Grenzraum F / L

Grenzraum Frankreich / Luxemburg

Daniel Ullrich

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Die Staatsgrenze des Großherzogtums zu Frankreich reicht auf luxemburgischer Seite von Schengen im Südosten bis Rodange im Südwesten des Landes und grenzt an die französischen Departements Moselle (57) und Meurthe-et-Moselle (54).

Sie erstreckt sich über eine Distanz von lediglich 73 Kilometern und ist somit die kleinste der drei Grenzzonen. Dennoch liegen 55 Tankstellen in den angrenzenden Gemeinden, fast genauso viele wie an der annähernd doppelt so langen Grenze zu Deutschland bzw. eine Tankstelle mehr als an der belgischen Grenze.

Ähnlich wie an der Grenze zu Deutschland findet man auch hier Orte, die im Vergleich zu ihrer Bevölkerung ein Überangebot an Tankstellen vorweisen.

Für den Tanktourismus von besonderer Bedeutung sind die Orte Frisange, Dudelange, Esch-sur-Alzette und Rodange, da sie über eine günstige Verkehrsanbindung an das französische Netz verfügen.

Karte: Tanktourismus

 

Karte: Tanktourismus

Daniel Ullrich, Saarbrücken

Frisange ist über die N53/N3 direkt an Frankreich angebunden, welche auf direktem Wege nach Luxemburg-Stadt verläuft. Dudelange verfügt über zwei Autobahnanbindungen. Zum einen ist dies die aus Richtung Thionville kommende A34/E25, zum anderen die den Süden des Großherzogtums von West nach Ost querende A 13/E29.

Zusätzlich führt von französischer Seite aus bei Volmerange die D58/D15 über die Grenze. Esch-sur-Alzette ist über die D18 mit Frankreich verbunden. Über die beste Verkehrsanbindung, begünstigt durch seine Lage zu Belgien, verfügt der Ort Rodange. Dieser lässt sich sowohl über die beiden französischen Nationalstraßen N52 und N18 als auch über die belgischen Nationalstraßen N88 und N88a sowie das Autobahnteilstück A28/E411 erreichen.

a) Vergleich der Einwohnerzahl und der Anzahl der Zapfsäulen für die grenznahen luxemburgischen Orte Dudelange, Esch-sur-Alzette, Frisange und Rodange
b) Ortseingang Frisange aus Richtung Frankreich, Foto: Helfer 2009

Was die Ausstattung an Tankstellen betrifft, so verfügen Dudelange über fünf, Esch-sur-Alzette über sechs, Frisange über sieben und Rodange sogar über elf Tankstellen. Setzt man die Zapfsäulenanzahl in Relation zur Einwohnerzahl der Orte ergibt sich das Bild in der Tabelle links.

Vergleicht man die Werte mit den entsprechenden Angaben zu den Gemeinden an der Grenze zu Deutschland, so fällt auf, dass der Grad der Überausstattung zwar deutlich geringer, aber durchaus bemerkenswert ist. Der Grund hierfür liegt in der höheren Bevölkerungsdichte des südluxemburgischen Raumes.

Besonders deutlich wird die Überausstattung an den Beispielen Frisange und Rodange. Die nächstgelegene größere französische Stadt Thionville verfügt dagegen bei einer Bevölkerung von 42 000 Einwohnern lediglich über vier Tankstellen.

Um genauere Informationen über die Frequentierung der Tankorte sowie die Herkunftsgebiete der Kunden zu erhalten, wurden in den beiden Gemeinden Rodange und Dudelange an ausgewählten Tankstellen Kfz-Zählungen vorgenommen.

Dudelange ist nach Luxemburg-Stadt, Esch-sur-Alzette und Differdange mit 18 295 Einwohnern die viertgrößte luxemburgische Gemeinde.

Zwar ist das Ausmaß der Überausstattung an Tankstellen in Dudelange im Vergleich zu anderen grenznahen Orten augenscheinlich eher gering, allerdings verfügt der Ort über einige interessante Eigenheiten, welche seine Wahl als Erhebungsort begünstigten.

