Lothringen

GK069 Cristallerie de Baccarat

Cristallerie de Baccarat - Fabrikgebäude
Foto: E. Mendgen

Cristallerie de Baccarat

& Musée du cristal
Cour des Cristalleries
F-54120 Baccarat

Gegr. 1764


Glasmanufaktur Sainte-Anne (Verrerie Sainte-Anne)
Der Bischof von Metz, Louis de Montmorency-Laval, gründete 1764 die Verrerie Sainte Anne in Baccarat, mit Erlaubnis König Ludwigs XV., da "in Frankreich zu wenig Kunstglas hergestellt wird und deshalb große Mengen böhmische Produkte ins Land gelangen (…). Und das in einer Zeit, wo sich das Land von den Folgen des Krieges erholen muß."

In Baccarat waren die Voraussetzungen zur Gründung einer Glashütte ideal: Brennmaterial für die Glasöfen war ebenso vorhandenm, wie willige Arbeitskräfte.

Ab 1766 wurden Fenster- und Spiegelglas, sowie Trinkgläser im damals sehr beliebten "böhmischen Stil" produziert.

Bis zum Ausbruch der Französischen Revolution 1789 florierte das Unternehmen. Danach überlebte die Manufaktur bis 1816 nur mühsam.

Cristallerie de Baccarat - Verkauf
Foto: E. Mendgen

Baccarat, Glasmacherkapelle
Foto: E. Mendgen

Kristallglasmanufaktur  
Der Industrielle und Chemiker Aimé-Gabriel d'Artigues war ab 1816 neuer Eigentümer der Glashütte, jetzt "Etablissement de Vonêche à Baccarat". D'Artigues hatte bis 1795 die Glasmanufaktur seines Vaters im lothringischen Saint-Louis geleitet, wo 1781 der erste Kristallglasofen Frankreichs in Betrieb genommen worden war. 

D'Artigues kaufte 1802 die Glashütte Vonêche bei Namur, um sie auf Kristallglas umzustellen. 1815 wurde Vonêche im Gefolge der Napoleonischen Kriege niederländisch.

D'Artigues stand jetzt vor zwei Problemen: Frankreich erhob Schutzzölle auf ausländische Waren und machte damit den Import von Kristallwaren so gut wie unmöglich.

Zudem wurde die von Napoleon gegen England errichtete Kontinentalsperre wieder aufgehoben und der europäische Markt mit englischen Produkten beliefert. 

Mit der Auflage, seine Ware in Frankreich zu veredeln, und darüber hinaus ebendort Kristallglas herzustellen, erhielt d'Artigues die Erlaubnis, seine Ware zwei Jahre lang zollfrei zu importieren.

Er richtete 1816 in Baccarat den ersten Kristallglasofen ein, und damit begann der Aufstieg des Unternehmens. Baccarat erlangte schnell internationalen Ruf. Ende des 19. Jahrhunderts arbeiteten von 2 000 Glasmachern ein Drittel exklusiv für den Hof des russischen Zaren.

Musterfabriken
Baccarat wuchs im 19. Jahrhundert ähnlich Saint-Louis, Vallérysthal oder Portieux zu einer Musterfabrik mit etwa 2 000 Beschäftigten heran.

Service Harcourt
Foto: die argelola regiofactum

Baccarat, Glasmacherhäuser
Foto: E. Mendgen


Vor allem Baccarat besticht nach wie vor durch die unveränderte Schönheit der Anlage mit der Glashütte, den Arbeiterhäusern mit ihren Nutzgärten und der Direktorenvilla samt Park und Kapelle.

Auf der Weltausstellung 1889 in Paris zog das Unternehmen vor, statt mit technisch und ästhetisch perfektionierten Produkten mit dem Sozialsystem der Firma zu werben.

Und dies mit gutem Grund, denn die Facharbeiter gingen überall dorthin, wo die Konkurrenz bessere Arbeitsbedingungen bot, zum Beispiel auch an die Saar.

Dort führte das Savoir-faire aus den lothringischen Glasmacherzentren zum Aufbau der modernen Weißhohlglashütten in Fenne bei Völklingen und in Wadgassen bei Saarlouis.

Heute
Heute ist die Firma Baccarat mit 900 Beschäftigten größter französischer Kristallglashersteller, darunter 25 Meilleurs Ouvriers der France (MOFs).

Die Arbeiterhäuser aus dem 18. Jahrhundert sind nach wie vor bewohnt. Sie liegen zu beiden Seiten einer Esplanade direkt beim Werk mit seinen vielzähligen historischen Bauten.

Zum Ensemble gehört auch die ehemalige Direktorenvilla, in der heute unter anderem das Firmenmuseum untergebracht ist. Eigentümer ist seit 2005 die amerikanische Starwood Hotelkette.

Stichwort Glasindustrie
Quelle: Brockhaus 1907

Cristallerie de Baccarat, Unternehmervilla
Foto: die argelola regiofactum
Werbung für Baccarat im Katalog der Leipziger Messe 1907 Baccarat, Logo als Ätzmarke
Foto: die argelola regiofactum
Vase, Baccarat um 1900
Quelle: Joly Antiquités external link
Libelle, Baccarat um 1904
Quelle: Joly Antiquités external link
Vase, Baccarat um 1900
Quelle: Joly Antiquités external link


Quellen


Mendgen, E. 2007: Glaskunst/Art Verrier, in: Im Reich der Mitte / Le berceau de la civilisation européenne:  Savoir-faire Savoir-vivre (Hrsg. E. Mendgen & H. Doucet), Konstanz und Saarbrücken, S. 133-160

Mendgen, E. 2001: Cette Belle Industrie, in: Glas und Ton für Kunst und Lohn, Heimatkundlicher Verein Gersweiler, Saarbrücken, S. 273–284

Rose-Villequey, G. 1971: Verre et Verriers de Lorraine, au début des temps modernes, Paris

Sautot, D. 1994: Baccarat, eine Geschichte, Paris

Externe Links


Cristallerie Baccarat external link

Vidéo : Les 1001 facettes de Baccarat external link