Nordvogesen

Naturpark Nordvogesen

Michel Deshaies

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Das Besondere an dem 1976 gegründeten Naturpark Nordvogesen external link ist, dass er sich über zwei französische Regionen erstreckt, Elsass und Lothringen, und somit nur teilweise in der Großregion liegt.

Er bedeckt eine Fläche von 1 220 km² in Verlängerung zum Naturpark Pfälzerwald, mit dem zusammen er das größte Naturparkgebiet der Großregion bildet. Es ist zudem der einzige deutsche Park, der an Frankreich grenzt. Seit 1998 haben diese beiden Parke zusätzlich das Label „grenzüberschreitendes Biosphärenreservat“.

Der Naturpark der Nordvogesen erstreckt sich über das Bitscher Land am östlichen Ende des Département Moselle, sowie über einen Teil des krummen Elsass zwischen Saverne und Wissembourg im elsässischen Département Bas-Rhin.


Karte: Naturparks

Parcs naturels

Michel Deshaies, Université de Nancy 2

 

Parc naturel des Vosges du Nord

Bevölkerung
Bei einer Bevölkerung von etwa 97 000 Einwohnern in 113 Gemeinden, die vollständig innerhalb des Parks liegen, ist die Bevölkerungsdichte relativ hoch mit 80 Einwohnern pro km².

Dies scheint im Widerspruch zu stehen zu dem Gesamteindruck, den man beim Durchqueren des Naturparks hat, weil dessen Fläche zu mehr als zwei Dritteln bewaldet und dadurch fast menschenleer ist, abgesehen von einigen sehr kleinen Dörfern auf abgelegenen Lichtungen.

Im lothringischen Teil konzentriert sich die Bevölkerung auf die am Fuße ihrer Zitadelle gelegene kleine Stadt Bitsch sowie westlich dieser Stadt, am Fuße des Sandsteinsockels der fast menschenleeren Vogesen.

Auf der elsässischen Seite konzentriert sich die Bevölkerung in den kleinen Städten (Niederbronn und Wissembourg) und in den Dörfern am Ausgang der Vogesentäler, wogegen im Massiv selbst nur die Talsohlen und einige abgelegene Lichtungen bevölkert sind.   

Die Landschaften
Wie der Pfälzerwald, den sie verlängern, ziehen sich die Nordvogesen hauptsächlich über Buntsandsteinbänke hin, auf denen die Wälder vorherrschen. Das westliche Ende des Parks hingegen erstreckt sich über Muschelkalkuntergründe, geprägt durch sehr offene landwirtschaftlich genutzte Landschaften.

Die Nordvogesen bilden ein im Osten höher aufgeworfenes Massiv als im Westen und dominieren die oberrheinische Tiefebene durch einen 200 bis 250 m starken Steilabfall. Es sind also eher diese Höhenunterschiede als die Höhe an sich, die dem Massiv einen Gebirgscharakter verleihen, denn der Hauptteil liegt auf weniger als 400 m Höhe; nur einige Gipfel überragen 500 m.

Deshalb liegen die höchsten Punkte, wie der Große Wintersberg (581 m), alle an der östlichen Grenze. Bei genauerer Betrachtung weisen die leicht nach Westen geneigten Sandsteinschichten unterschiedliche Aussehen und Härten auf.

Man unterscheidet somit zwei verschiedene Konglomeratschichten, welche mehr oder weniger stark ausgeprägte Felsgrate bilden, wie die Schichten in Karlstal und das Konglomerat von Bitsch.

Lichtung im Wald der Sandsteinvogesen bei Lichtenberg
Foto: © M. Deshaies 9/2011

Die Erosion hat diese verschiedenen Härtegrade unterschiedlich ausgelaugt und eine Abfolge von östlich orientierten Hängen geschaffen, die mit Konglomeratabbrüchen durchsetzt sind. Sie dominieren aus den weicheren Schichten ausgewaschene Senken, in denen sich der Großteil der seltenen Lichtungen des Waldmassivs befindet.

Die Nordvogesen sind durchzogen von eng eingeschlossenen Tälern, deren Wasserläufe entweder zum Rheingraben oder aber zu Blies und Saar fließen. Die ruinenartigen, pittoresken Formen der Sandsteinfelsen in der Region Lemberg oder auch entlang der Grenze zu Deutschland türmen sich an den Hängen der Täler oder krönen die Gipfel der Berge.

Der Steilabfall der Sandsteinvogesen am Rheingraben
Foto: © M. Deshaies 9/2011

Sie stehen im Kontrast zu den aus weicheren Sandsteinschichten erodierten Becken wie dem von Bitsch, welches von einem Felsen dominiert wird, auf dem eine beeindruckende Festung thront. Zahlreiche heute verfallene Burgen wurden auf einigen dieser Felsen errichtet, an Stellen die die Überwachung der Straßen ermöglichten.

