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Die Textilindustrie
Simon Edelblutte
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I – Die Textilzentren der Großregion: vom Mittelgebirge zu den großen Tälern Die beiden ersten Kernregionen haben sich in den Grenzräumen der Großregion entwickelt und reichten bis in die Nachbargebiete: - das Lothringer Zentrum, das sich hauptsächlich in den Tälern der Vogesen entwickelt hat, entstand eigentlich auf der elsässischen Seite des Gebirgsmassivs um Mulhouse. Die Händler der Stadt ließen seit dem 18. Jahrhundert die im Winter unterbeschäftigten Bergbauern in der Spinnerei und Weberei arbeiten. |
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Diese proto-industriellen Aktivitäten wurden im 19. Jahrhundert abgelöst durch eine regelrechte Industrialisierung, die sich vor allem auf der lothringischen Seite weiter verdichtete mit der Angliederung des Elsass und der Mosel an Deutschland zwischen 1870 und dem Ersten Weltkrieg; - das Zentrum Hennegau gehört eigentlich zu der großen und alten Textilkonzentration des belgischen und französischen Flanderns. Es umfasst hauptsächlich die Städte Tourcoing und besonders Mouscron (Foto unten links) im urbanen Zusammenhang des großen Ballungsraums Lille-Roubaix-Tourcoing, der ebenfalls stark auf Textilindustrie ausgerichtet ist. |
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Das ehemalige Gebäude der Spinnerei Vanoutryve in Mouscron (Wallonie) beherbergt immer noch ein Textilunternehmen, das 2011 insgesamt 71 Beschäftigte zähltehttp://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/te661/vo662#sigProId89ec6af265 Foto: Edelblutte, 2011 |
Die beiden anderen Zentren liegen weniger peripher: - die Entwicklung einer Textilindustrie in der Region Verviers in der Provinz Liège in Wallonien wurde ermöglicht durch eine überreiche, erstklassige Wasserversorgung und die Nähe zu den Wollressourcen der Eifel; - am Rand der Haardt, um die Stadt Lambrecht (Pfalz) in Rheinland-Pfalz, hat sich eine sehr stark mit der Papierindustrie verbundene Textilindustrie entwickelt. Beide haben von dem vorhandenen Qualitätswasser profitiert, ebenso wie vom starken Relief, wodurch eine einfache Energieversorgung möglich war. Neben diesen vier Zentren finden sich einzelne andere Niederlassungen in der übrigen Großregion, aber besonders: - in der Eifel in Rheinland-Pfalz, um eine starke industriell-landwirtschaftliche Tradition und ein starkes Netz von kleinen und mittelständischen Betrieben; - in Luxemburg, einem kleinen Staat, der von Zollbestimmungen im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts profitierte, um eine eigene Textilindustrie zu entwickeln, vor allem um die Stadt Larochette (Foto unten rechts). Die heute noch aktiven Textilstandorte befinden sich in den ehemaligen Kernregionen, aber auch zunehmend in den großen Tälern des Rheins in Rheinland-Pfalz oder der Mosel in Lothringen, in Anbindung zu wichtigen Autobahnverbindungen und in der Nähe von großen Städten. |
II – Ein industrieller Gründungssektor - die Möglichkeit, sehr unterschiedliche Rohstoffe zu verwenden (pflanzliche oder tierische Naturfasern, chemisch hergestellte Zellulose- oder Synthetikfasern); - ein geringes Mengenaufkommen an Fertigprodukten (Faden, Stoff oder Kleider) die eher leicht sind; - niedrige Transportkosten und Stromversorgung, die fast überall auf der Welt zugänglich ist. Dies galt jedoch nicht in der Vergangenheit, weder in den proto-industriellen Epochen, in denen die Textilindustrie zu den am meisten verbreiteten Sektoren gehörte, noch während der industriellen Revolution. Stattdessen konzentrierten sich die Standorte zunächst in ganz bestimmten Regionen. |
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Die ehemalige Kleiderfabrik J.-P. Ginter-Ginter, gegründet 1820, dient seit 1985 als Kulturzentrum von Larochette (Luxemburg) http://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/te661/vo662#sigProId16c6092ac0 Foto: Edelblutte 2011 |
