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Wahrnehmung der Großregion in den Medien
Patrick Wiermer
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Methodik Die thematischen Klassifizierungsfelder richten sich nach den klassischen "Daseinsgrundfunktionen", das Konzept der Störungen ist an Caroline Herrmanns lebensweltliche Analyse von Tageszeitungen entlehnt. Störungen sind dabei kurz gefasst als Ereignisse anzusehen, an denen die Nutzer von Nachrichten (Leser) ihre eigene Lebenswelt in ein Gleichgewicht bringen. Störungen helfen dem Leser gewissermaßen sein eigenes Weltbild "gerade zu rücken" und dienen damit der moralischen Orientierung. |
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Neben regelrechten Texten, worunter alle Artikel (außer Termine/Ergebnisse) fallen, wurden unter der Bezeichnung "Termine/Ergebnisse" alle Kurzmeldungen (in der Regel Sportergebnisse und Kurzankündigungen) über die einzelnen Orte gesammelt. Es wird zudem zwischen "Nennungen" (Frequenz der Nennung eines Ortsnamens) und "Meldungen" (Anzahl der Beiträge/Artikel) unterschieden. |
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Verteilung der Meldungen in den Themenfeldern bei den meist genannten Städten in der Gesamtauswertunghttp://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/ge62/me157/vo184#sigProIdebbbe2317d Quelle: Eigene Analyse |
Auswahl der Analyse-Ebene Die administrativen Unterschiede etwa zwischen Frankreich und Rheinland-Pfalz wurden durch die Wahl von Orten mit vergleichbarer Einwohnerstärke und zentralörtlicher Bedeutung ausgeglichen. Untersucht wurden im Saarland 52 Gemeinden, in Luxemburg 116 Gemeinden, in Wallonien 253 und in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Walloniens 9 Gemeinden, in Rheinland-Pfalz 161 Hauptorte von Verbandsgemeinden sowie in Lothringen 140 Chef-lieux der Arrondissements. Diese Orte wurden in den Archiven auch nach ihrer fremdsprachigen Bezeichnung gesucht (Beispiel: Bascharage, Nidderkäerjeng, Niederkerschen). |
Zentren und Peripherien Im Gegensatz dazu verzeichnet die Peripherie eine geringe Frequenz, wenige Themen (oftmals Schwerpunktthemen) und einen hohen Anteil an Meldungen aus den Bereichen Sport, Erholung und Störungen. In diesen Kategorien gibt es besondere, zum Teil unregelmäßige Anlässe zur Berichterstattung. Die Entscheidung, in diesem Fall über einen Ort zu berichten, ist weitestgehend unabhängig von der räumlichen Nähe des Geschehnisses. Die Studie fasst daher Termine/Ergebnisse, Erholung/Freizeit und Sport unter dem Begriff "Service" zusammen – damit kann die Nachrichtenperipherie recht genau bestimmt werden. |
Ergebnisse Das betrifft sowohl die absolute Häufigkeit der Meldungen als auch das Themenspektrum. Dies ist nicht überraschend, handelt es sich hier doch um die Kernregion von Saar-Lor-Lux mit den stärksten Verflechtungen zwischen den verschiedenen Regionen. Auf der anderen Seite bildet sich aber auch eine Nachrichtenperipherie heraus, die nicht mehr Teil einer flächendeckenden Berichterstattung ist. Diese vernachlässigten Regionen liegen einfach formuliert nord-westlich von Arlon, nördlich von Luxemburg-Stadt, östlich einer Linie zwischen Trier und Pirmasens und südlich von Nancy. Dies sind auf der einen Seite dünner besiedelte Gebiete. Andererseits gibt es hier aber auch sprachliche (deutschsprachiges und frankophones Lothringen), kulturelle (Ardennen und Eifel) und wirtschaftliche Barrieren (relative Armut und geringes Arbeitsplatzangebot Walloniens). |
