives Produkt, die Terra Sigillata herstellen und sie auch bis an die Grenze des Imperiums absetzen. Es werden Behälter für den Hausgebrauch hergestellt, aber auch Ziegelsteine, Dachziegel und Rohre, wie man sie in den römischen Villen findet.

Im Mittelalter beginnt eine neue Etappe in der technischen Weiterentwicklung der Keramik. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts entwickeln die Töpfer, vor allem im Rheintal, eine sehr harte, dichte und wasserundurchlässige Masse, die durch das Brennen bestimmter Tonarten bei einer sehr hohen Temperatur von ungefähr 1 300° entsteht: das Steinzeug.

Dieses Material ist während der Renaissance und den darauf folgenden Jahrhunderten sehr beliebt, da es sehr solide und in der Anschaffung erschwinglich ist. Am Ende der mittelalterlichen Periode erscheinen andere Produkte in der Großregion: glasierte Töpferware und Steingut.

Glasuren sind glasartige Beschichtungen, die in ihrer Masse grün oder gelb gefärbt werden können oder eine gefärbte Engobe überziehen können. Steingut besteht aus einer verfeinerten Masse, die mit einer glasartigen Beschichtung überzogen wird, welche durch Zinnoxid deckend wird: das Email.

Dieses verleiht ihm seine weiße Farbe. Das Objekt wird angenehmer für das Auge: Es wird nach dem Brennen weiß. Seine Oberfläche bietet sich geradezu zur Verzierung an. Die Verbreitung von Steingut vollzieht sich nur sehr langsam. Erste Herstellungseinheiten scheint es seit Anfang des 18. Jahrhunderts in Lothringen und Wallonien zu geben.

Doch die ideale Keramik, das Produkt, das allgemeinen Anklang findet durch sein reines Weiß und seine Feinheit ist ohne Frage das Porzellan. Seine Masse ist weiß, wasserfest und bleibt bei geringer Dicke durchscheinend. Dieses Keramikprodukt wurde in China erfunden und seine Herstellungstechniken wurden lange geheim gehalten.

In der Großregion wird es erst seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hergestellt, als die in Meißen entdeckten Herstellungsgeheimnisse sich in Europa zu verbreiten beginnen. Die Fürstenhöfe versuchen es herzustellen wegen des mit ihm verbundenen Prestiges: Frankenthal, OttweilerNiderviller, Tournai sind die ersten Produktionsorte.

Lunéville, Teller aus Feinsteingut mit Druckdekor, Mitte des 19. Jh., Privatsammlung
Foto : © C. Thévenin

Deckelterrine aus Porzellan, deutsches Blumendekor, um 1770, Manufaktur Zweibrücken, coll. und © Foto: Stadtmuseum Zweibrücken

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kommt auch ein anderes keramisches Produkt auf: die weißen Tonerden oder Feinsteingut. Seine Eigenschaften sind denen des Porzellans ähnlich: Seine Ausgangsmasse ist weiß, fein, sehr leicht formbar.

Die glasartige Beschichtung die es überzieht ist eine Glasur, eine dünne Glasschicht, die die Farbe des Scherbens durchscheinen lässt: Es wird in der Mitte des Jahrhunderts in Lothringen in Lunéville, dann in Luxemburg in Septfontaines, in Wallonien und schließlich in Rheinland-Pfalz und im Saarland hergestellt.

Im Laufe der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist eine progressive Industrialisierung der Produktionsorte von Keramik zu verzeichnen. Diese Industrie wird im 20. Jahrhundert eine schlimme Krise erleben: Die Selbstkosten werden immer höher; das Produkt gerät in Konkurrenz mit Produkten aus anderen Regionen Europas oder Asiens. Eine große Anzahl an Niederlassungen verschwindet in diesem Zeitraum.