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Das Stauwehr der ehemaligen Weberei Hartmann in Saint-Laurent bei Épinal (Lothringen), dient heute der Stromerzeugung mit einem Kleinwasserkraftwerkhttp://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/te661/vo662#sigProId1e8f2825f4 Foto: Edelblutte 2004 |
Die Entwicklung der Textilindustrie war damals auf bestimmte Voraussetzungen angewiesen: - die Nähe von Rohstoffquellen, wie der Wolle von den Schafen aus der Eifel für die Stoffe aus Verviers in Wallonien, oder auch die Flachsanbaugebiete für die Erzeugung von Leinen für die Textilstädte der Provinz Hennegau; - die Möglichkeit, auf zahlreiche Arbeitskräfte zurückgreifen zu können, weil die Produktion noch nicht (Proto-Industrie) oder nur teilweise (erste industrielle Revolution) mechanisiert war. In den Mittelgebirgen wie den belgischen Ardennen und der Eifel und vor allem den Vogesen, wo die Landwirte im Winter wenig Arbeit hatten, standen diese Arbeitskräfte zur Verfügung. Auch die großen Städte des Hennegaus und Flanderns lieferten zahlreiche Arbeitskräfte; - die Wasserressourcen als Energiequelle waren für das gute Funktionieren des Gesamtablaufs unabdingbar: um die Mühlen und später die Maschinen anzutreiben (Foto links), aber auch im industriellen Prozess des Bleichens und Färbens sowie zur Reinigung der Fasern. |
Auch hier boten die Mittelgebirge Vorteile durch die zahlreichen schnellen Wasserläufe mit starkem Gefälle, die durch die im Vergleich zum Flachland ausgiebigeren Niederschläge reichlich gespeist werden. Hinzu kommt, dass diese Mittelgebirge größtenteils kristalliner und nicht kalkhaltiger Natur sind, was dem Wasser eine hohe Qualität verleiht, die wiederum nötig ist für die Arbeit mit Textilien, die keine Kalkrückstände vertragen; - ein wirtschaftlich und geopolitisch gesehen günstiges Umfeld, das natürlich häufig und unerwartet variieren kann, es jedoch zu Zeiten diesem oder jenem Textilzentrum ermöglichte, sich stärker zu entwickeln, entweder indem es die Verbreitung der Produkte und/oder des Know-hows gefördert oder im Gegenteil gebremst hat. So nimmt die Stadt Lambrecht (Pfalz) in Rheinland-Pfalz schon Ende des 16. Jahrhunderts wallonische calvinistische Weber aus Verviers auf, die aufgrund religiöser Unterdrückung aus der eigenen, damals spanischen Stadt verjagt worden waren. |
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Die Sheddächer des Centr’expo von Mouscron (Wallonie), ehemalige Spinnerei Catteau et Cie, errichtet in der Zwischenkriegszeithttp://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/te661/vo662#sigProIdd3a750ae0b Foto: Edelblutte, 2011 |
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Die funktionelle Betonhalle der Fa. Procotex in Dottignies (Gemeinde Mouscron, Wallonie), spezialisiert auf das Recycling von Textilfasern http://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/te661/vo662#sigProId734db363f7 Foto: Edelblutte 2011 |
Auch die Textilindustrie der Vogesen (Lothringen) verzeichnet 1870 einen sehr starken Ausbau im Bergmassiv und darüber hinaus, denn zahlreiche elsässische Betriebsinhaber investieren zu dieser Zeit im französisch gebliebenen Bergmassiv, um nicht den französischen Markt zu verlieren, der nun auf der anderen Seite der neuen Grenze liegt. Zur gleichen Zeit öffnet die Angliederung Luxemburgs an den Deutschen Zollverein dem Land den Zugang zum Markt Elsass-Lothringen und ermöglicht die Entwicklung von zahlreichen Textilniederlassungen im Großherzogtum. Unterschiedliche Landschaften - die Proto-Industrie hinterlässt einige Spuren, wie Mühlen oder Stadthäuser, die mehr oder weniger stark umgebaut wurden, um sie an die Erfordernisse der Textilverarbeitung anzupassen; - die Gebäude der ersten industriellen Revolution sind oft relativ klein und gedrungen und haben viele Fenster. Die Öffnungen ermöglichten es, zu einer Zeit als das künstliche Licht noch nicht sehr leistungsstark war, alle Stockwerke auszuleuchten. In den Vogesen oder in Deutschland ist Naturstein das vorherrschende Baumaterial, in Wallonien hingegen der Ziegelstein. |
