Nach der Einrichtung einer Regierung von Eupen-Malmedy unter dem General Baltia am 10. Januar 1920 sollte eine Grenzfestlegungskommission aus sieben Mitgliedern, darunter einem Belgier und einem Deutschen, wie in Artikel 35 des Friedensvertrags gefordert, die neue Grenze zwischen Deutschland und Belgien festlegen.

Die Grenzfestlegungskommission entschied am 27. März, dass die Vennbahn, die die deutsch-belgische Grenze durchschnitt, vollständig an Belgien abgetreten werden sollte. Darüber hinaus wurde das westliche Drittel des Kreises Monschau an Belgien abgetreten.

Die von Deutschen bewohnten Gebiete westlich dieser Bahnlinie verblieben bei Deutschland, wodurch Exklaven entstanden, wie die Gemeinde Mützenich sowie ein Teil von den Gemeinden Roetgen und Lammersdorf. Neben bewohnten Gebieten zählten auch unbewohnte Gebiete westlich der Vennbahn noch zu Deutschland.

Die deutsch-belgische Grenze war aus diesem Grund äußerst kompliziert und unübersichtlich geworden, besonders zwischen Raeren und Kalterherberg. Die unbewohnten Gebiete des Hohen Venn und ein Militärlager mitsamt dessen Umland südlich von Kalterherberg waren in diesem Zeitraum ebenfalls an Belgien gefallen.

Belgien hatte aus militärischen Gründen auf den Besitz der Vennbahn bestanden und nahm daher diese komplizierte Grenze in Kauf. Schließlich wurde im Protokoll von Aachen vom 6. November 1922 der neue Grenzverlauf festgelegt.

Quellen

Van Wettere-Verhasselt, Y. 1965: Les frontières du nord et de l’est de la Belgique, Etude de géographie humaine, In : Revue belge de Géographie, Bruxelles

Khan, D.-E. 2004: Die deutschen Staatsgrenzen. Rechtshistorische Grundlagen und offene Rechtsfragen, Mohr Siebeck, Tübingen

Lengerau, M. 1990: Les frontières allemandes (1919-1989), Frontières d’Allemagne et en Allemagne : Aspects territoriaux de la question allemande, Bern

Pabst, K. 1966: Das Problem der deutsch-belgischen Grenze in der Politik der letzten 150 Jahre. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, Hrsg. v. B. Poll, Aachen, S. 184-210