Besonders viele davon gibt es im nördlichen Teil des Massivs (Falkenstein, Fleckenstein, Wasigenstein, Alt- und Neuwindstein); sie zählen zu den wichtigsten touristischen Attraktionen der Region.

Aufgrund der Kargheit der Böden, die sich auf den Sandsteinuntergründen bildeten, bieten die Nordvogesen eine Landschaft, in der der Wald allgegenwärtig ist, da er zwei Drittel der Parkoberfläche bedeckt. Der am wesentlich trockeneren östlichen Rand ursprünglich nur aus Buchen und Eichen bestehende Wald wurde durch die Wiederaufforstungen des 19. Jahrhunderts stark „verharzt“.

Heute machen Kiefern mehr als die Hälfte der bewaldeten Flächen aus. Der Wald, der fast die gesamten Gipfel und Hänge der Hochebenen bedeckt, lässt nur auf den Talböden oder in den erodierten Senken am Fuß der von Konglomeratabbrüchen gekrönten Abhänge Platz für Ackerbau oder urbane Nutzung.

Nur einige wenige Lichtungen, meist in der westlichen Hälfte des Massivs gelegen, unterbrechen die Waldlandschaft, welche sich sehr von den östlichen, steilen Böschungen am Rheingraben unterscheidet. Im Gegensatz zum Pfälzerwald weiter nördlich, oder dem Fuß der Hochvogesen weiter südlich, gibt es an den Randhängen kein Weinbaugebiet.

Zielsetzungen und Projekte des Naturparks
Die 113 Gemeinden sowie die Départements Moselle und Bas-Rhin, welche die Charta des Naturparks unterzeichnet haben, streben eine nachhaltige Entwicklung des Gebiets an; das heißt, eine ausgeglichene Entwicklung menschlicher Aktivitäten, was sich in einer Vielzahl von Projekten widerspiegelt:

-    Eine Abstimmung zwischen dem „Office national des forêts“ (ONF) und dem Sycoparc über die Verwaltung der Wälder und die Forstwirtschaft enthält insbesondere die Definition von Indikatoren für eine nachhaltige Waldnutzung.

-    Das Erstellen eines Inventars der Naturreichtümer des Parks (IRINA), von Naturwissenschaftlern zusammengestellt, dessen Forschungsergebnisse in den wissenschaftlichen Annalen des Parks veröffentlicht werden, wie auch seit 1995 eine photographische Erfassung der Landschaften, die es ermöglicht, über Jahre hinweg die Veränderungen verschiedener ausgewählter Standorte zu verfolgen.

-    Erstellen eines Netzes von integral geschützten Waldreservaten, die sich ohne menschliches Eingreifen frei entwickeln sollen. Hinzu kommen Felsstandorte wie z.B. im Naturreservat Bitscherland (keine forstwirtschaftliche Nutzung und Kletterverbot).

Landwirtschaftlich geprägte Landschaft im Westen des Naturparks bei Epping
Foto: © M. Deshaies 9/2011

- Die Verwaltung der allgemeinen Natur: Dabei geht es darum, Projekte umzusetzen, die als Ziel den Schutz der großen Ökosysteme des Parks haben: Sensibilisierung und Ausbildung der Forstarbeiter; Vermittlung zwischen den Kletterern, den Verantwortlichen der Sandsteinfelsen und den Naturschützern, um so einen Mittelweg zwischen Kletteraktivitäten und dem Schutz des Wanderfalken zu finden; Programm für den Erhalt der Streuobstwiesen.

Landwirtschaftlich geprägte Landschaft im Westen des Naturparks bei Epping
Foto: © M. Deshaies 9/2011

-    Haltung von Schottischen Hochlandrindern für den Erhalt der offenen Flächen des Massivs im Rahmen der umweltgerechten Verwaltung der Brachflächen.

-    Erhaltung der Museen: Die Museen des Parks haben ihre Mittel zusammengelegt, um die Finanzierung eines Verwalterteams zu ermöglichen, sowie das Inventar der Kollektionen zu garantieren und Kommunikations- und Weiterbildungsmaßnahmen umzusetzen.

-    Die Ausstattung der Hauptsehenswürdigkeiten, auch kultureller Ankerpunkte: Symbolträchtige Standorte wie die Schlösser von Petite Pierre, Lichtenberg und Fleckenstein oder der Glashüttenort Meisenthal erhielten große Investitionssummen und erfuhren umfangreiche Restaurierungen, um ihre touristische Erschließung zu fördern.

 
 

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