Wie bereits oben erwähnt, kann die Stadt über zwei Autobahnanbindungen und direkt über die D58/D15 von Frankreich aus erreicht werden. Betrachtet man die Tabelle, so ist festzustellen, dass die Überausstattung an Tankplätzen pro Einwohner nicht annähernd so hoch ist, wie jene in Frisange oder Rodange. Vergleicht man aber die Ausstattung der einzelnen Tankstellen, so lässt sich eine interessante Auffälligkeit feststellen:

Keine 600 m von der französischen Grenze entfernt befindet sich die größte grenznahe luxemburgische Tankstelle überhaupt. Während die anderen vier Tankstellen der Stadt jeweils über 6–8 Tankplätze verfügen, bietet die Tankstelle des Total-Konzerns in der route de Volmerange auf einem Areal von ca. 6 000 m² bis zu 29 Fahrzeugen gleichzeitig eine Betankungsmöglichkeit.

Zwei Tankstellen-Shops stehen den Kunden zur Verfügung, in denen Zigaretten, Tabakwaren und vor allem Spirituosen angeboten werden. Ein dem Angebot an der deutschen Grenze entsprechendes Kaffeesortiment konnte hier dagegen nicht nachgewiesen werden. Lediglich fünf Sorten Kaffee sowie Kaffee-Pads bietet die Tankstelle an.

Das reichhaltige Angebot an alkoholischen Getränken und darunter vor allem Spirituosen ist speziell auf die Nachfrage der größtenteils französischen Kunden zurückzuführen. Ebenso wie in Belgien wird Alkohol in Frankreich wesentlich höher versteuert als in Luxemburg (vgl. Tankstellenshops), was französische Kunden dazu animiert, neben dem Kauf von Benzin auch solche Produkte in Luxemburg zu erwerben.

Zusätzlich befinden sich noch eine Waschstraße und ein Self-Wash-Bereich auf dem Gelände. Während des Erhebungszeitraumes war die Tankstelle nahezu durchgängig voll ausgelastet. Aufgrund ihrer Lage zur Grenze liegt die Vermutung nahe, dass gemäß der Nearest-Center-Hypothese wohl die meisten französischen Kunden der Region diese Tankstelle ansteuern.

Beobachtungen an den vier anderen Tankstellen der Stadt unterstützen diese Vermutung. Eine Ende März 2009 durchgeführte Zählung von Kfz-Kennzeichen erbrachte folgendes Ergebnis:

Im Schnitt wurden 254 Pkw pro Stunde betankt, wobei die Anlage nahezu durchgängig ausgelastet war. 92,9 % aller erfassten Fahrzeuge stammten aus Frankreich, 6,3 % aus dem Großherzogtum selbst und zu vernachlässigende 0,8 % trugen belgische Kennzeichen.

a) Total-Tankstelle, route de Volmerange, Dudelange, an der französischen Grenze.
Foto: Ullrich 2009
b) Herkunftsgebiete der Pkw an der Total-Tankstelle Dudelange, eigene Erhebung 

Den Hauptanteil (81,4%) der gezählten Pkw nehmen der Kunden aus dem angrenzenden französischen Departement Moselle (57) ein. Weitere 8,6% stammen aus dem ebenfalls an Luxemburg angrenzenden Meurthe-et-Moselle (54). Obwohl die Departementgrenze nur wenige Kilometer von Dudelange entfernt liegt, scheinen die im Grenzraum lebenden Franzosen für sie näher gelegene Orte zu präferieren.

2 % der Kunden entfallen auf die bereits entlegeneren Departements Meuse (55) und Haute-Marne (52). 0,8 % entstammten den entlegenen Departements Vendee (85) und Loire (42); aufgrund der verhältnismäßig großen Entfernung zu Luxemburg können diese nicht dem Tanktourismus zugeschrieben werden.

