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Das Klima der Großregion

Laurent Pfister

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Jahresmitteltemperaturen und Jahresmittel der Niederschläge (1971 bis 2000) in der Großregion

Das Klima der Großregion
Das Klima der Großregion wird weitgehend von den großen atmosphärischen Zirkulationen, die vom Atlantik her wehen, bestimmt.

Diese  befördern milde und feuchte Luftmassen in das Gebiet und erzeugen ein ozeanisches Klima, das sich durch relativ milde Winter wie auch durch gemäßigte Temperaturen im Sommer auszeichnet.

Sporadischer treten auch kontinentale Einflüsse auf, die extremere Wetterbedingungen schaffen und sich durch sehr tiefe Temperaturen im Winter und besonders heiße Sommertage auszeichnen.


Karten: Klima

Klima

Laurent Pfister, CRP Gabriel Lippmann, Luxembourg
© CRPGL https://www.lippmann.lu

Während die Niederschläge ziemlich regelmäßig auf das ganze Jahr verteilt sind, sind die Temperaturen stark saisonal geprägt. Diese saisonalen Unterschiede bewirken denn auch die sehr starken Variationen der Wasserdurchflussmenge in den meisten Hydrosystemen der Großregion.

Das hydrologische Regime der Großregion wird als pluvio-evaporal bezeichnet und ist hauptsächlich durch Evapotranspiration geprägt. Dieser Prozess beschränkt sich auf das Sommerhalbjahr und setzt sich einerseits aus der Evaporation des Wassers durch die höheren Temperaturen und andererseits aus einer verstärkten Transpiration aufgrund der maximalen Wachstumsphase der Vegetation zusammen.

Foto: net_effect (cc)

Die Niederschlagsmengen im Sommer- und im Winterhalbjahr sind vergleichbar, doch der Wasserverlust durch Evapotranspiration führt zu einer Abnahme der unterirdischen Wasserreserven im Sommer.

Folglich nimmt auch die Wasserdurchflussmenge im Verlaufe des Sommers sukzessive ab, und erreicht gegen Oktober ihren Tiefststand. Die winterlichen Niederschläge spielen somit eine grundlegende Rolle beim Auffüllen der Wasserreserven vor dem nächsten Sommerhalbjahr.

Die räumliche Variabilität der Jahresmittel der Niederschläge in der Großregion
Die kartographische Darstellung der Jahresmittel der Niederschläge über dreißig Jahre  hinweg in der Großregion zeigt große räumliche Unterschiede auf.

Die größten Niederschlagsmengen werden über orographischen Hindernissen wie beispielsweise den Ardennen, der Eifel (bis 1 100 mm / Jahr) oder dem Vogesenmassiv (über 1 500 mm / Jahr) gemessen. Letztere stehen den atmosphärischen Zirkulationen aus dem westlichen Sektor im Weg. Dadurch wird die Instabilität der Luftmassen verstärkt, was wiederum zu höheren Niederschlagsmengen führt.

Seit den 1950er Jahren konnte eine direkte Verbindung zwischen äußerst starken Regenepisoden bei milden Temperaturen in Nordwesteuropa und der Zunahme der Häufigkeit und Dauer von atmosphärischen Zirkulationen aus dem westlichen Sektor festgestellt werden (Bardossy und Caspary, 1990).

Im Verlaufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahmen die atmosphärischen Zirkulationen vom Atlantik her bedeutend zu, was die Wirkung der orographischen Hindernisse auf die Niederschlagsfelder in der Großregion akzentuierte.

Die neue Verteilung der Arten und Häufigkeit atmosphärischer Zirkulationen sowie die verstärkte Kumulation der Niederschläge über orographischen Hindernissen haben ebenfalls zu einer Zunahme der winterlichen Maximaldurchflussmengen in manchen Wassereinzugsgebieten der Großregion geführt. Dadurch stiegen seit den 1970er Jahren auch die zufallsbedingten und absehbaren Überschwemmungsgefahren (Drogue et al., 2006; Pfister et al., 2004).

Foto: glitzii (cc)

Die räumliche Variabilität der Jahresmitteltemperaturen  in der Großregion
Das Netz der verfügbaren Temperaturmessstationen zur Berechnung der Jahresmitteltemperaturen  zwischen 1971 und 2000 ist deutlich weniger dicht als jene zur Berechnung der Jahresmittel der Niederschläge, daher weist die Karte der jährlichen Durchschnittstemperaturen eine relativ grobe Raumauflösung auf.

Während der Einfluss des Vogesenmassivs auf der Karte nicht erkennbar ist, zeichnet sich jener der Ardennen für den Zeitraum von 1971 bis 2000, durch leicht niedrigere klimatische Jahresmittelwerte (8 bis 8.5°C) ab, als in den umliegenden Gebieten (über 9 °C).

