Boussu

GK056 Cristalleries de Boussu

Kristallflacons, Serie D Prestige, Kollektion Berger
Quelle: Les lampes Berger
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Cristalleries de Boussu

B-7300 Boussu

1837-1989

Manufaktur, Kristall, Flacons, Kunstglas


Gegründet 1837 im Borinage (Mons) in der Nähe der großen Steinkohlengruben, die für den notwendigen Brennstoff sorgten, produzierte die Société Anonyme des Verreries de Boussu zunächst in Zylinder geblasenes Fensterglas.

Ab dem Ende des 19. Jh. musste sie umstellen auf die Herstellung von Glasbechern minderer Qualität, die bis kurz vor dem 2. Weltkrieg fortgesetzt wurde. 

Das während dem Krieg geschlossene Unternehmen öffnete 1945 wieder seine Pforten. Eine neue Unternehmensführung orientierte die Produktion auf hochwertigere Produkte um.

Gegen 1958 bat einer der Direktoren, M. Prévost, Kunstliebhaber und Freund des Zeichners Zéphyr Busine, diesen, neue Modelle zu entwerfen. Der nun von dem Bergener Künstler eingeführte "Design"-Begriff wurde von seinen Schülern übernommen. Einer von ihnen, Christian Vincent, übernahm später die Entwurfsabteilung des Unternehmens.

Kristallflacon, Modell GH100, Kollektion Berger
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Kristallflacon, Modell DM marmoriert, Kollektion Berger
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Um 1960 wollten die Verreries de Boussu ihre handwerkliche Fertigung von der der mechanischen Glashütten absetzen und nahmen den Namen Manufacture de Boussu an. Acht Jahre später wurde sie von der Gruppe Manuverbel (Manufacture belge du verre) übernommen.

Nachdem die Glashütte 1974 von dem Unternehmen S.A. Gelb aus dem französischen Queue-en-Brie erworben wurde, firmierte sie unter Gelb Boussu International.

Nach einer schwierigen Phase tat sich das Unternehmen am 1. Mai 1982 mit den Verreries du Hainaut zusammen und schufen mithilfe der wallonischen Regierung die Cristalleries de Boussu. Unter neuer Leitung wurde die Produktion der Kristallerien umgestellt. 

120 Beschäftigte erzeugten Produkte in Kristallin und Kristall in verschiedenen Farben, in Opalin usw., in Formen, die in der Entwurfsabteilung von mehreren Designern erdacht wurden.

Nach und nach konnte sich die Kristallerie auf dem internationalen Markt etablieren und exportierte schließlich den größten Teil ihrer Produkte nach Europa, Amerika und Australien. Man spezialisierte sich auf hochwertige Tafelgläser.

Unter dem Druck der internationalen Konkurrenz (vor allem aus Osteuropa, z.B. die ebenfalls über eine lange Tradition verfügenden tschechischen Glashütten mit ihren niedrigen Preisen), musste die Kristallerie 1989 endgültig schließen.

Nach Christian Vincent, der früher die Entwurfsabteilung der Cristalleries de Boussu geleitet hatte, wurden die Flacons in enger Zusammenarbeit mit der Société Lampes Berger erstellt, die die Modelle aus einem anderen Material (Porzellan/Metall) lieferten. Die technische Realisierung war den Cristalleries de Boussu anvertraut, bzw. speziell dem dortigen Ofenchef Werner García.

Drageoire, Kristall, Sammlung Outelet
Quelle: Art déco du Centre external link

Kristallflacon, Modell D12, Kollektion Berger
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Das Unternehmen war aus verschiedenen Gründen ausgewählt worden, u.a. wegen der folgenden:

- das Knowhow und die Reputation des Unternehmens im Bereich der Glaserzeugung: Herstellung von Parfumflakons für große französische Parfümproduzenten und von Luxustafelglas,

- der damalige Direktor war selbst Franzose (M. Geld) und hatte gute Kontakte zu den französischen bzw. speziell den Pariser Unternehmen,

- die Produktionskosten der Flacons waren deutlich niedriger als bei anderen Kristallerien wie z.B. Daum, Baccarat oder Val Saint Lambert, um nur einige zu nennen.

Die Cristalleries de Boussu verfügten über kontinuierliche Kreisöfen, in deren zwölf Schmelztiegeln unterschiedliche Materialien gleichzeitig bearbeitet werden konnten, was eine große Flexibilität bei der Produktion ermöglichte.

Es handelte sich um rein handwerkliche Arbeit. Dies betrifft insbesondere die Flacons D10, D12, D14 und die marmorierten DM.

Der Glasbläser schnitt eine gewisse Menge Glaspaste (Opalin) ab, um es zu blasen. Diese Kugel wurde auf einem ersten Marmorstein gerollt, wo schmelzbarer Emailstaub (wie bei der Keramik verwendet), der bei 1125°C mit dem Glas verschmolz und ihm die marmorierte Oberfläche gab. 

Dann wurde die Masse in einen anderen Schmelztiegel getaucht, der Kristallin enthielt (11% Blei, also ein Drittel des Anteils von Kristall), nochmals auf der Marmoroberfläche gerollt, wo sie mit der Glaspfeife weiterbearbeitet wurde um schließlich in einer Form in ihre endgültige Gestalt geblasen zu werden. 

Schließlich wurde das Glas bei 530°C in einen sog. "Archenofen" gegeben, wo es langsam abgekühlt wurde, um die durch Temperaturunterschiede bedingten Spannungen abzubauen und ein Zerspringen zu vermeiden.

 

Quelle


Les lampes Berger - un siècle d'histoire (Text unverändert übersetzt)

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Externe Links


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