Cassini-Karte
Cassini-Karte (1750-1815)
Malte Helfer (2008)
Quellen | Links |
Carte de l'Académie
Die Carte de Cassini deckt als historische topographische Karte aus dem späten 18. bzw. frühen 19. Jahrhundert den französischen Teil der Großregion SaarLorLux ab. Gemeinsam mit der Tranchot-Müffling-Karte für den deutschen Bereich sowie der Ferraris-Karte für den wallonischen Teil sowie das Großherzogtum Luxemburg kann so die Situation der gesamten Großregion SaarLorLux vor den umwälzenden Veränderungen durch die industrielle Revolution dargestellt werden. Zur Erläuterung der Cassini-Karte für den GR-Atlas werden hier Auszüge aus den jeweils angegebenen Quellen zusammengestellt. |
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Die auf Anordnung von König Louis XV gezeichnete "Carte de Cassini" oder "Carte de l’Académie" ist die älteste topographische Karte, die ganz Frankreich maßstabsgerecht zeigt. Sie ist ferner die erste Karte weltweit, die auf einer geodätischen Triangulation beruht, die César- François Cassini de Thury (Cassini III, 1714-1784) basierend auf den wissenschaftlichen Vorarbeiten seines Vaters Jacques Cassini (1677-1756) und seines Großvaters Gian Domenico Cassini (1625-1712) durchführte. Die aus Italien stammenden Cassinis leiteten ab 1671 nacheinander das Pariser Observatorium. |
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Nach der Veröffentlichung der aus 18 Blatt bestehenden "Carte générale de la France" im Maßstab 1:870 000 um 1746/47 entwarf Cassini auf Wunsch von Louis XV ein weitaus detaillierteres Werk im Maßstab 1:86 400 (eine Linie zu 100 Faden = 2,256mm zu 194,904m). Die Feldarbeiten und die Kupfergravur der Karte wurden 1750 begonnen und erst 1815 beendet. Zahlreiche Ergänzungen und Korrekturen insbesondere hinsichtlich der Verkehrswege wurden den Gravurplatten zwischen 1798 und 1812 hinzugefügt. Im Sommer 1756 legte C.-F. Cassini das Blatt 2 Beauvais Louis XV vor. Der König bewunderte die Genauigkeit, teilte aber mit, dass die königliche Schatzkammer dem Unternehmen nicht weiter beistehen könne. |
Die für die Fortsetzung des Werks erforderliche Finanzierung wurde schließlich unterstützt durch eine von Cassini eigens zu diesem Zweck gegründete Vereinigung mit fünfzig Mitgliedern, darunter der König, die Königin und die Cassinis selbst. Diese Vereinigung deckte 20 % der Ausgaben. Der Verkauf von Karten, Subskriptionen, die Beteiligung der Öffentlichkeit und Verträge mit den Provinzstaaten erlaubten Cassini, die Finanzierung aufrecht zu erhalten. Die Beiträge der Provinzen zu den Ausgaben (38 %) führten parallel zum Druck der Blätter der Generalkarte zur Publikation von Spezialkarten für das Languedoc, das Burgund, die Bresse und die Provence. 1793 beschloss der Nationalkonvent, die 165 fertig gestellten Blätter ins Kriegsdepot zu überführen. Sie wurden als Grundlage für die Einteilung Frankreichs in Départements genutzt. Das von César-François Cassini de Thury begonnene Kartenwerk wurde 1815 von seinem Sohn Jean-Dominique Cassini (1748-1845) fertig gestellt (Auszug aus: Dubos/Strappini 2011/2015). Die Cassini-Karte besteht aus einer Sammlung von 180 Blatt, davon 154 Blatt im Format 104 cm x 73 cm und 26 Blatt in verschiedenen Formaten für die Randbereiche. Die Kupferplatten werden vom französischen Institut géographique national (IGN) aufbewahrt, das die schwarz-weißen Papierausgaben herausgibt. |
Jacques Cassini de Thury (1677-1756) | |
César-François Cassini de Thury (1714-1784)
Quelle: Archives de Gironde
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Jean-Dominique, Comte de Cassini (1748-1845) |
In den vier Ecken jedes Blatts sind die Entfernungen zum Meridian und Breitenkreis von Paris in Klaftern angegeben. Das von Cassini de Thury eingerichtete geometrische Raster umfasst Schritte von 40 000 Klaftern nach X bezogen auf den Pariser Meridian und Schritte von 25 000 Klaftern nach Y bezogen auf den Breitenkreis.
Bei einem Maßstab von 1 : 86 400 und einem 1,94904 Meter messenden Klafter umfasst das Gebiet eines Blattes in der Projektion Cassini 77 961,6 x 48 726,0 Meter (Auszug aus: Cercle Généalogique de la Brie).
de Dainville, F. 1995: La carte de France et son intérêt géographique, Bulletin de l’Association des géographes français, n° 251-252, mai-juin 1955, p. 138-147
Dubos, Christian & Strappini, Sylvie (2011/2015): La Guyenne cartographiée - La carte de Belleyme avatar de la carte de Cassini (Archives départementales de Gironde)
Ecole des Hautes études en sciences sociales (EHESS) : Des villages de Cassini aux communes d'aujourd'hui
IGN: La carte de Cassini en couleur sur le Géoportail
Konvitz, J. Cartography in France 1660-1848, p. 21-31
Pelletier, M. 1990: La Carte de Cassini. L’extraordinaire aventure de la Carte de France, Presses de l’École nationale des Ponts et Chaussées, Paris
Pelletier, M. 2002: Les cartes des Cassini : la science au service de l'État et des régions, Paris, Éd. du CTHS
Karte: David Rumsey Collection. Copyright by Cartography Associates, licensed under a Creative Commons License
Archives départementales de Gironde, C 2411 : Projet de souscription pour la Carte de France en 173 feuilles
Archives départementales de Gironde, C 2411 : Avis de par le Roi
Archives départementales de Gironde, C 2411 : Arrêt du Conseil d’Etat du Roi relatif à la Carte générale de la France, 1756
Archives départementales de Gironde, BIB MF 877 : Légendes et abréviations de la Carte de Cassini
Archives départementales de la Gironde, série Fi non coté : Details aus dem farbigen Blatt 103 der Generalkarte Frankreichs (Cassini-Karte): Blaye (erhoben 1767-1775, graviert 1783)
Cercle Généalogique de la Brie: Carte de Cassini
David Rumsey Map Collection: Composite : Carte de France (Cassini, Cesar-Francois, 1714-1784); (Cassini family), 1750
Ecole des Hautes études en sciences sociales (EHESS) (éd.): Des villages de Cassini aux communes d'aujourd'hui
Fichet, B.: Cartes anciennes de géographie (mit den Cassini-Karten in Farbe)
IGN/Géoportail : Carte Cassini