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Großsporteinrichtungen
Pierre Ginet
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Der Begriff der Großsporteinrichtung (GES) In Europa ist der Beginn des 20. Jahrhunderts geprägt von einer Wende in der Geschichte des Sports und von der Demokratisierung der Sporteinrichtungen. Seit den sechziger Jahren müssen sich diese neuen Ansprüchen stellen. Die Entwicklung des Sportunterrichts in der Schule bringt die für die Erziehung und die Jugend zuständigen staatlichen Behörden dazu, spezifische Einrichtungen zu fordern. Mit der Veränderung der Lebensweisen entstehen neue Publikumsschichten. |
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Der Aufschwung des Sports geht einher mit dem der Konsumgesellschaft und wird zu einer alltäglichen Gepflogenheit, doch gleichzeitig auch zu einem regelrechten Markt. Die Privatpromotoren interessieren sich genauso, wenn nicht stärker dafür als staatliche Behörden, weil Sporteinrichtungen mittelfristig eine rentable Geldanlage darstellen können. Sie entwickeln sich weiter, in Richtung auf eine größere Polyvalenz. Zu einer Zeit, als das Konzept der Sporteinrichtung eine nie gekannte Vielseitigkeit an Sinn und Bedeutung in Sachen Territorialentwicklung erfuhr, wurden Versuche einer Typologie unternommen. So kann man sich auf die Arbeiten von Vigneau (1998) stützen, um die verschiedenen Typen von Sporteinrichtungen nach der Art ihrer sportlichen Ausrichtung zu klassifizieren: a) sportliche Einrichtungen nach Bestimmungszweck: ex nihilo errichtete Bauten für die Ausführung von sportlichen Tätigkeiten (Stadion, Sporthalle, …); |
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Indoor-Skipiste Ice Mountain, Comines/Wallonie. Foto: Ice Mountain http://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/to116/sp197/vo199#sigProId5c723c9fff |
… mit spezifischen Eigenschaften Wir können diese in vier Kategorien einteilen: morphologische, wirtschaftliche, funktionelle und attraktivitätsbezogene Kriterien. Alle verweisen auf eine gewisse Anzahl von spezifischen Charakteristika, die allein auf "große" Sporteinrichtungen angewandt werden können. Sollen Zuschauer Sportveranstaltungen besuchen, sind Tribünen unabdingbar. Eine GSE muss über Tribünen verfügen, die dem Niveau der dort stattfindenden Sportveranstaltungen und den zu erwartenden Publikumszahlen angepasst sind. |
Weiterhin bietet eine GSE häufig ein zusätzliches Dienstleistungsangebot, das sich von dem einer Sporteinrichtung geringerer Bedeutung in puncto Quantität, Qualität und Vielfältigkeit abhebt. Es kann sich um von den Sportaktivitäten abgeleitete Dienstleistungen handeln (Saunas, Aufwärmbereiche, Relaxationsräume), Dienstleistungen für den Empfang der Nutzer (Parkplätze, ...) oder die Entspannung der Sportler oder des Publikums. Abseits dieser Tribünen können Logen und VIPs vorbehaltene Plätze eingerichtet sein. Innerhalb von GSE mit weltweiter Ausstrahlung nehmen Leistungen im Zusammenhang mit den Logen im Übrigen immer weiter zu: Ankleideräume, Salon, Bar, privater Restaurationsservice, reservierte Parkbereiche, ... . Verschiedene für den Hochleistungssport spezifische Einrichtungen finden sich ausschließlich in den GSE: Räume für die kardio-vaskuläre Rückkehr zur Ruhe zum Beispiel, mit Coaching durch Fachpersonal. Die Architektur |
Wirtschaftliche Kriterien - Die Investitionskosten - Die Betriebskosten |
