V - 1915-1939
V - 1915-1939
V. Die Grenzänderungen vom Ersten Weltkrieg bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges (1915-1939)
Der Erste Weltkrieg und dessen Folgen brachten große Veränderungen für Europa und auch konkret für die Großregion. Anfang November 1918 brachen immer mehr Meutereien im Deutschen Reich aus, die bei den Matrosen in Kiel ihren Ursprung gefunden hatten. Das Deutsche Reich brach schließlich in sich zusammen. Gegen Mittag des 9. November 1918 ließ Prinz Max von Baden die Abdankung des Kaisers verlauten, dann gab er sein Amt an Friedrich Ebert, den Führer der Mehrheitssozialdemokratischen Partei Deutschlands ab. Am 28. Juni 1919 unterzeichneten die Siegermächte und das besiegte Deutschland im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles den Friedensvertrag. Es handelte sich um denselben Ort, an dem am 18. Januar 1871 der preußische König Wilhelm I. zum deutschen Kaiser proklamiert worden war. Nachdem die deutschen Bevollmächtigten unterzeichnet hatten, unterzeichneten die Delegierten der Siegermächte den Vertrag. |
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Die Unterzeichnung des Friedensvertrages im Spiegelsaal des Schlosses zu Versailles, 28. Juni 1919. Gemälde von W. Orpen, 1919, Imperial War Museum London
http://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/te63/gr211/v-251#sigProIdfbae5a5089 |
Der Friedensvertrag von Versailles hat das Gebiet der heutigen Großregion deutlich verändert. Deutschland musste das Elsass und Lothringen wieder an Frankreich abtreten, die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland wurde wieder auf den Stand von 1870 gebracht. Außerdem verlor Deutschland Gebiete an Belgien. Diese beiden Gebietsverluste werden im Folgenden behandelt. Ein weiterer Punkt behandelt das Saarbecken, das von Deutschland abgetrennt und für einen Zeitraum von 15 Jahren dem Völkerbund unterstellt wurde. Deutschland verlor durch den Friedensvertrag alles in allem ein Achtel seines Territoriums sowie ein Zehntel der Bevölkerung. In Deutschland wurde der Versailler Vertrag am 16. Juli 1919 von der Nationalversammlung ratifiziert. Der Versailler Vertrag trat am 20. Januar 1920, nachdem er unter anderem von den Parlamenten in Frankreich und Großbritannien ratifiziert worden war, in Kraft. |
Es ist bemerkenswert, dass nach dem Vertrag von Versailles noch viele kleine Grenzänderungen an den neuen Grenzen Deutschlands vollzogen wurden. Diese Grenzänderungen fanden auch an den Grenzen des Saargebiets statt. Die Grenze zwischen Deutschland und Belgien wird ebenfalls noch über Jahre hinweg behandelt werden. Hier werden weitere interessante Grenzveränderungen vorgenommen. Die Zeitspanne von 1919 bis 1939 wird als Zwischenkriegszeit bezeichnet. Auch in dieser Zeit blieben die Grenzen, die zum Großteil durch den Versailler Vertrag von 1919 verändert worden waren, nicht starr bestehen: So wurden Verhandlungen über Grenzfestlegungen und auch Grenzverschiebungen zwischen den einzelnen Staaten geführt. Ein wichtiges Ereignis im Kontext der Akzeptierung der neuen Grenzen bilden die Verträge von Locarno. |
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Deutsches Anti-Versailles-Plakat von 1919http://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/te63/gr211/v-251#sigProIddd90e5b881 Quelle: W. Ziegler 1933 |
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Britische Propagandakarte von 1919 zum Versailler Vertrag: Belgien, Russland, Frankreich und Britannien teilen Deutschland auf
http://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/te63/gr211/v-251#sigProId82f3c0b272 |
Bemerkenswert ist auch, dass das Saargebiet, das 1920 unter die Aufsicht des Völkerbundes gestellt wurde, 1935 nach Volksabstimmung wieder an Deutschland kam. Doch werden nicht nur nationale Grenzen geändert, im nationalsozialistischen Deutschland wird auch eine territoriale Umstrukturierung im Inneren vollzogen. Diese Zeitspanne ist sehr interessant, da sie große, durch einen Krieg bewirkte Veränderungen aufweist, ebenso wie eine Fülle von vielen kleinen Grenzänderungen, die im Einvernehmen der jeweiligen Nachbarn getroffen wurden. |
Gesetz über den Friedensschluss zwischen Deutschland und den alliierten und assoziierten Mächten, In: Reichsgesetzblatt, Teil II, 12. 08. 1919, S. 687. Kolb, E. 2005: Der Frieden von Versailles, Verlag C.H. Beck, München |