Bad Kreuznach

LE008 Bad Kreuznach-Gutleuthof


Bad Kreuznach


Bezeichnung
"Gutleuthof", "hoff guoden leidt"

Topographische Lage
Weit von der Stadt entfernt, am Gräfebach unterhalb des Dorfes Hargesheim an der Gemarkungsgrenze zu Roxheim

Urkundliche Ersterwähnung
1553

Gebäude
Nach einer Rechnung von 1553 eine Ansammlung von Häuschen jeweils für einen Leprosen; daneben bestanden eine gemeinsame Badestube und ein Gemeinschaftsraum für die Einnahme der Mahlzeiten und für die Durchführung von Versammlungen.

Kapelle
Es bestand eine Kapelle mit Jakob-Patrozinium.

Seelsorge
Der Pfarrer aus Kreuznach war für die Seelsorge zuständig; die Toten wurden auf den Friedhof nach Kreuznach überführt.

Insassen
Neben Leprosen aus der Gft. Sponheim wurden auch Aussätzige aus den benachbarten Territorien aufgenommen. Zum Eintritt mußte eine Pfründe erworben werden, mitunter wurde aber auch Mittellosen eine dauerhafte Unterkunft gewährt. 1577: 13 Pfründner; 1636: Ein Bewohner, wahrscheinlich der letzte. Über die Verpflegung der Pfründner ist folgendes belegt: Mehrmals in der Woche gab es Fleisch zum Gemüse, an Feiertagen erhielten die Leprosen Wein, am Neujahrsabend Lebkuchen, am Dreikönigstag und am Fastnachtsabend einen Fastnachtsbraten. In der Fastenzeit gab es statt Fleisch meist Heringe; an Aschermittwoch, Halbfasten und Gründonnerstag Karpfen mit Butter und Würze und beim Tode eines Kranken erhielten die anderen Leprosen Wecken.

Verwaltung
Die Verwaltung oblag wohl dem Rat der Stadt; Oberaufsicht durch sponheimische Amtleute in Kreuznach; Verwaltung vor Ort und Pflege der Kranken durch einen Hausmeister und eine Siechenmagd.

Stiftungen und Schenkungen, Einkünfte und Besitz
Aufnahmegebühr: Erwerb einer Pfründe und Einbringen von Bett und Hausgerät, die nach dem Tod des Aussätzigen im Besitz des Leprosoriums blieben. Ein Schellenknecht sammelte "allwöchentlich vor den Türen der Häuser" in Kreuznach Almosen.

Lepraschau
In der Regel wurde die Lepraschau in Mainz durchgeführt; auf Wunsch konnten die Kranken aber auch nach Köln oder anderswohin gehen, dann jedoch auf eigene Kosten. 1487 sandte Pfalzgraf Philipp einige Aussätzige aus Kreuznach zur Untersuchung nach Heidelberg.

Schließung
1705: Abbruch.

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Literatur


Back, Evangelische Kirche 1, 455-457 u. 2, 430;

Frohn, Aussatz (Rheinland), 134f.;

Keyser, Städtebuch Rheinland-Pfalz u. Saarland, 81;

Staerk, Gutleuthäuser, 544;

Velten, Gesundheitswesen (Kreuznach), 40.