Mit dem Aufkommen der Dampfenergie bestimmten Schlote das Bild der Standorte. Manchmal jedoch übernahmen die Industriellen Klostergebäude (in Lothringen und Wallonien), die in der Folge der Französischen Revolution verlassen worden waren, und über weitläufige Grundflächen verfügten, die sich sehr gut für die Einrichtung von Maschinen und Arbeitsplätzen eigneten. - die Gebäude der zweiten industriellen Revolution, ab Ende des 19. Jahrhunderts, entsprechen häufiger dem Modell der Fabriken in Shedbauweise (Foto oben rechts), wenngleich auch mit der Entwicklung des Lastenaufzugs wieder einige Etagen- und Backsteingebäude neu gebaut werden. - und schließlich, nach dem Zweiten Weltkrieg, verdrängte das „universelle“ Modell der funktionellen Halle, oft fensterlos und mit einem flachen oder leicht abfallenden Dach, hauptsächlich aus Beton in Belgien (Foto oben links), häufiger um ein Metallgerippe aufgebaut in Frankreich oder Deutschland, alle anderen architektonischen Modelle, durch seine Modulierbarkeit, seine Einfachheit und seine niedrigen Kosten. |
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Der Wasserturm der ehemaligen Fabrik JJ. Marx Filz AG in Lambrecht (Pfalz), errichtet 1885http://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/te661/vo662#sigProIdcd7982d6f2 Foto: Edelblutte 2011 |
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Die Arbeitersiedlungen der Textilcord Steinfort SA, errichtet in den 1960er Jahren in Steinfort (Luxemburg)http://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/te661/vo662#sigProId7dd172bf48 Foto: Edelblutte 2011 |
Diese Landschaften der Textilindustrie lassen sich nicht auf die Fabrik oder die vielen mit der Produktion verbundenen Bauten und Anlagen (Lagerhallen, eigene Gleisanlagen, Wassertürme (Foto oben), Staudämme und Zuleitungskanäle, usw.) reduzieren. Tatsächlich wurde die Landschaft auch durch nicht-produktive Nebenkonstruktionen geprägt, die im Zusammenhang mit dem während den ersten beiden industriellen Revolutionen sehr stark ausgeprägten Paternalismus entstanden: Arbeitersiedlungen (Foto links), Wirtschaftsgebäude und Sozialeinrichtungen, die im Allgemeinen heute saniert und Teil des Kulturerbes der Textilindustrie im weiteren Sinne sind. Industrielle Einheiten, die die Industriestandorte, ihre Fabriken und alle zugehörigen produktiven oder nicht-produktiven Nebengebäude umfassen, entwickelten sich häufig zu Fabrikdörfern (Foto unten rechts) oder Fabrikstädten, urbane Organismen, die ganz oder fast ganz von der Industrie geschaffen wurden, die sich also im Zentrum des Systems befanden. |
III – Das Erbe eines Industriesektors? Dieser Niedergang, der in den 1960er Jahren begann, setzt sich bis heute fort, verschlimmert 2005 durch das Abschaffen der Kontingentierung chinesischer Textilien. Durch die Schließung der industriellen Standorte entstanden zahlreiche, sehr unterschiedliche Industriebrachen: Bebaute Brachen, die mehr oder weniger verfallen sind (Foto unten), leere Brachen, gemischte Brachen, liegen gelassene Brachen in Umstellung usw., die alle zur Bildung eines Negativimages dieser ehemaligen Industrieregionen beitragen. Die Häufung dieser Brachen (nicht nur der Textilindustrie), ihre Verschiedenartigkeit und ihr oft sehr schlechter Zustand ließen mangels verfügbarer Mittel ein schnelles Eingreifen nicht zu, und haben sie schließlich in der Landschaft erstarren lassen. |
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Das Fabrikdorf Roville-devant-Bayon (Lothringen), 1903 um eine inzwischen geschlossene Spinnerei errichtethttp://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/te661/vo662#sigProId61aa970304 Foto: Humbert / CERPA 2007 |
