Im Gebiet des Regionalverbandes Saarbrücken sind vom späten 16. bis zum 20. Jahrhundert ca. 50 Tafel-, Flaschen- und Hohlglashütten nachweisbar.

Die lokale Glasindustrie war nach der Schwerindustrie der wichtigste Wirtschaftsfaktor an der Saar.

Vor allem ab dem 19. Jahrhundert stieg die Nachfrage nach Flachglas (Architektur), Gebrauchsglas (Uhrenglas, Flaschen, Behälter, Küchenartikel…), Luxusglas (Kristallgas) oder auch optischem Glas stetig an.

Auf dem heutigen Saarbrücker Stadtgebiet gab es mehrere Glashütten rechts (Saarkohlenwald) und links der Saar (Warndt). Die  erste mit Steinkohle befeuerte Glashütte stand im Stadtteil Rußhütte rechts der Saar (1721 – 1729, s. Friedrichsthal).

Ebenfalls rechts der Saar, im heutigen Altenkessel, produzierten nacheinander die zwei Louisenthaler Hütten Flaschenglas (1825-1876 / 1857- 1927, s. St. Ingbert), letztere in der Nähe des Bahnhofs.

Links der Saar in Klarenthal gab es zwischen 1662-1723 die erste Glashütte, betrieben von einem Glashüttenmeister aus dem Bitscher Land, und im benachbarten Gersweiler ab 1775 vier kleine und mittelgroße Glasfabriken, die sich 1868 wegen der schlechten Verkehrsanbindung zur Aufgabe gezwungen sahen (die Eisenbahnlinie verläuft auf der rechten Saarseite).

Saarbrücken und Meisenthal
Ende des 20. Jahrhunderts war der Werkstoff Glas Thema für angehende Designer und Künstler aus der Region.

Die Hochschule der Bildenden Künste Saar in Saarbrücken ging 1994 mit der "Communauté de Communes du Pays du Verre et du Cristal" im Bitscher Land eine Partnerschaft ein und veranstaltet seitdem in Kooperation mit der ENSA Nancy im CIAV in Meisenthal Seminare zur Geschichte und Gestaltung des Werkstoffs Glas.

Der Schweizer Architekt und Designhistoriker Francois Burkhardt initiierte in Saarbrücken und Meisenthal in Zusammenarbeit mit dem Designer Andreas Brandolini im Rahmen des europäischen Kulturförderprogramms Interreg zahlreiche Workshops mit Studenten und namhaften Architekten, Künstlern, Designern und Glasbläsern aus ganz Europa.

Resultat der Bemühungen waren unter anderem die Ausstellungen "Reflexionen" (u.a. Regionalmuseum Saarbrücken, 1995) und "Touché" (u.a. Rotes Rathaus Berlin, Hofhaus Wadgassen, Nordrhein-Westfälisches Industriemuseum, Glashütte Gernheim, 2001-2003).

Die erste wissenschaftliche Arbeit "Zur Geschichte des Glases und des Kristalls im Saarland und in Lothringen", die aus dieser Kooperation hervorging, brachte die Erkenntnis, dass die historische und aktuelle Glasindustrie der deutsch-französischen Region mit ihrem Zentrum in Saarbrücken zu einer der wichtigsten Europas gehört hat.