Damprémy

GK026 S.A. des Verreries de Dampremy

Verreries de Damprémy
Quelle: Hist. Postkarte

S.A. des Verreries de Dampremy

B-6020 Charleroi-Damprémy

S.A. gegr. 1912

Tafelglas


Eva Mendgen

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts revolutionierte der belgische Industrielle Emile Fourcault (1862-1919) gemeinsam mit dem belgischen Ingenieur Emile Gobbe die Flachglasproduktion mit der Entwicklung einer neuen Technik, der vollmechanischen Produktion von Tafelglas.

1901 wurden erste Versuche in der Glasfabrik von Gilly durchgeführt. 1903 ging die erste Maschine in der Glashütte von Fourcaults Schwager Georges Despret in Jeumont in Produktion.

Sie stellte erstmals mechanisch gezogenes Flachglas her, einen Meter breit, zwischen zwei und acht Millimetern dick und halb so teuer wie das bis dahin im Manufakturbetrieb hergestellte Glas, das aus aufgeschnittenen geblasenen Glaszylindern gewalzt wurde.

Der Erfolg führte zu den notwendigen Fremdinvestitionen auch aus Deutschland und Österreich in eine neu gegründete Aktiengesellschaft, so dass ab 1912 in der neuen Fabrik in Dampremy (heute Commune de Charleroi) acht moderne Maschinen nach dem "Fourcault-System" produzierten.

Nach der Schließung im 1. Weltkrieg öffnete das Werk rasch wieder, um v.a. nach Österreich-Ungarn zu exportieren.

Tafelglasfabrik, Produktion vor Einführung des Fourcault-Verfahrens (Mont-sur-Marchienne) Musée du Verre, Charleroi-Marcinelle
Quelle: Laurent, I., J.-P. Delande, J. Toussaint & A. Chevalier 1999

Belgische Briefmarke mit Emile Fourcault (1862-1919) und Emile Gobbe (1849-1915) 

Die bahnbrechende technische Neuerung von Fourcault, 1928 noch verbessert durch das "Bicheroux-Verfahren", führte, in ihrer Wirkung verstärkt durch die Weltwirtschaftskrise, zur Neustrukturierung und Konzentration der belgischen Tafelglasindustrie ab den 30er Jahren (näheres vgl. Roux).

Beim Fourcault-Verfahren wird das Glas in einem kontinuierlichen Prozess mit Rollen direkt aus der Schmelze abgezogen und in einem Kühlbereich gekühlt.

Die Dicke der Scheiben kann dabei über die Prozessgeschwindigkeit gesteuert werden.

Die Qualität des auf diese Weise gezogenen, preiswerten Flachglases ist für Fensterglas ausreichend, jedoch können Schlieren und Dickenunterschiede innerhalb einer Scheibe nicht vermieden werden.

Gläser, an die bezüglich ihrer Transparenz und Ebenheit höhere Ansprüche gestellt wurden, etwa für Spiegel, mussten weiterhin im Gussverfahren mit nachträglichem aufwendigen Schleifen und Polieren hergestellt werden.

Erst das von Pilkington 1952 entwickelte Floatglasverfahren revolutionierte schließlich die wirtschaftliche Herstellung großer Mengen qualitativ hochwertigen Flachglases.

Das Gussverfahren wurde weiter entwickelt: Das Glas läuft nach dem Schmelzen nicht über Rollen, sondern schwimmt zuerst auf einem flüssigen Zinnbad auf (engl. floating).

Es entstehen hierbei zwei ideale, parallele Oberflächen, und das Glasband wird am Ende des Zinnbades direkt in den Kühlprozess überführt.

Der kontrollierte Kühlprozess ist bei der industriellen Produktion von entscheidender Bedeutung.

Glasmacher in Charleroi
Foto: Musée du Verre, Charleroi-Marcinelle
Quelle: Laurent, I., J.-P. Delande, J. Toussaint & A. Chevalier 1999

Quellen


Delaet, J.-L. 1986: Vingt années de vie d'Emile Fourcault ou Histoire du procédé d'étirage mécanique (1901-1919), dans les cent dernières années de l'histoire de l'ingénieur en Belgique, SRBII, 1885-1985, Cahier 1/86, Bruxelles

Laurent, I., J.-P. Delande, J. Toussaint & A. Chevalier 1999: Glass and Crystal in Wallonia, Tournai

Muhlig, J. M. 1933: Notes on the early Development of the Fourcault Process, in Journal of the Society of Glass Technology, S. 145-148

Potelle, J.-F. 2000: Les Wallons à l'étranger hier et aujourd'hui, Institut Destrée, Charleroi

Poty, F., J-L Delaet 1986: Charleroi pays verrier, Charleroi

 

Links


Baunetzwissen: Geschichte der Glasherstellung external link

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