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Die wallonische Zeitung "Le Soir" richtet sich an die französischsprechende Bevölkerung Belgiens. http://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/ge62/me157/vo184#sigProId3be50c13f5 Quelle: Le Soir |
Zusätzlich entstehen in der Peripherie Nachrichtenpole, die oft in Meldungen im Zeitungsmantel erwähnt werden. Diese meist zentralen Verwaltungs- und Gerichtsorte (Mainz, Koblenz, Namur) liefern besonders viele Nennungen im Bereich Soziales/Lokalpolitik oder Gerichts-/Streitfälle. Die Analyse der einzelnen Zeitungen liefert ein komplexes Bild. Man kann vereinfacht unterscheiden: Starke lokale, aber schwache ganzheitliche Wahrnehmung der Großregion beim "Républicain Lorrain", eine stark auf die Nachrichtenzentren fixierte Berichterstattung beim "Luxemburger Wort", eine starke teilregionale Fixierung beim "Grenz-Echo", eine schwache Inklusion der Großregion bei "Le Soir". |
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Verteilung der Gesamtnennungen auf die einzelnen Zeitungen. http://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/ge62/me157/vo184#sigProIdf234aa6f05 Quelle: Eigene Analyse |
Die "Saarbrücker Zeitung" und der "Trierische Volksfreund" bieten eine "gemischte" Wahrnehmung: Nachrichtenpole überwiegen, in unregelmäßigen Abständen wird über Ereignisse unmittelbar (!) hinter der Grenze berichtet, während das frankophone Ausland nahezu vollständig ausgeklammert wird. Bei letzterem spielen mangelnde Französischkenntnisse in den Redaktionen, fehlende "Manpower" (Korrespondenten und freie Mitarbeiter) sowie eine schlechte Nachrichtenversorgung über Agenturen, Presseverteiler etc. sowie vermutetes mangelndes Leserinteresse eine Rolle. Die "Saarbrücker Zeitung" berichtet stark über Teile des Verbreitungsgebiets des "Trierischen Volksfreunds" – und umgekehrt. Beide Zeitungen sind redaktionell und verlagswirtschaftlich verknüpft. |
Dünne, J. / Günzel, S. (Hrsg.): Raumtheorie, Frankfurt 2006. Hedinger, V. / Weiland, A.: Radio an der Grenze. Die grenzüberschreitenden Programmleistungen von Radio Salü, Radio Melodie und Studio 1, Berlin 1998. Herrmann, C.: Im Dienst der örtlichen Lebenswelt – lokale Presse im ländlichen Raum, Opladen 1993. Kamps, K.: Nachrichtengeographie – Themen, Strukturen, Darstellung: ein Vergleich in: Kamps, K/ Meckel, M.: Fernsehnachrichten – Prozesse, Strukturen, Funktionen, Wiesbaden 1998, S.275 – 295. Kamps, K: Politik in Fernsehnachrichten – Struktur und Präsentation internationaler Ereignisse. Ein Vergleich, Baden-Baden 1999. Klüter, H.: Raum als Objekt menschlicher Wahrnehmung und Raum als Objekt sozialer Kommunikation in: Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft (1994), S.143-178. Merten, K /Schmidt S.J. / Weischenberg, S. (Hrsg.): Die Wirklichkeit der Medien, Opladen 1994. Riedel, H.: Wahrnehmung von Grenzen und Grenzräumen. Eine kulturpsychologisch-geographische Untersuchung im saarländisch-lothringischen Raum, Saarbrücken 1994. Schmidt, R.: Grenzüberschreitende Publizistik in Rundfunk, Tagespresse und Zeitschriften der Grossregion Saarland- Westpfalz- Lothringen-Luxemburg-Trier. Spiegel und Motor der Zusammenarbeit, Darmstadt 1978. Treinen, H.: Symbolische Ortsbezogenheit: eine soziologische Untersuchung zum Heimatproblem in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 17 (1), Köln 1965, S.73-97. Zur Nieden, P. (Hrsg.): Wahrnehmung von Nachbarschaft in der Großregion SaarLorLux durch Bürger und lokale Medien am Beispiel von QuattroPole – Ergebnisse einer Studie von Geografie-Studenten unter der Leitung von Peter zur Nieden, Trier 2007. Zur Nieden, P. (Hrsg.): Wahrnehmung von Nachbarschaft in der Großregion SaarLorLux durch Bürger und lokale Medien am Beispiel von QuattroPole |