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Nationales Sport- und Kulturzentrum d'Coque, Luxemburghttp://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/to116/sp197/vo199#sigProId0facebc386 Foto: © Black Frogs Schieren |
Funktionelle Kriterien Eine polyvalente Ausstattung muss den Nutzern gleichzeitig Freizeitaktivitäten, Freizeit- und Leistungssport sowie die Möglichkeit bieten, als Zuschauer an den Sportereignissen teilzunehmen. Sie vereint Räume zur sportlichen Darbietung, Ausführung und Vorbereitung. Die ersteren bestehen im Empfang eines großen Publikums, das zu den Veranstaltungen kommt. Sie umfassen Tribünen, Bars, Empfang, ... Die zweiten erlauben die Durchführung von zivilen, schulischen, universitären Wettkämpfen, die den Abschluss einer Trainingsarbeit bilden, ohne jedoch einen wirklich offiziellen Charakter zu haben. In diesem Rahmen finden auch die Einheiten für Training und Freizeitsport statt. Die dritten erlauben das Training in all seinen technischen, taktischen, physischen und mentalen Aspekten. Schließlich können Räume für die sportliche Erholung mit spielerischer Zielsetzung im Rahmen einer GSE angeboten werden (Rutschbahnen, Wildwasserbahnen, Restaurants, …). Diese Bereiche dienen der Entspannung der Nutzer des Zentrums, Sportlern oder Nicht-Sportlern. Ihre Vielseitigkeit kann sich ausdrücken in der Anpassung der Ausstattung für nicht sportgebundene Zwecke (zum Beispiel musikalische Aufführung oder Folkloreveranstaltung). |
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Regionalschwimmbad rheinwelle, Gau-Algesheim/Rheinland-Pfalz. Foto: rheinwellehttp://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/to116/sp197/vo199#sigProId1a71a0cdb3 |
- Die Aufnahme von nationalen oder supranationalen Wettkämpfen Der Wettbewerbssport auf lokaler Ebene benötigt meistens lediglich einen Sportbereich, der den Regeln der Sportföderationen entspricht, mit Umkleide und einigen Plätzen in Sitzreihen. Dagegen erfordern die großen Sportereignisse und Massenveranstaltungen gleichzeitig zahlreichere, vielseitigere, größere und komfortablere Örtlichkeiten. Die GSE müssen einen Raum anbieten, der dem Niveau des Wettbewerbs und der Zahl der auf dem Feld präsenten Teilnehmer entspricht. Die Wettbewerbe lokaler oder regionaler Größenordnung, welche eine große Zahl an Teilnehmern mit sich bringen, erfordern Sportstätten in genügender Zahl, deren Größe diesbezüglich ausgelegt ist. Das Publikum beschränkt sich auf die Sportler, die Trainer, Familien und Freunde. Diese Stätten stehen denen entgegen, welche Hochleistungssport aufnehmen, Referenzwettkämpfe (offizielle Wettkämpfe der internationalen Sportföderationen) oder Sportveranstaltungen: die Zahl der Teilnehmer dabei ist begrenzt. Hinzu kommt, dass der Bedarf an angegliedertem Zusatzraum mit dem Niveau der Wettkämpfe wächst, sie müssen eine große Anzahl an Akteuren und Publikum aufnehmen können. |
Attraktivität Laut dieser besitzen die Sportstätten ihr eigenes Markteinzugsgebiet: die größten Sporteinrichtungen bieten Veranstaltungen auf hohem Niveau und die Königsklasse im Sport, also gibt es davon sehr wenige, die örtlich weit auseinander liegen. Dieser GSE-Typus bedient ein sehr großes Einflussgebiet. Die zweitrangigen Sportstätten bieten ihrerseits Einrichtungen kleinerer Größenordnungen, welche für begrenztere Einflussgebiete und Bevölkerungszahlen benötigt werden, usw. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die GSE über erstklassige Ausstattungen verfügen und imstande sind, ein großes Publikum anzuziehen. Um diese großen Sportzentren verteilt sich eine Vielzahl verschachtelter Zentren von abnehmender Größenordnung, welche wohnortnahe Einrichtungen bieten. Die GSE ist konsequenterweise eine Sporteinrichtung, von denen es aufgrund ihrer Ausmaße, der Vielzahl ihrer Dienstleistungsangebote und ihrer Sporteinrichtungen in einem weiten Umkreis nur sehr wenige gibt und die ihren Einfluss über die lokale oder regionale Ebene hinaus ausweitet. Auf dem Gebiet der Landesplanung bietet diese Hierarchisierung der Sporteinrichtungen, auch indem sie unter Umständen grenzüberschreitende Markteinzugsgebiete mit einbezieht, ein Modell, welches in eine Politik der Raumordnung, der Aufwertung und der Entwicklung eines Gebietes eingebracht werden kann … gegebenenfalls auf der Ebene der Großregion. |
Geopolitische Kriterien Bedeutung der GSE Gebietsbezogene Relevanz der GSE Das Ausmaß des nötigen Einsatzes für die Austragung von internationalen Wettkämpfen in den GSE bietet so die Möglichkeit, ehrgeizige Stadterneuerungsprojekte zu lancieren (z.B. die "Arènes de Metz"). Es stellt auch eine Quelle für die wirtschaftliche Aufwertung ländlicher Räume dar, indem die GSE auf der Welle des sanften und wohnortnahen Tourismus schwimmen, und dies über das ganze Jahr (z. B. Skigebiet Lispach). |
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Fritz-Walter-Stadion auf dem Betzenberg, Kaiserslautern/Rheinland-Pfalz. Foto: FCKhttp://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/to116/sp197/vo199#sigProId231a0df910 |
Relevanz von Finanzierung und Führung Weil es den öffentlichen Körperschaften schwierig, wenn nicht unmöglich ist, die vollständige Finanzierung zu übernehmen, wird oft die Idee einer öffentlich-privaten Partnerschaft aufgegriffen; jeder der Partner übernimmt dabei den Bereich, den er beherrscht. In diesem Sinne sind die Unternehmen bereit, beträchtliche Summen beizusteuern, um direkt oder indirekt an den Projekten beteiligt zu werden. Auf diese Art können sie sich in die Entwicklung der Gebiete einbringen und von den positiven externen Effekten der GSE profitieren. Soziale Bedeutung im Zusammenhang mit der Demokratisierung der Sportpraxis: vom Nutzer zum Kunden |
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Nürburgring, Grand-Prix-Rennstrecke/Rheinland-Pfalzhttp://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/to116/sp197/vo199#sigProIdad530be4e1 Quelle: W. Pittenger |
Eine exploratorische Herangehensweise: Schlussfolgerungen und Ausblick So bieten das Saarland und Rheinland-Pfalz eher das Bild einer Freizeitgesellschaft, die erfassten Sportzentren verschreiben sich nicht nur dem Sport, sondern auch der Entspannung. Die polyvalenten Infrastrukturen sind dominiert von Aquazentren, die gleichzeitig Schwimmbecken, Kinderbäder und Entspannungszentren anbieten. Hinzu kommt, dass Deutschland das Image eines Fußball- und Autorennlandes hat. Daher die Präsenz von international renommierten Fußballstadien und Autorennstrecken, welche für Formel-1-Rennen ausgelegt sind, die zur Spitzenklasse nicht nur der Großregion sondern ganz Europas zählen. |
In Wallonien fördert die Sportpolitik vor allem die Promotion des Sports bei Jugendlichen. Die "Administration de l’Education Physique, du Sport et de la vie en plein air" (ADEPS), eine Verwaltungsabteilung des "Ministère de la Communauté Française de Belgique" hat in den 1970er Jahren damit begonnen, 17 Sportzentren in Wallonien und in Brüssel zu schaffen. Dank ihrer sportlichen Ausrichtung ermöglichen sie es über ihr eigentliches Zielpublikum von Jugendlichen und jungen Menschen hinaus, auch jedem anderen Publikum, fast alle