Foto: net_effect (cc)

Im Zusammenhang mit dem Klimawandel ist die räumliche Variabilität der Temperaturen von nebensächlichem Interesse, relevant ist hingegen deren Entwicklung im Verlaufe des 20. Jahrhunderts.

Die Auswertung von meteorologischen Beobachtungsserien, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts in Luxemburg-Stadt angestellt wurden, lässt eine fortschreitende Zunahme der Temperaturen erkennen.

Die Analyse der Durchschnittswerte der täglichen Minimal- und Maximaltemperaturen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ergab für die Sommermonate eine 1,5 Mal stärkere Zunahme als für die Wintermonate (Drogue et al., 2004).

Die künftige Entwicklung des Klimas in der Großregion
Die Auswertung von historischen meteorologischen Beobachtungsserien, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts in der Großregion zusammengestellt wurden, haben es ermöglicht, einerseits eine gewisse natürliche Variabilität des Klimas und andererseits eindeutige Hinweise auf eine spürbare Erwärmung der Temperaturen insbesondere im Verlaufe der letzten 50 Jahre zu dokumentieren.

Diese Erwärmung kann teilweise auf eine weltweite natürliche Temperaturzunahme zurückgeführt werden, nichtsdestoweniger wirkt sich hier auch der von menschlichen Aktivitäten verursachte Treibhausgasausstoß beschleunigend aus.

Zurzeit werden fundamentale Untersuchungsarbeiten durchgeführt, die darauf abzielen, die Ausmaße der Klimaveränderungen für die nächsten Jahrzehnte genauer denn je zu berechnen.

Erste Resultate dieser Studien lassen einen progressiven Wandel des Klimas in Richtung einer Zunahme meteorologischer Extremsituationen erwarten (z. B. Sommer-Hitzewelle 2003) (Drogue et al., 2005a).

Diese Erkenntnisse sind von grundlegender Wichtigkeit, denn dadurch werden die möglichen Folgen des Klimawandels auf zentrale wirtschaftliche Sektoren (Wasserreserven, Landwirtschaft, Verkehr, usw.) absehbar.

 
 
 
 

Quellen


Bardossy A, Caspary HJ, 1990. Detection of climate change in Europe by analyzing European atmospheric circulation patterns from 1881-1989. Theoretical and Applied Climatology 42 : 155-167.

Drogue G, Mestre O, Hoffmann L, Iffly JF, Pfister L, 2004. Recent warming in a small region with semi-oceanic climate, 1949-1998 : what is the ground truth ? Theoretical and Applied Climatology 81 : 1-10.

Drogue G, Hoffmann L, Pfister L, 2005. Les archives climatiques quantitatives de Luxembourg-ville : analyse primaire des longues séries chronologiques (1838-2003). In : Ries C (Editeur), Contribution à la climatologie du Luxembourg – Analyses historiques, scénarios futurs. Ferrantia 43, 138 p.

Drogue G, Hoffmann L, Pfister L, Paul P, 2005a. Températures extrêmes de l’année 2003 dans le Nord-Est français et ses régions frontalières. Revue Géographique de l’Est 45 : 79-98.

Drogue G, Wagner C, Mahr N, Hoffmann L, Pfister L, 2006. Topography and recent winter rainfall regime change in temperate western European areas : a case study in the Rhine-Meuse basin. International Journal of Climatology 26 : 785-796.

Massard J, 2005. Aspects de l’histoire de la météorologie au Luxembourg. In : Ries C (Editeur), Contribution à la climatologie du Luxembourg – Analyses historiques, scénarios futurs. Ferrantia 43, 138 p.

Pfister L, Humbert J, Hoffmann L, 2000. Recent trends in rainfall-runoff characteristics in the Alzette River basin, Luxembourg. Climatic Change 45 : 323-337.

Pfister L, Drogue G, El Idrissi A, Iffly JF, Poirier C, Hoffmann L, 2004. Spatial variability of trends in the rainfall-runoff relationship : a mesoscale study in the Mosel basin. Climatic Change 66 : 67-87.

Pfister L, Wagner C, Vansuypeene E, Drogue G, Hoffmann L, 2005. Atlas climatique du grand-duché de Luxembourg. Musée national d’histoire naturelle, Société des naturalistes luxembourgeois, Centre de recherche public – Gabriel Lippmann, Administration des services techniques de l’agriculture, Luxembourg, 80 p.

Externe Links 


CGIAR Consortium for Spatial Information (CGIAR_CSI) https://www.cgiar-csi.org/ external link

Quellen der meteorologischen Daten:

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