Auch die belgischen Pkw (0,8%) werden Dudelange wohl nicht nur wegen des Tankens angefahren haben. Für Belgier bieten sich entlang der luxemburgisch-belgischen Grenze weitaus attraktivere und vor allem näher gelegene Tankorte. Der Anteil an luxemburgischen Kunden ist mit 6,3 % ähnlich niedrig wie der an der Grenze zu Deutschland, was die These unterstützt, dass die Luxemburger größtenteils im Landesinneren gelegene Tankstellen aufsuchen.

a) Anteil der erfassten Pkw nach Herkunftsgebiet an den Tankstellen Q8 und Aral in der route de Longwy, Rodange, eigene Erhebung
b)
Das ganz normale Lkw-Chaos in der von 11 Tankstellen gesäumten Route d'Arlon in Rodange, Foto: Helfer 2009

Eine weitere Erhebung fand im sowohl an Frankreich als auch an Belgien angrenzenden luxemburger Ort Rodange statt. Der 5 313 Einwohner fassende Ort im Dreiländereck besitzt das wohl größte Potential an Tankstellen entlang der luxemburgisch-französischen sowie der luxemburgisch-belgischen Grenze.

Hinzu kommt die günstige Verkehrsanbindung über jeweils zwei französische als auch zwei belgische Nationalstraßen.

Die Route de Longwy bildet die Hauptachse des Ortes, an der sich elf Tankstellen mit insgesamt 111 Tankplätzen säumen: 2 ARAL, 2 ESSO, 2 Q8 unmittelbar nebeneinander, 2 TOTAL, 1 SHELL, 1 TEXACO und 1 LUKOIL.

Die Zählung wurde im Bereich zweier Tankstellen, einer des Q8- und einer des Aral-Konzerns vorgenommen. Beide Tankstellen entsprechen einander in ihrer Ausstattung und liegen ca. 100 Meter von der französischen Grenze entfernt.

Neben jeweils 12 Tankplätzen verfügen beide Anlagen über einen Tankstellen-Shop, die Anlage des ARAL-Konzerns bietet zudem eine Waschstraße.

Die Angebote der Shops bestehen vorrangig aus Zigaretten, Tabak und vor allem Alkohol und Spirituosen. Autozubehör, Geschenkartikel, Zeitschriften, Hygieneartikel etc. nehmen dagegen nur einen geringen Teil des Sortiments ein. Die Kfz-Zählung wurde Ende März durchgeführt und brachte folgende Ergebnisse:

Durchschnittlich wurden insgesamt 226 Fahrzeuge pro Stunde betankt, während die durchschnittliche Auslastung der Anlagen bei jeweils ca. 90% lag. 94,7% der Kunden reisten aus Frankreich an, 3,1 % aus dem benachbarten Belgien und lediglich 2,2 % kamen aus dem Inland.

Wie zu erwarten, zeigt sich in Rodange aufgrund der Grenzlage zum Departement Meurthe-et-Moselle (54) eine andere Verteilung der Herkunftsgebiete der Tankstellenkunden.

70,7 % stammen aus diesem Departement, nur 9,7 % aus dem Departement Moselle (57) und immerhin 8,4 % aus dem westlich gelegenen Departement Meuse (55). Weitere 5,3 % verteilen sich auf Oise (60), Paris (75), Nord (59) Rhône (69), Ardennes (08), Nièvre (58) und Bas-Rhin (67).

Auffällig war weiterhin, dass knapp 93 % der französischen Fahrzeuge direkt über die französische Grenze anreisten und auch nach ihrem Tankstopp wieder in Richtung Grenze unterwegs waren. Auch wenn hier keine Befragungen durchgeführt wurden, so liegt auf der Hand, dass es sich hier um Tanktouristen handelt.

Was die belgischen Kunden betrifft, so entspricht das Ergebnis nicht der zuvor getroffenen Annahme, dass aufgrund seiner günstigen Lage im Dreiländereck Frankreich-Belgien-Luxemburg auch mit einem erhöhten Anteil belgischer Kunden zu rechnen sei.

In der nur 14 Kilometer entfernten belgischen Stadt Arlon beispielweise, in der knapp 27 000 Menschen leben, konnte lediglich eine Tankstelle mit nur vier Tankplätzen nachgewiesen werden. Auf dem Weg nach Rodange liegt eine weitere mit sechs Tankplätzen.

Trotzdem scheint Rodange für belgische Tanktouristen relativ unattraktiv zu sein, es bestehen offensichtlich günstigere Alternativen.

Ein Überbleibsel aus früherer Zeit: Freie Tankstelle im französischen Villers-la-Montagne in knapp 4 km Entfernung zur luxemburgischen Grenze. Die großen Umsätze werden hier nicht gemacht ...
Foto: Ullrich 2008