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Die Ruinen des Hauptgebäudes der ehemaligen Baumwollspinnerei Saint-Denis in Obourg, Gemeinde Mons (Wallonie) http://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/te661/vo662#sigProIdcb00f94d29 Foto: Edelblutte 2011 |
Glücklicherweise werden die Brachen nach und nach aufgelöst durch Konversionsmaßnahmen, deren Vielseitigkeit so groß ist wie die der Brachen selbst. Wenngleich diese Maßnahmen manchmal die Zerstörung des Bestehenden mit sich bringen und somit eine radikale Veränderung der Landschaft (Neuerrichtung von Industrie-, Geschäfts-, oder Wohngebäuden, Anlage von Grünflächen usw.), so erhalten sie in letzter Zeit immer öfter den gesamten oder teilweisen Bestand. Zu Beginn der Krise war der Ersatz der niedergegangenen Industrie durch andere Industrien am bedeutsamsten. Die Industrie wurde meist als die einzige wirtschaftliche Aktivität angesehen, die in der Lage ist, genügend Arbeitsplätze zu schaffen, um die Verluste auszugleichen. Leider ging diese Substitutionsstrategie oft nicht über kurzfristige Lösungen hinaus und auch manche Ersatzindustrien fielen der Krise zum Opfer, schlossen und erzeugten neue Brachen. |
Eine andere beliebte Konversion besteht darin, die industrielle Aktivität durch eine kommerzielle Aktivität zu ersetzen (großes Einkaufszentrum, Bürogebäude, Hotel, usw.), die sich an die bestehenden Gebäude anpasst. Die Fabriken in Shedbauweise lassen sich ziemlich einfach zu einem großen Einkaufszentrum oder Ähnlichem umfunktionieren, wohingegen sich Backsteingebäude mit mehreren Stockwerken eher für Büros oder sogar Hotels eignen (Foto rechts). Auch sozio-kulturelle Aktivitäten spielen bei den Konversionsmaßnahmen eine wichtige Rolle, umso mehr, als sie in den Fabrikstädten, wo sich alles um die Industrie drehte, selten waren. So finden Mediatheken, soziale Dienste, Museen, verschiedene städtische Büros, Bibliotheken, Kultur- oder Kunstzentren (Foto unten) leicht ihren Platz in den ehemaligen Textilfabriken, vor allem in den Gebäuden mit Stockwerken und großen Öffnungen. Die Umwidmung zu Wohnraum ist ebenfalls ein Weg, die ehemaligen Industriegebäude umzufunktionieren, insbesondere in solchen Orten, wo der Wohnraum in den kleinen Arbeitersiedlungen sehr beengt und unzureichend von der Größe und vom Komfort her ist. In diesen Fällen sind die Fabriken mit Stockwerken besser geeignet als die Shedbauten oder die modernen funktionellen Industriehallen. |
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Die ehemalige Leinenfabrik Saint-Léonard, gegründet 1828, heute Ramada Hotel, in Liège (Wallonie)http://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/te661/vo662#sigProId3d181e7bd0 Foto: Edelblutte 2011 |
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Ein Teil der 1857 errichteten Alten Kammgarn-Spinnerei in Kaiserslautern, die heute als bekanntes Kulturzentrum dienthttp://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/te661/vo662#sigProId1c43ab82f2 Foto: Edelblutte 2011 |
Schließlich beziehen all diese Vorgehensweisen immer mehr den Denkmalschutz mit ein. Die Patrimonialisierung beschränkt sich nicht nur auf die Schaffung eines Museums für die ehemalige Industrieaktivität, sondern begreift auch zunehmend die Erhaltung eines mehr oder weniger großen Teils der ehemaligen Industriegebäude oder Industrieelemente im Rahmen einer neuen Nutzung des Standorts. Lange Zeit wurde das industrielle Erbe aus verschiedenen Gründen vernachlässigt, angefangen beim Erscheinungsbild der Gebäude bis hin zum Gefühl des Versagens, das von den Schwierigkeiten und schließlich der Schließung der Fabriken getragen wurde. Doch inzwischen ist das industrielle Erbe anerkannt, so weit sogar, dass einige Standorte von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben wurden, wie beispielweise in der Großregion die Alte Völklinger Hütte im Saarland. So integrieren heute viele Umnutzungen von Textilstandorten patrimoniale Elemente (wie die Backsteinkamine), oder erhalten sogar fast den ganzen altindustriellen Bestand (Foto unten). Die Hauptschwierigkeit bei der Umfunktionierung besteht tatsächlich in der oft zusammengewürfelten Optik der Brachen und darüber hinaus der verlassenen Standorte. |
