Belgien

GA032 1831: Belgien

1831: Die Unabhängigkeit Belgiens


Die belgische Revolution stellt ein bedeutendes Ereignis auch für das Großherzogtum Luxemburg dar. Der Ausgangspunkt hierfür liegt jedoch einmal mehr in Frankreich. Am 27. Juli 1830 war es in Frankreich zu einer Revolution gegen die Bourbonen gekommen. Wieder einmal verbreiteten sich die revolutionären Ideen von Paris aus über weite Teile Europas.

Auch Belgien wurde von diesen Ideen beeinflusst, und so kam es, dass es am 25. August 1830, nicht einmal einen Monat nachdem in Paris die Revolution gegen die Bourbonen ausgebrochen war, in Brüssel zum Aufstand gegen die Niederländer kam. Der Aufstand in Brüssel dehnte sich zu einer Revolution aus und erfasste große Teile des Königreiches. Die revolutionären Belgier gründeten eine provisorische Regierung, die bereits am 4. Oktober 1830 die Unabhängigkeit Belgiens erklärte.

Da sich die Hälfte seines Königreiches in den Händen der Revolutionäre befand, wandte sich Wilhelm I., König der Niederlande und Großherzog von Luxemburg, an die europäischen Großmächte. Großbritannien übernahm die Initiative und lud die Großmächte zu einer Konferenz nach London ein, da es verhindern wollte, dass sich die Situation im Königreich der Niederlande zu einem größeren Konflikt in Europa entwickelte. Die Situation auf dem Kontinent war bereits brisant genug, da die "Julirevolution" große Teile Europas erfasst hatte.

Léopold I. König von Belgien

Szene aus den Septembertagen von 1830, Gemälde von G. Wappers, 1835
Musées royaux d'art et d'histoire, Brüssel

Die Konferenz, in der die Belgienfrage geklärt werden sollte, begann bereits am 4. November 1830. Es hatte somit nicht einmal einen Monat gedauert, bis es dazu gekommen war, was die Brisanz verdeutlicht. Der britische Außenminister Henry Lord Palmerston leitete die Konferenz.

Die Großmächte waren alle in London vertreten. Unter den Konferenzteilnehmern befanden sich der französische Botschafter in London Charles Maurice de Talleyrand-Périgord, der preußische Botschafter Baron von Bülow sowie der russische Botschafter von Lieven und der Verwalter der russischen Botschaft Graf Matuszewic.

Außerdem waren für Österreich Fürst Esterhazy und Johann von Wessenberg anwesend, während das Königreich der Niederlande durch seinen Botschafter in London Antoine Falk vertreten war. Die belgische Seite war natürlich nicht auf der Konferenz vertreten. Federführend waren die fünf Großmächte, und so kam es, dass der König der Niederlande sich dem Willen der Fünf zu beugen hatte.

Am 18. Dezember 1830 schlug der britische Außenminister Lord Palmerston die Unabhängigkeit Belgiens vor, die dann auch von den anderen vier Großmächten Österreich, Preußen, Frankreich und dem russischen Zarenreich akzeptiert wurde. Am 20. Dezember 1830 erkannten die fünf Mächte Belgien an; dies war die Geburtsstunde des neuen Staates. Doch die Großmächte machten deutlich, dass die revolutionären Belgier das Großherzogtum Luxemburg verlassen müssten. Bereits im Protokoll Nummer 3 vom 17. November 1830 hatten die Großmächte den Wunsch der Belgier, dass Luxemburg an Belgien fallen solle, entschieden abgelehnt.

Auf der Konferenz wurde ebenfalls festgelegt, dass das Königreich der Niederlande in seine Grenzen vom 30. Mai 1814 zurückgestutzt werden sollte. Der neue Staat Belgien beinhaltete den südlichen Rest des Königreiches. Das Großherzogtum blieb jedoch persönlicher Besitz des Hauses Oranien-Nassau und somit des Königs der Niederlande. Außerdem blieb Luxemburg Mitglied des Deutschen Bundes, was im Interesse von Preußen und Österreich lag.

Belgien wurde schließlich am 20. Januar 1831 territorial von den Niederlanden getrennt, doch erst am 18. Februar 1831 akzeptierte der König der Niederlande die Grundzüge der Londoner Konferenz. Die Belgier jedoch beharrten darauf, das Großherzogtum als Teil Belgiens zu betrachten. Die Streitfrage, die das Großherzogtum Luxemburg betrifft, wird an anderer Stelle genauer erläutert werden.

Am 4. Juni 1831 wurde Prinz Leopold von Sachsen-Coburg vom belgischen Nationalkongress zum König der Belgier gewählt, am 21. Juli legte er den Eid auf die Verfassung ab. Interessant ist, dass der belgische König bereits bei seiner ersten Thronrede seine Absicht deutlich machte, Luxemburg seinem Königreich einzuverleiben.

Quellen


Calmès, A. 1982: Le Grand-Duché de Luxembourg dans la révolution belge (1830-1839), Luxembourg

Dollar, J. 1989: Le troisième morcellement du Grand-Duché ou la naissance d’une nation, In: Korspronk, bulletin des Amis de l’histoire Differdange, Differdange

Dostert, P. 1989: Le démembrement du Grand-duché de Luxembourg par le traité des XXIV articles, In : D’Commemoratiounsfeierlechkeeten 1989 aus deer Siicht vun der Gemeng Suessem, Festbroschür, Sanem, S. 39-44

Mullenberger, H. 1985: Von der belgischen Revolution bis zur Grenzziehung von 1839, In: Fanfare Union musicale Steinfort, Esch-sur-Alzette, S. 155-160

Neu, P. 2003: Die belgische Revolution von 1830 und ihre Ausstrahlung auf den luxemburgisch-deutschen Grenzraum, In: Hémecht, Zeitschrift für Luxemburger Geschichte, Luxemburg, H. 4, 2003, S. 525-544