Disziplinen zu praktizieren. Einige Zentren sind mehr oder weniger auf den Wassersport, den Freiluftsport oder den Hallensport ausgerichtet, doch alle ermöglichen mindestens zwei Aktivitätsrichtungen. Die wichtigsten Zentren (GSE) befinden sich in der Nähe der belgischen Hauptstadt (z.B. das "Centre sportif du Blocry"), was sich durch die große Bevölkerungsdichte im Ballungsraum Brüssel erklärt. In Lothringen gibt es erst wenige und zu klein ausgelegte GSE, wenn sie denn die oben genannten Kriterien erfüllen, weil sie entweder völlig auf die Ausübung einer einzigen Sportart ausgerichtet sind oder aber weder Unterkunft noch Gastronomie anbieten. Trotz der kleinen Fläche Luxemburgs gehört die Größenordnung der GSE dieses Landes, was insbesondere ihre Aufnahmekapazität, aber auch ihre Multiaktivitätsmöglichkeiten anbelangt, voll und ganz in die Kategorie der GSE. |
Wissenschaftliche Perspektiven … quantitative Schwellenwerte, die an jedes einzelne Kriterium angelegt werden, das es erlaubt, eine GSE zu definieren. Diese quantitative Herangehensweise, basierend auf Erhebungen vor Ort (bei den Nutzern von GSE, den Geldgebern, Geschäftsführern und politischen Entscheidungsträgern) und auf einer zielgerichtet vergleichenden Arbeit, würde die notwendige Summe an Zusatzinformationen liefern, welche eine Feinanalyse der bestehenden Lage ermöglichen würden (Kartographie der Einzugsgebiete der GSE und ihrer zeitlichen Entwicklung, Herausarbeitung der mangelhaft ausgestatteten Gebiete und mögliche Vernetzungen im Besonderen). |
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Landgestüt und Pferderennbahn Zweibrücken. Foto: © Agrar Cockpit http://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/to116/sp197/vo199#sigProId466c678c4f |
… geopolitische Kriterien: Die "große Sporteinrichtung" kann verstanden werden als leistungsstarke Pumpe, die im Stande ist, eine positive Sogwirkung auf das mehr oder weniger große Einflussgebiet auszuüben, in das sie sich einschreibt. Dieser Begriff des Einflussgebietes verdient besondere Aufmerksamkeit. Er wird oft – um nicht zu sagen immer – empirisch verstanden von den für die Einrichtung und die Finanzierung der GSE zuständigen Entscheidungsträgern. |
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Die Pisten des Skigebiets Lispach/La Bresse (Vogesen)http://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/to116/sp197/vo199#sigProId5fb7cccb1d Quelle: Alpenwiki |
So stellt die GSE, auch wenn sie eine Metropolisierungsdynamik aufnehmen kann, indem sie derselben beim großen Publikum und bei der nationalen und internationalen Presse durch eine Steigerung des Bekanntheitsgrades ein beachtliches Echo verschaffen kann, ebenfalls einen ausgezeichneten Fixpunkt des Gebietes dar, welches die GSE gleichzeitig antreibt und bekannt macht (wobei diese beiden Ebenen sich nur bedingt überschneiden können). Die GSE kann so dazu beitragen, die grenzübergreifende Integration zu fördern, die Annäherung benachbarter Ballungsräume oder die Durchmischung von unterschiedlichen oder gespaltenen Publikumsgruppen … Folglich sind die Auswirkungen dieser Einrichtungen von beachtlicher Bedeutung. Die Quantifizierung und die Kartierung dieser Auswirkungen, die Evaluation ihrer Berücksichtigung innerhalb von oft unklar bleibenden Strategien würden ebenfalls einer Vertiefung bedürfen, dies im Rahmen einer bedeutenderen, vergleichenden geographischen, wirtschaftlichen und politischen Herangehensweise. |
Quellen
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