Die langsame Entwicklung der Krise, die für die Textilindustrie besonders weit zurück reicht, weil sie seit den 1960er Jahren einem quasi konstanten Niedergang unterliegt, hatte die Industriellen gezwungen, nach und nach ganze Teile ihrer ursprünglichen Standorte (Grundstücke und/oder Gebäude) an andere Benutzer zu verkaufen, die sie oft umbauten und auch nach der Schließung der Hauptfabrik weiter nutzen. Daraus ergibt sich eine Durchmischung der Grundstücke und eine große Vielfalt ineinander greifender Nutzungen und verschiedener Verfallstadien des ehemaligen Industriestandorts. Dies wiederum blockiert und erschwert die kohärente Umnutzung sehr vieler industrieller Standorte. Ein immer noch lebendiger Sektor |
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Die ehemalige Westpfälzische Textilfabrik in Kusel (Rheinland-Pfalz), eine exemplarische Denkmalnutzung http://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/te661/vo662#sigProId2bffce6cfb Foto: Edelblutte 2011 |
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Der denkmalgeschützte Eingang der Fabrik JJ. Marx Filz AG in Lambrecht (Pfalz), Textilstandort seit vier Jahrhunderten, heute spezialisiert auf technische Textilien (Filze und Filtertücher)http://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/te661/vo662#sigProId80107822c4 Foto: Edelblutte 2011 |
- Innovation ermöglicht die Ausarbeitung von neuen Produkten, welche die Konkurrenz nicht herstellen kann und die man deshalb teurer verkaufen kann, was wiederum ermöglicht, die höheren Kosten für die Arbeitskräfte auszugleichen. So haben sich viele deutsche Fabriken auf nicht gewebte Textilien, Vliese und Filze im Grenzbereich zwischen Chemie- und Textilsektor spezialisiert. Die Notwendigkeit innovativ zu sein, hat auch viele Unternehmen in Wallonien, in Lothringen wie auch in Rheinland-Pfalz dazu gebracht, in Richtung technischer Textilien zu gehen, d.h. Textilien herzustellen, die nicht für Kleidungszwecke gedacht sind: Filter, Beschattungsplanen für Gebäude, Dichtungsbahnen, Textilien für Autos, Textilien für den medizinischen Gebrauch, usw. Diese Produktionen sichern im Allgemeinen die Entwicklung dieser Sektoren, auch wenn die Herausforderung der Innovation gegenüber den Fortschritten der Konkurrenz permanent bleibt; - Qualität und hohe Standards sind ebenfalls Wege, das Überleben und die Weiterentwicklung der Textilindustrie in der Großregion zu ermöglichen. Die letzten Spinnereien und Webereien des Gebietes arbeiten beispielweise in der Herstellung von Phantasiegarnen, hochwertigen Socken oder auch Billardtüchern. Diese noch funktionierenden Unternehmen, oft Klein- und Mittelbetriebe, befinden sich nicht notwendigerweise in modernen Gebäuden wie etwa funktionellen Hallen. Tatsächlich kann es sich um sehr alte Standorte handeln, denen es gelungen ist, sich anzupassen und die sogar mit dem Image des kulturellen Erbes spielen, um ihre Reputation zu pflegen, vor allem in der Spitzenklasse oder in der Branche der technischen Textilien (Foto links). |
Battiau, M. 2011 : L’enjeu industriel dans le monde, Paris, Ellipses, 186 p.
Edelblutte, S. 2008 : Que reste-t-il du textile vosgien ? L’Information géographique, n°2/72, p. 66-88
Edelblutte, S. 2010 : Paysages et territoires de l’industrie en Europe : héritages et renouveaux, Paris, Ellipses, 272 p.
Paquet, P., Cannella A.-F., Warzée-Lammertyn, G. (Coord.) 1994 : Le patrimoine industriel de Wallonie, Liège, Éditions du Perron, 539 p.
Schumacher, J.-C. 1996 : Monuments historiques de l’industrie luxembourgeoise, Luxembourg, Services des sites et monuments nationaux du Luxembourg, 143 p.